Also zurück zum Stein: Man schaltet vor allem über den Sieg in Arenen mit einer Art Bosskampf weitere Fähigkeiten frei, die Hindernisse wie Felsen oder Pflanzen aus dem Weg räumen, Nebel auflösen, das Klettern über Berge ermöglichen oder für Licht im Dunkeln sorgen – man wird hier genau so über die Karte geködert wie in klassischen Abenteuern der Marke Zelda. Zwar wiederholen sich die Bewohner oft in den Textdialogen, aber gerade Einsteiger bekommen von ihnen nützliche Hinweise: Etwa, dass der Dauersprint wilde Monster anlockt oder dass es nachts im Turm spuken soll. Zwar gibt es kein separates Tutorial, aber das Spiel fließt sehr angenehm von einem zum nächsten unbekannten Feature.
Obwohl es sich nur um kurze Gespräche handelt und beim Wiedersehen meist dasselbe geplappert wird, wirkt die Spielwelt lebendig – es entsteht ein angenehmes Wirrwarr an Aufgaben und Möglichkeiten: Man begegnet anderen Trainern, die einem helfen oder herausfordern; man hört Gerüchte und kann sich ein Adressbuch mit Nummern anlegen. Danach klingelt des Öfteren das Telefon im PokéCOM – das ist quasi das Kommunikationstool des Spiels. Außerdem kann man mit bis zu fünf Freunden lokal über die Datenübertragung oder weltweit über WiFi kommunizieren, Monster und Statistiken suchen bzw. tauschen sowie in Arenen gegeneinander kämpfen; man kann sogar Kampfvideos erstellen und versenden. Auf der Visitenkarte werden dann immer der aktuelle Rang in Punkten sowie die Ergebnisse bisheriger Duelle aufgelistet. Trotzdem lässt der Online-Komfort ohne echte Lobby und mit umständlicher Freundescode-Eingabe im Jahr 2010 zu wünschen übrig.
Vater: Sag mal, worum geht es eigentlich in dem Spiel? Findest du die Story gut?
Tochter: Kämpfen und Pokémon trainieren.
Vater: Gibt es denn eine Geschichte wie in Zelda?
Tochter: Es gibt auch böse Trainer und so. Und wer in die Liga kommen will, muss in allen Arenen gewinnen. Die Geschichte ist hier aber nicht soooo wichtig. Eigentlich will man nur sammeln. Und kämpfen. Sollen wir jetzt mal gegeneinander antreten?
Ich mach dich platt!
Okay, also geht es per drahtloser Verbindung in die Arena. Bisher habe ich in der Spielwelt noch keinen Kampf verloren, also bin ich optimistisch – schließlich ist mein Feurigel auf Level 12, Kokuna auf Level 6, Rattfratz auf Level 8 und Bamelin auf Level 3. Von maximal sechs bringe ich also vier Pokémon in den Kampf. Jeder davon kann auf maximal vier Fähigkeiten zurückgreifen, die man per Stift oder Knopf aktiviert – das können Angriffe oder Verteidigungen, heilende oder schädigende Zauber sein. Wenn die Pokémon aufsteigen und eine neue Attacke gewinnen, muss man sich gut überlegen, welche vier man mitnimmt.
Tochter: Okay, fertig?
Vater: Jep, kann losgehen.
Tochter (grinst): Das ist dein Team?
Vater: Ja, wieso?
Ich habe keine Lust, das anschließende Gemetzel samt peinlichem Kicheranfall öffentlich zu machen. Jedenfalls hatte ich erstens kein Glück, zweitens keine Chance. Mein Bamelin wurde als Wassertier von einer komischen Trompetenpflanze platt gemacht – doppelter Schaden, weil sich diese Typen quasi direkt gegenüber stehen. Ich konnte zwar mit meinem Feurigel etwas Schaden verursachen und sogar permanente Verbrennungen auslösen, aber spätestens als es auf ein Vogelvieh namens Taubsi traf, das mich mit seinem Windstoß fast kampfunfähig machte, war die Sache klar. Außerdem hat meine Kontrahentin geschickt die Pokémon gewechselt und immer jene in den Kampf geschickt, die am besten passen. Sehr fies auch die Taktik des schnellen Rückzugs: Erst eine Pflanze vorschicken, die vergiftet und dann einem stärkeren Angreifer Platz macht – z.B. einem miesen Kleinstein mit seinen Felsfäusten. Das war ein Pokéloo für mich.