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Outlast 2 (Action-Adventure) – Das Spiel mit der Angst

Der Überraschungshit Outlast leistete mit Nerven zerfetzender Spannung sowie panischen Flucht- und Schockmomenten einen wertvollen Beitrag zur Wiederauferstehung des Survival-Horrors. Jetzt will Red Barrels mit einer Fortsetzung nachlegen und einmal mehr für Angstschweiß hinter der Kameralinse sorgen: Besteht bei Outlast 2 wieder Herzinfarkt-Risiko oder kann man sich die Windeln sparen?

© Red Barrels / Red Barrels / WB Games

Wenn der Horror seinen Schrecken verliert

Trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten rockt und schockt Outlast 2 nicht mehr so sehr wie der erste Teil. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen wirkt das Horror-Konzept mit Videokamera nicht mehr so frisch wie damals und die Entwickler haben es einfach verpasst, dem Konzept neue Facetten hinzuzufügen – die durchaus coole Mikrofon-Funktion alleine reicht da einfach nicht aus. Zum anderen nagen die vielen Fehlversuche auf der Flucht an der Motivation, um sein Leben zu bangen. Wenn man schon 20 Mal gestorben ist, wird ein weiterer Tod auch egal. Aber es ist vor allem die Spielzeit, durch die der Horror-Trip an Faszination einbüßt. Was im ersten Moment paradox klingt, ist vor allem bei Horror-Spielen ein kritisches Element: Schon im ersten Teil hat der Überlebenskampf zunehmend an Schrecken verloren – auch deshalb, weil man den Ablauf kaum noch mit neuen Mechaniken oder Gegnertypen bereicherte. Outlast 2 leidet unter dem gleichen Problem, schnell in einem gewissen Trott zu landen. Doch aufgrund der längeren Spielzeit setzt der Effekt schon viel früher ein und zieht sich entsprechend länger hin.

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Angst und Horror verlieren zunehmend ihren Schrecken – auch deshalb, weil sich das Spielprinzip mit der Zeit abnutzt. © 4P/Screenshot

Zwar gibt es wieder die besagten Situationen, die man ohne Kamera überstehen muss und auch die Schauplatzwechsel tragen zu einer gewissen Abwechslung bei, aber das alleine reicht einfach nicht aus, um die mangelnden Variationen bei Rätseln und im Spielverlauf zu kaschieren… Horrorspiele wie Resident Evil 7 oder Dead Space funktionieren vor allem deshalb über einen längeren Zeitraum, weil sie immer wieder frische Facetten liefern, die den Spieler bei der Stange halten und motivieren. Genau diese wichtige Zutat fehlt Outlast 2. Stattdessen klappert man gefühlt ständig die gleichen Aufgaben und Locations ab (finde dies, finde das) oder rennt – zunächst meist erfolglos – um sein Leben. Von daher wäre weniger Spielzeit hier mehr gewesen und man hätte sich die letzten paar Stunden nach vielen überflüssigen Streckungen nicht zum durchaus gelungenen sowie diskussionswürdigen Finale quälen müssen.