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Outland (Plattformer) – Archaisch, anspruchsvoll, genial

Outland hat vor drei Jahren das PlayStation Network
und Xbox Live gerockt: Das kreative Team von
Housemarque lieferte mit diesem außergewöhnlichen Plattformer sein Meisterstück
ab. Jetzt ist es endlich auch für den Rechner erhältlich. Warum sich das lange Warten gelohnt hat, verrät der Test.

© Housemarque / Ubisoft

Die Ästhetik des Sidescrollers

Denn hier gesellt sich eine Modernität hinzu, die die archaische Bildsprache wunderbar kontrastiert: Die Ästhetik des Sidescrollers. Es sind nicht nur Dornen oder Speere, krabbelnde Monster oder gerüstete Krieger, die den Helden von links und rechts bedrohen, sondern auch blau oder rot glimmende Mächte – sie strömen mal wie zischende Laser, mal wie Plasmastrahlen oder riesige pulsierende Fächer in die ansonsten düstere Dschungelkulisse. Man fühlt sich fast an Spiele wie R-Type erinnert, wenn dieses gefährliche Arcadeglimmen von

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Die Jump&Run-Mechanik bietet alle Finessen des Genres.

© 4P/Screenshot

oben und unten beginnt. Man muss sich ducken, clever ausweichen, Phasen durchschreiten oder sich diese Energie wie in Ikaruga selbst zunutze machen. Und das macht richtig Laune.

Denn diese zwei Prinzipien der Macht streiten zwar miteinander, aber man kann sie irgendwann auf Knopfdruck beherrschen – das bereichert das Spiel um eine Taktik- und Timing-Note: Dann kann man gezielt die Farbe tauschen, um sich entweder vor der identischen Farbe zu schützen oder Feinde der anderen Farbe zu verletzen. Auch dieses duale Prinzip ist nicht neu, aber das Leveldesign verlangt Schritt für Schritt den immer effizienteren Wechsel der Macht, so dass der Anspruch vom angenehmen Ausprobieren bis zum punktgenauen Einsatz steigt. Manchmal muss man in einem zwischen blau und rot wechselnden Regen optimal in mehreren Phasen die Macht ändern, um nicht getroffen zu werden; oder inmitten eines Sprungs von Rot auf Blau schalten, damit sich die rettende Plattform darunter aktiviert – es ist ungeheuer befriedigend, wenn man so einen Glimmrutenlauf mit multiplen Wechseln lebend besteht!

Fordernder Schwierigkeitsgrad

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Klettern, kämpfen und clever zwischen den Elemente wechseln – Outland ist angenehm anspruchsvoll. © 4P/Screenshot

Trotz der archaischen Jump’n Run-Mechanik ist man hier also neugieriger und gespannter, wenn man in großen Sätzen über Abgründe hechtet oder tödlichen Fallen ausweicht, wenn man Riesenspinnen attackiert, kleinen Drachen ausweicht oder gerade noch über rasende Bombenwürmer springt. Hier wirkt alles eleganter und uriger, relaxter und dennoch fordernder als in vielen Plattformern. Auch der Schwertkampf wird anspruchsvoller, weil Krieger plötzlich frontal blocken oder nur von hinten verwundbar sind. Nicht nur zu Beginn, sondern immer wieder mittendrin, verströmt dieses Abenteuer aufgrund seiner visuellen Ästhetik trotzdem das entspannte Flair von Zen-Gaming, bei dem man sich zurücklehnen und genießen will. Aber auf der anderen Seite wird man gnadenlos unter Druck gesetzt, wenn man sich auf die gefährliche  Reise in die Vorzeit begibt.

Dabei ist das Spiel nie unfair: Es gibt erstens genug Kontrollpunkte und zweitens bedeutet eine Kollision noch nicht den sofortigen Tod, denn man baut über gesammeltes Gold an heiligen Schreinen seine Lebenskraft aus. Auch die fünf hervorragend inszenierten Bosskämpfe sind sehr gut ausbalanciert und verlangen clevere Taktik – den ersten behäbigen Golem erledigt man noch recht einfach, aber danach wird es schon kniffliger, zumal auch dort der clevere Wechsel der Macht gefordert wird. Dass man selbst nach dem ersten Durchspielen gerne in die Welt zurück kehrt, liegt an den Erkundungsreizen und den Geheimnissen, die man beim ersten Abenteuer gar nicht alle befriedigend bzw.  finden kann. Es ist zwar unheimlich schade, dass man das Ganze nicht auch offline im Duett spielen kann, aber dafür kann man online kooperativ loslegen – und da gibt es zusätzlich innerhalb der normalen Spielwelt einige exklusive Level, die man nur mit einem Partner über das Internet meistern kann.