Leider mangelt es an effizienten defensiven Manövern: Obwohl man einzelne Spieler per L2 in die intensive oder per L1 in die Doppeldeckung nehmen kann, obwohl man Steals versuchen, passive Blocks stellen und natürlich zum aktiven Block hoch gehen kann, lässt sich die Verteidigung etwas zu einfach aushebeln, weil die Offensivspieler zu schnell ohne große Pass-Taktiken in die Wurfzone kommen. Vor allem über die Außenlinie kann man den Ball bei durchgedrückter Sprinttaste meist bequem bis unter den Korb tragen und einnetzen – etwas ausgeglichen wird diese Möglichkeit immerhin dadurch, dass man nicht endlos sprinten kann, denn die Ausdauer nimmt dadurch ab und man muss seine Superstars auch mal schonen. Aber man kann auch oft durch die Mitte gehen, indem man den ersten Gegenspieler per Iso-Move umdribbelt. Wenn man selbst in der Offensive ist, macht das auch Laune!
Apropos Dribblings: Hier gibt es eine Vielzahl an eleganten Bewegungen, die man per gedrückter L2 und/oder R2-Taste über den linken Analogstick abrufen kann – egal ob Crossover, Spin, Half-Spin oder Hesitation Cross. Man kann die Ballhand wechseln, hinter den Rücken spielen, 180-Grad-Drehungen zeigen, antäuschen, verzögern und je nach Star noch individuelle Manöver zeigen. Das kleine Problem ist hier, dass die Steuerung das punktgenaue Bewegen des Analogsticks bedingt, der allerdings so vieles auslösen kann, dass sich Bewegungen überlagern oder falsch abgerufen werden.
Hinzu kommt, dass schon das einfache Positionieren des Ball führenden Spielers ohne Dribbling, viel zu schwammig ist: Wer seinen Point Guard in die schmale Dreierzone an der Seite manövrieren will, ohne ins Aus zu geraten, muss sehr viel Geduld aufbringen, denn die Spielfiguren neigen zu kleinen Automatismen – hier hätte man eine größere Toleranz einbauen sollen, damit man sich punktgenauer bewegen kann. Das gilt auch für einfache manuelle Pässe, die trotz deutlicher Analogstickvorgabe in komplett anderen Richtungen und damit im Turnover enden; gut, dass man hier das Icon-Passing über R1 nutzen kann.
Es wäre auch klasse gewesen, wenn man die komplexeren Dribblings aktiv in den Trainings hätte nachspielen können – so kann man sie zwar üben, aber man sieht nicht, was alles möglich ist: Wenn man z.B. den Up & Under üben will, wäre es hilfreicher, wenn ein Ghost oder Profi das mal vorspielt – so muss man in der Anleitung lesen, dass man „einen Pumpfake machen, die L2-Taste loslassen und sich mit dem rechten Stick in die Richtung, in der man abschließen will, bewegen soll.“ Hört sich einfach an, aber diese Aktion überlagert sich wiederum mit anderen, so dass man sich vertun kann. So viel die Steuerung auch bietet, so überfrachtet ist so letztlich auch.
Online alles in Butter?
Die Defensivproblematik wirkt sich nicht nur in Spielen gegen die KI aus, sondern noch stärker online: Selbst wenn man die Aggressivität in der Defense hoch schraubt und defensive Taktiken fährt, kann man diese unrealistisch einfachen Soli kaum verhindern. Man stellt die Wurfzone extra zu, aber die Power Forwards stürmen einfach rein. Manchmal kann man sie stellen und ein Offensiv-Foul über B provozieren, aber das gelingt zu selten. Vor allem die L2-Deckung erweist sich als zu zahm – es dauert viel zu lange, bis man den Ball führenden Spieler im Visier hat. Es gibt Online-Spieler, die mit einem einzigen schnellen Profi 90% ihrer Punkte machen – und das nervt, denn Basketball ist bei aller individueller Klasse ein taktischer Teamsport.
Schade ist auch, dass der Spielfluss offline nicht ganz sauber ist: Es kommt ab und zu kleineren Rucklern, die zwar nicht fatal sind, aber wahrnehmbar. Und das wirkt sich auch online aus, denn der solide Netzcode kann nicht verhindern, dass feine Manöver wie etwa Pump Fakes gar nicht mehr in Echtzeit aktiviert werden – das Antäuschen des Wurfes, das offline ohne Probleme über das Antippen der Wurftaste oder des Sticks eingeleitete wird, geht online komplett unter. Auch Pass-Finessen lassen sich aufgrund der leichten Verzögerung nicht so einfach umsetzen, so dass man sich online auf das Wesentliche und das Sichere konzentriert. Und das führt online zu reinem Sprint-Dunk-Basketball.
Eher spektakulär als taktisch
Das ist deshalb schade, weil man online theoretisch über „Team Up“ einen Verein mit eigens erstellten oder offiziellen NBA-Profis gründen und auch mit zehn Freunden gegeneinander antreten kann – wenn sich da jeder an seine Position hält und etwas von Basketball versteht, ist das eine klasse Sache. Aber in der Praxis erwiesen sich alle Spiele mit fremden Leuten als taktische Katastrophen. Es ist überhaupt eher der spektakuläre Abschluss, online wie offline, der dieses Spiel auszeichnet: Wer nach einem Dribbling vor den Korb zieht, hat viele coole Möglichkeiten, den Ball einzunetzen – vom einfachen bis zum verzögerten Korbleger mit links oder rechts plus Drehung oder ohne, vom einfachen oder verzögerten Dunk mit Schmackes oder Kreisel in der Luft. Es ist alles dabei, selbst Finessen wie Runner, Drifter oder Leaner auf dem Weg zum Korb lassen sich einleiten. Das Spiel sieht auf Xbox 360 und PS3 einen Tick besser aus als auf dem PC, der seine Kraft nicht ausspielen kann. Die Präsentation befindet sich aber auf allen Systemen, bis auf das schwache und überaus verwirrende Hauptmenü, auf technisch hohem Niveau, was die Stadionkulisse mit ihren individuellen Fans ebenso unterstreicht wie die Kamerafahrten, die Zeitlupen oder die hervorragenden amerikanischen Kommentare von Kevin Harlan und Clark Kellogg – sie sind auf die Situation und den Verein zugeschnitten, mal informativ, mal humorvoll. Und sie nehmen Bezug auf Schlüsselspieler, auf Karrieren oder auch Rivalitäten.
Sobald man ein Spiel startet, fühlt man sich in den NBA-Zirkus versetzt. Dazu tragen auch die individuellen Animationen der Stars bei, die sich vor allem bei den Dribblings, den Dunks und dem Aufposten zeigen. Gerade Letzteres bietet für den offensiven Mann, der sich in den Gegner reinlehnt, viele Möglichkeiten: Man kann seinen Wurf mit der rechten oder linken Schulter antäuschen, sich schnell drehen, kann ihn unterbrechen und je nach Situation einen distanzierten Hakenwurf wagen oder links oder rechts am Center vorbei zum Korb ziehen. Man kann nach einem Pump Fake auch direkt in einen Sprungschritt samt Drehung übergehen. Sehr schön ist, dass sich die Statur hier spürbar auswirkt – Leichtgewichte werden einfach mal weggeschoben. Hier klappt das Zusammenspiel aus offensiven und defensiven Möglichkeiten!
Der Soundtrack ist übrigens sehr gut, man kann zahlreiche Trainings absolvieren und wie jedes Jahr auch den Manager-Modus „The Association“, NBA Blacktop, die separaten Play-Offs, eine Saison oder einzelne Situationen spielen. NBA-Fans dürfen sich zudem über aktuelle Spielergebnisse mit Statistiken sowie einen Live-Kader freuen, der ähnlich wie in FIFA 10 ständig aktualisiert wird – egal ob Werte, Verletzungen oder Transfers. Es fallen nur kleinere Macken in der Präsentation negativ auf: Manchmal verschwinden die Hosen der Profis, Zuschauerköpfe werden seltsam verunstaltet und manche Drehungen wirken in den Wiederholungen oder in der totalen Kamera vor Freiwürfen zu hölzern.