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Murdered: Soul Suspect (Action-Adventure) – Gespenstische Ermittlungen

Auf der letzten E3 sorgte Square Enix für eine Überraschung: Der Adventure-Krimi Murdered: Souls Suspect verbindet Detektivarbeit mit Schleich-Action und den ungewöhnlichen Fähigkeiten eines geisterhaften Protagonisten. Können Kniffe wie Gedankenlesen oder das Schlüpfen in die Körper von Zeugen auch spielerisch begeistern?

© Airtight Games / Square Enix

Einschläfernder Sammel-Marathon


Die Rätselreise führt Ronan an Orte wie den Hafen der verschlafenen Kleinstadt, in eine Kirche oder ins Polizeirevier, wo die Ermittlungen ins Stocken geraten sind. Das Suchen nach Hinweisen entwickelt sich gerade im späteren Spielverlauf zur öden Routine, welche die Story ausbremst.

Auch abseits wichtiger Beweise liegt jede Menge Sammelkram in den Arealen versteckt. Wenn ich alle Ecken abklappere und z.B. sämtliche Geisterboiler finde, schaltet das eine vom Sprecher vorgelesene Gruselgeschichte frei. Durch die kurzen Exkurse erfahre ich ein wenig mehr über die geisterhafte Kleinstadt, ihre Bewohner und ihre Rolle im Unabhängigkeitskrieg.

Hübsches Design, schwache Technik

 

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Ein Blick auf die Schlussfolgerung: Hier erscheinen alle Hinweise, die man auf dem Weg findet. © 4P/Screenshot

Die Geschichte wirkt zunächst kitschig, wird später aber doch noch interessant. Das tätowierte Raubein Ronan, sein Schmerz um die verstorbene Liebe und viele andere Elemente wirken wie ein tiefer Griff in die Klischeekiste – das Rätsel um den Serienkiller und die unheimliche Stadt haben mich aber trotzdem neugierig gemacht. Auch die in der Stadt verteilten Erinnerungsfetzen tragen dazu bei: Sie beschäftigen sich damit, wie der wilde ehemalige Outlaw Ronan bei der eher brav erscheinenden Ehefrau gelandet und an seine verhältnismäßig gute Stellung als Polizeiermittler gekommen ist.

Auch die blau glühenden Schemen und der unheilvoll rauschende Soundteppich erzeugen eine angenehme Gruselstimmung. Die deutsche Synchro klingt meist angenehm professionell, bleibt aber nicht immer lippensynchron. Technisch haben sich die kooperierenden Teams aus Japan und den USA nicht mit Ruhm bekleckert: Man merkt sofort, dass der Titel zunächst nur für die alten Konsolen geplant war. Gesichtsanimationen und Umgebungsdetails sind weit von der Detailverliebtheit eines Beyond: Two Souls entfernt – annehmbar sieht das Gebotene trotzdem aus. Auf der PS4 läuft das Ergebnis trotzdem nicht flüssig. Stattdessen treten leichte Ruckler auf und das Bild wird ständig von Tearing zerrissen.


Miau!

 

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Ab und zu schleicht man an Dämonen vorbei oder schaltet sie per Geschicklichkeitstest von hinten aus. © 4P/Screenshot

Ein weiterer Dämpfer sind die eingestreuten Schleichabschnitte, in denen ich mich an rot leuchtenden Dämonen vorbeibewege. Auch sie wandelten einst wie Ronan durch die Zwischenwelt, konnten ihre unerledigte Aufgabe aber nicht abschließen. Trotz ihres aggressiven Auftretens stellen sie kaum eine Bedrohung dar. An den meisten schleiche ich mich einfach vorbei, indem ich durch Wände wandle, per Knopfdruck zwischen magischen Verstecken wechsle oder zur Ablenkung einen Raben aufscheuche. Wer möchte, kann sich auch hinterrücks an einen Dämon anschleichen: Die Exekution mittels Minispiel gestaltet sich ebenfalls zu einfach. So bleiben die rot glühenden Störenfriede nicht mehr als eine kleine Abwechslung im monotonen Such-Alltag.

Etwas mehr Spaß macht es, sich in den Körper einer Katze zu versetzen. Dank ihrer kleinen Gestalt flitze ich auch durch enge Lüftungsschächte und an Ranken empor. Dabei muss ich gelegentlich in den Geisterkörper wechseln, um zwischendurch Wände durchqueren zu können. Auch das Manipulieren von Maschinen mittels Poltergeist ist eine schöne Idee. Als z.B. der Staubsauger anfängt zu spinnen, lenkt das den Pfarrer derart ab, dass sich mir ein neuer Weg eröffnet. Die Manipulationen bleiben allerdings zu oft unbemerkt: Selbst wenn dutzende von Blättern wild aus dem Drucker flattern, interessiert das die daneben stehenden Polizisten herzlich wenig – nicht gerade glaubwürdig.