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NBA 2K10 (Sport) – NBA 2K10

Wird Dirk Nowitzki dieses Jahr mit den Dallas Mavericks die größte Trophäe der NBA erobern? Sein Team ist gerade Spitzenreiter der Southwest-Division. Aber bisher ist der Würzburger immer knapp gescheitert. Aber was heißt das schon? Da muss man als Power Forward erstmal hinkommen! Er hat immerhin eine beachtliche Karriere in der härtesten Basketball-Liga der Welt gemacht und gehört schon jetzt zu den besten ausländischen Spielern. Ob man das auch schaffen könnte? Mit 2K Sports kann man es versuchen!

© 2K Sports / 2K Sports

Jeder Assist zahlt sich aus

Wer auf der Bank sitzt, kann das Spiel vorspulen.

Nicht nur dieser realistische Anspruch in der Entwicklung sorgt für Spaß in der Karriere, sondern vor allem das direkte Feedback auf dem Platz: Man bekommt für jede Aktion Punkte, die sich umgehend auf das Gesamtergebnis in Form einer Schulnote auswirken. Man startet mit C, also einem befriedigend, und kann über kluge Pässe, erfolgreiche Assists, effiziente Blocks oder Steals, gutes Stellungsspiel, das Einleiten einer Doppeldeckung oder das Werfen aus guter Position Boni sammeln, um sich auf B oder gar A zu steigern: Je besser die Note, je mehr Nebenziele man erledigt, desto mehr Punkte gibt es. Und selbst das eigene Team zeigt sich erfreut: Die Jungs klatschen nach einem Spiel ab, wenn man erfolgreich war.

Dieses Feedback-System wurde in weiten Teilen also deutlich besser umgesetzt als in FIFA 10 oder NHL 10: Hier muss man je nach Position anders spielen – der Center bekommt andere Grundziele vor einem Spiel als der Point Guard, der z.B. zwei erfolgreiche Dreier landen muss. Hinzu kommen auch Abzüge, wenn man einfach wild Pässe anfordert, obwohl man schlecht steht. Das geht so weit, dass einen die Mitspieler nur noch ungern anspielen und man längere Auszeiten auf der Bank bekommt (von dort kann man das Spiel weiter mit ansehen oder es vorspulen). Außerdem wirken sich Fehlpässe, verschuldete Turnovers, schlechtes Stellungsspiel und Fouls sofort negativ aus. Man muss Basketball hier als Teamsport verstehen und sich einordnen.

Schwächen im System

In der Offensive spielt NBA 2K10 seine Stärken aus: Das Spiel sieht klasse aus und es geht ebenso rasant wie wuchtig unter dem Korb zur Sache.

Ist das also die optimale Simulation einer Karriere? Nein. Leider hat man dieses Feedback-System nicht konsequent auf den Platz übertragen: Obwohl ja Laufwege benotet werden, werden die speziellen Positionierungen eines Centers, Small oder Power Forwards nicht visualisiert, so dass man nie weiß, wo man wirklich gut steht – man muss also nach Gefühl gehen. Schade ist auch, dass man nicht gezielt Spielzüge nachspielen muss, die der Trainer vorgibt. Diese kann man sich ja später in regulären Matches anzeigen lassen, inklusive der Pfeile für Wege und Passrichtungen. Warum hat man das nicht auch für die Karriere ausgenutzt, wo man doch gerade dort diese Taktiken lernen müsste?

Das Feedback-System hat zudem ärgerliche Fehler, die dazu führen, dass man zu oft zu harsch bewertet wird – oder andersherum: Selbst bei gutem Spiel kann man sehr schnell Punkte verlieren. Taktische Fouls, die einfache Körbe verhindern sollen, werden genau so wenig als gute Aktion gewertet wie Würfe aus der eigenen Hälfte in letzter Sekunde mit „schlechte Wurfposition“ abgestraft werden. Was soll das? Man vermisst auch schmerzlich Boni für „einfache“ Wurferfolge! Egal ob Korbleger, Dunk oder Dreier – wer trifft, wird zu Beginn seiner Karriere seltsamerweise nicht belohnt; erst in der NBA wird der Sieg wertvoller. Das ist trotz des Teamgedankens unverständlich, denn es wird ja auch fleißig in der Statistik abgezogen, wenn der eigene Gegenspieler trifft. Manchmal ist es auch ein Ziel, diesen auf eine Erfolgsquote von 42% zu drücken oder keinen Dreier von ihm gegen das eigene Team zuzulassen. Warum wird dann mein Erfolg gegen ihn nicht positiv berücksichtigt? Man hat leider das Gefühl, dass man hier künstlich klein gehalten wird und das nagt an der Geduld.

Fehler im Figurenverhalten

Schön ist, dass die KI der eigenen Leute in der Offensive sehr aufmerksam meine Laufwege beobachtet: Das heißt, dass man auch clevere Doppelpässe einleiten oder sich in den Rückraum oder an die Seitenlinie schleichen kann, um einen Dreier einzuleiten – auch gutes Positionsspiel wird ja belohnt. Schlecht ist, dass die Gegner-KI so viele peinliche Aussetzer hat, denn sie joggen manchmal einen Meter außerhalb des Spielfeldes und verursachen zu oft unrealistische Turnovers, indem sie ohne gegnerisches Pressing dilettantisch über die Mittellinie zurück laufen. Und zwar zwei, drei mal in einem Spiel! Außerdem lassen sie die Uhr oft ungenutzt ohne Wurf ablaufen oder es werden Auszeiten genommen, die keinen Bezug zum Spiel haben. Diese Kleinigkeiten trüben der Spaß zwar nicht empfindlich, aber sie nagen an der Illusion.

Trotz dieser Schwächen ist der Karriere-Modus momentan nicht nur das frische Aushängeschild der diesjährigen Basketballauflage, sondern ein wichtiger kreativer Schritt im Sportspielbereich, was Feedback angeht. Denn spätestens, wenn man endlich von einem NBA-Team eingeladen wird und erstmals vor voller Hütte in Dallas, Los Angeles oder Boston aufläuft und zum ersten Mal einnetzt, bekommt man eine Gänsehaut und weiß, was man vorher geleistet hat. Und ab diesem Zeitpunkt beginnt ja erst die Karriere innerhalb der Liga. Aber nach diesem magischen Moment oder auch in regulären Freundschafts- oder Ligaspielen zeigen sich auch Schwächen in einer Spielmechanik, die auf den ersten Blick ein Zwilling des Vorjahres ist – wer NBA 2K9 kennt, der kennt NBA 2K10.