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No Man’s Sky (Survival & Crafting) – Alles besser mit ‚Next‘?

Als No Man’s Sky vor etwa zwei Jahren erschien, wurde es ein Opfer seiner Ambition sowie der dadurch geschürten Erwartung. Die unendlichen Galaxien mit ihren Habitaten waren visuell und konzeptionell durchaus interessant, verloren sich aber zunehmend in langweiligen Dauerschleifen. Mit den nachfolgenden Content-Updates, die nun in der so genannten Next-Version gipfeln, wollte man einige Probleme in den Griff kriegen. Wir haben die Premiere der Xbox-One-Fassung zum Anlass genommen, erneut einen Test-Abstecher zu unternehmen.

© Hello Games / Hello Games / 505 Games

Doch bei allem frischen Komfort hat man es immer noch nicht geschafft, eine planetare Übersichtskarte anzubieten, so dass man sich besser orientieren oder vielleicht regenerative Rohstoffe markieren kann. Und auch die Navigation in der Sternenkarte ist nach wie vor stark gewöhnungsbedürftig, wenngleich einen Hauch intuitiver als in der Urversion. Um meinen Frust zu erklären: Man darf Technik nutzen, die einen unkompliziert durch Sternensysteme bringt, hat aber keine Gelegenheit, einen planetaren Navigator zu installieren, der einen zumindest über Entdeckungen auf dem Laufenden hält oder einem unkompliziert erlaubt, so viele Markierungen zu setzen, wie man möchte. Denn immerhin kann man auch auf dem Startplaneten Stunden zubringen, um sein Entdeckungstagebuch zu füllen oder seine Basis nach allen Regeln der Kunst aufzubauen. Dennoch: No Man’s Sky bietet in der gegenwärtigen „Next“-Variante einen Haufen Zeug für Sammler, Bastler und Überlebensjunkies und ist auch als „Spiel“ deutlich besser als das Original, das im Spätsommer 2016 erschien.

Zwischen allen Stühlen

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Man kann sich sogar als Frachter-Kommandat samt angeschlossener Fregattenflotte versuchen. © 4P/Screenshot

Trotzdem bleibt weiterhin das Gefühl, dass Hello Games nicht genau weiß, wie man die Odyssee platzieren und worauf man den Fokus legen möchte. Als Weltraum-Oper ist sie mechanisch zu redundant, während die Kämpfe eher anspruchslos bleiben. Hier würde ich Elite Dangerous nach wie vor vorziehen – auch wenn die Kontrolle über das Raumschiff in No Man’s Sky deutlich einfacher bzw. „arcadiger“ funktioniert. Zudem kocht man hier erzählerisch und dabei vor allem in der Interaktion mit fremden Völkern weiterhin auf Sparflamme. Es kann eigentlich zu keinen Konflikten kommen, die einen dazu zwingen würden, einige Systeme links liegen zu lassen, da man dort nicht gerne gesehen wird. Als Survival-Abenteuer vor einem sternenreisenden Hintergrund hingegen macht man abseits einiger Bereiche der Benutzerführung oder der angesprochenen fehlenden Planetenkarte vieles richtig: Konzentriert man sich auf diesen Teil des Spiels, findet man nicht nur eine hohe Bandbreite an Rohstoffen, sondern auch mehr als genug Möglichkeiten, diese zu verbinden oder zu veredeln.

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Die Benutzerführung bei der Galaxie-Karte wurde stark optimiert, hat aber immer noch Luft nach oben. © 4P/Screenshot

Der explorative Ansatz, den das No-Man’s-Sky-Universum schon vor zwei Jahren bot, wurde dadurch mittlerweile enorm aufgebohrt. Neben den eigenen Basen darf man sich sogar als Kommandat einer Fregatten-Flotte betätigen, die einem riesigen Raumfrachter als Kommandoschiff folgt und die sich auf kleinere Aufträge schicken lässt. Doch auch hier geht man immer noch nicht ins letzte Detail. Es lassen sich z.B. nicht ohne Weiteres Produktionsketten errichten, mit deren Hilfe man sich vorrangig als intergalaktischer Händler verdingen könnte. Natürlich kann man seine Waren über die Terminals verkaufen, die man u.a. auch in der Basis oder auf seinem Frachter bauen kann. Doch Komfortfunktionen findet man nur selten. Wieso z.B. kann ich nicht  gleich Warpkerne bauen, wenn ich genug Material für die Einzelkomponenten habe? So hätte man zumindest dem zwar abgeschwächten, aber weiterhin omnipräsenten Platzmangel im Inventar Paroli bieten können, der mit den Containern und vor allem dem dritten Planetenfahrzeug Colossus, einem behäbigen Transporter, eingegrenzt wird. Dies passiert jedoch zu spät. Wenigstens kann man früher an den Punkt kommen, wo man sich über clever platzierte Basen und Portale durch „Planeten-Hopping“ recht unkompliziert alle nötigen Rohstoffe in kurzer Zeit zusammensammeln kann.

Gemeinsam einsam


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Nicht nur die Schulterperspektive ist neu, auch der Mehrspielermodus hat es mit dem Next-Update endlich ins Universum von No Man’s Sky geschafft. © 4P/Screenshot

Ebenfalls neu ist der Mehrspieler-Modus, der schon zur Premiere angedacht war, aber erst mit dem Next-Update integriert wurde. Nicht nur, dass man jetzt mit einem Freundes-Quartett die Story-Bögen oder zufällig aus einem passablen Pool generierten Missionen in Angriff nehmen kann. Man darf auch das Risiko auf sich nehmen, quasi ein „gemeinsames Universum“ mit Fremden zu betreten. Dass man hier allerdings mitunter lange braucht, um auf andere Spieler zu treffen, liegt in der immensen Größe der Spielwelt begründet. Wer auf das alles verzichten kann und sich nur auf die vielfältigen, aber nicht sehr tief gehenden Geschichten, die Planetenbesiedlung oder die Crafting-Kreisläufe konzentrieren möchte, hat natürlich die entsprechenden Optionen zur Verfügung – auch wenn der „Offline“-Schalter nicht vom Start weg zur Verfügung steht, sondern aus dem Spielmenü aktiviert wird.