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Need for Speed (Rennspiel) – Zurück in den Untergrund?

Mit Need for Speed will Electronic Arts erreichen, was sich derzeit wohl auch VW nach dem Abgasskandal am meisten wünscht: einen gelungenen Neustart. Aber kann Ghost Games die schwindende Faszination der einst ruhmreichen Rennspiel-Reihe neu entfachen? Wir sind durch die Stadt geheizt, haben uns in der Garage als Tuner versucht und als Outlaw mit den Cops angelegt, um es herauszufinden.

© Ghost Games / Electronic Arts

Dein Freund und lahme Ente

Und was zur Hölle ist hier eigentlich mit den Cops los? Die Gesetzeshüter agieren überwiegend von dämlich bis handzahm und man muss sogar ständig auf die Verfolger warten, um die Jagd am Laufen zu halten. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich mal Verstärkung angefordert wird oder Straßensperren errichtet werden. Selten hat sich das klassische Duell zwischen Cops und Rasern so unfassbar zäh und langweilig angefühlt wie hier. Überhaupt eine Verfolgungsjagd zu starten, erfordert schon viel Geduld: Ich bin auf der Suche nach Streifenwagen teilweise knapp zehn Minuten vergeblich durch die Stadt geirrt, habe mich sogar lange vor der Polizeiwache auf die Lauer gelegt, aber einen Cop konnte ich zwischen den wenigen Taxen, Lieferwagen und Nachteulen einfach nicht entdecken. Was waren das noch für Zeiten, als ich von Hubschraubern massiv unter Druck gesetzt wurde, panisch Nagelbändern ausweichen musste oder mir die hartnäckigen Gesetzeshüter durch witzige Pursuit Breaker vom Leib halten musste. Angesichts dieser komatösen Schlaftabletten, die mir gefühlt in einem Citroen 2CV hinterher schleichen, sind diese tollen Zeiten des Katz- und Mausspiels aber leider vorbei.      

Vorgeschobener Online-Zwang


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Der Fuhrpark bietet ein paar schicke Modelle, ist mit gerade mal gut 50 Modellen aber auch sehr übersichtlich. © 4P/Screenshot

Und was haben sich Ghost Games und Criterion eigentlich dabei gedacht, den Nutzern eine permanente Online-Anbindung aufzwingen zu müssen? Nötig wäre sie jedenfalls nicht. Im Gegenteil: Wenn dank Teleportationspunkten plötzlich Autos von anderen Spielern aus dem Nichts erscheinen oder die eigenen Rennen durch ihr unbewusstes oder gewolltes Eingreifen versaut werden, wünscht man sich sogar regelrecht, die verdammte Leitung kappen und sich von den Onlinefahrern befreien zu können. Hinzu kommt, dass echte Online-Duelle kaum zustande kommen, da es kein Lobbysystem oder dedizierte Mehrspieler-Veranstaltungen gibt. Lokale Rennen am geteilten Bildschirm sucht man ebenfalls vergeblich. Zumindest kann man zusammen mit Freunden in einer Crew ins Spiel einsteigen, doch das alles liefert keine befriedigende Antwort auf die Frage: Warum zum Geier gibt es einen Onlinezwang? Sinnvoll erscheint nur ein trauriger Gedanke: Schaltet EA irgendwann die Server ab, kann man das Spiel endgültig in die Tonne kloppen, denn es wird unbrauchbar. Und das wird spätestens dann der Fall sein, wenn man einen Nachfolger unters Volk bringen will. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es bereits heute, wenn etwa Auszeiten für die Wartung anstehen oder Verbindungsprobleme verhindern, überhaupt bis zum Startbildschirm zu gelangen – oh, du schöne Onlinewelt.

Motivierend im Onlinebereich ist einzig die Speedwall in Kombination mit dem Autologsystem, bei der man seine Ergebnisse mit anderen Spielern und vor allem seinen Freunden vergleichen kann. Praktisch: Ist jemand aus der Freundesliste besser, werden entsprechende Veranstaltungen gleich mit einem entsprechenden Icon auf der Karte markiert. So kehrt man immer wieder gerne zu Events zurück, um die Ergebnisse der ärgsten Konkurrenten zu pulverisieren und ein neues Kapitel im ewigen asynchronen Schlagabtausch zu schreiben.