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Weites ebenes Land, das der Erkundung harrt. Aber reizt es auch? |
Eines wird gleich klar: Der Vorgänger spielte zwar im Mittelalter, aber die Ländereien, Burgen und Königreiche waren rein fiktiv. Das ließ Raum für eigene Erkundung, da man nicht wusste, wie das Land verläuft und wo die Grenzen sind. Man zog auf eigene Faust los und fand Wikingerhäfen, mittelalterliche Städte und einsame Orte in der Wüste. Bei With Fire and Sword reizt die flache Landschaft zwar immer noch zum Entdecken, aber deutlich weniger. Das liegt jedoch nicht daran, dass es dieses Mal nach Osteuropa geht, sondern dass es sich um reale Orte wie Warschau, Königsberg oder Moskau handelt. Auch wenn man auf Anhieb nicht alle russischen, polnischen oder baltischen Städte aufzählen kann, weiß man doch schon vorher, wo sie in etwa liegen.
Anfangs ist man trotzdem begeistert über den neuen Schauplatz, da das Land riesig ist. Im Westen reicht es fast bis an die deutsche Ostgrenze, auch Krakau ist auf der Karte zu sehen; im Osten endet es im Raum Moskau. Im Norden bildet Nowgorod die Grenze und im Süden die Schwarzmeerküste mit der Krim. Um das Land zu durchqueren, braucht man mehrere Spieltage, bei denen es auch Nacht wird, wie man es von Mount & Blade kennt. Allerdings stellt sich irgendwann Ernüchterung ein, denn das Umherziehen mit der Armee macht auf längere Sicht weniger Spaß als beim Vorgänger. Der Osten bietet zwar große Flüsse, aber eben kaum Berge, die für Abwechslung im Einerlei von Ebenen, Steppen und Wäldern sorgen könnten. Zudem liegt am Kartenrand nur unbesiedeltes Ödland, das den Besuch nicht lohnt.
Ritterzeit ade
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Wie im Vorgänger kann man entscheiden, wem man dienen will. |
Immerhin gibt es vom Szenario her Neues, denn es spielt nicht mehr im Mittelalter sondern in der frühen Neuzeit. Mitte des 17. Jahrhunderts ringen fünf feindliche Großmächte um die Macht in Osteuropa: Polen-Litauen, Russland, Schweden, Kosaken und das Krimkhanat. Die vom polnischen Schriftsteller Henryk Sienkewiecz (Quo Vadis) ersonnene Erzählung um einen Aufstand der Kosaken gegen die polnische Fremdherrschaft dient hier nur als loser Hintergrund für den Kampf der Reiche. Eine richtige Story ist dennoch nicht zu finden. Überraschend ist aber, wie mächtig Polen ist, das freilich viele Nachbarn beerben wollen. Der Zar in Moskau etwa will sein Land nach Westen ausdehnen, weshalb er im Spiel meist zuerst Smolensk einnimmt, wo man beginnt.
Auch sonst wird Polen bedroht, da sich im Norden die Schweden ausdehnen. Und im Süden die Kosaken, die sich an den verhassten Besatzern rächen wollen. Polen selbst ist stark genug, um sich zu wehren, wenn es gezielt vorgeht, woran es den Computergegnern oft genug mangelt. Man könnte sich Polen anschließen, auch weil man in der zweiten Quest gleich zum Fürsten von Smolensk geschickt wird, um ihn zu bitten, die Steuer zu senken. Man könnte sich ihm als Bote andienen oder einfach mal die Umgebung erkunden. Vielleicht haben die Russen ja mehr zu bieten? Oder doch lieber für die Schweden kämpfen? Hier lässt einem das Spiel freie Wahl, die Mount & Blade stark macht. Wenn man es sich erst mal mit einer Partei verscherzt hat, bekommt man Probleme beim Betreten einer Stadt. Die Freiheit ist aber nicht nur Segen, denn man ist meist auf sich gestellt.
Viel Feind – viel Ehr
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Nur derjenige überlebt, der nichts unversucht lässt. |
Der persönliche Aufstieg beginnt nach Erstellen des Avatars gänzlich unrühmlich als Bote, Gelegenheitshändler oder Söldner, der sich von jedem bezahlen lässt. Am Anfang ist man noch mit wenig zufrieden, was Waffen, Kleidung oder Reittier angeht. Man ist schon froh, dass man ein paar Kröten hat, mit dem sich erste noch leicht bewaffnete Recken anwerben lassen. Die braucht man auch, denn es geht gleich ans Kämpfen, da wieder überall zwischen den Dörfern Gesindel lauert. Leicht wird es einem nie gemacht, so dass man beißen muss, um weiter zu kommen. Insbesondere das Sammeln von Erfahrungspunkten geht behäbiger als beim Vorgänger, so dass der Avatar nur langsam an Form gewinnt. Bei jedem Aufstieg kann man wieder Punkte verteilen, wobei man nicht an Klassen gebunden ist.
Dennoch will man natürlich aufsteigen, um endlich mal bei den adeligen Damen Beachtung zu finden, die scheinbar nur aufs Geld schauen. Es braucht eine blitzende Rüstung, ein schnelles Ross und jede Menge Taler, um sich alles zu kaufen. Das gilt insbesondere für Veteranen der Rollenspiel-Reihe, die es gewohnt sind, sich durchzubeißen und wenn nötig auch mal neu anzufangen. Aber Anfänger seien gewarnt, denn With Fire and Sword ist nicht mal auf der leichtesten der vier Schwierigkeitsstufen richtig einfach. Hier ist es vielmehr normal, dass man mal mit seiner Truppe aufgerieben und verschleppt wird, um dann irgendwo wieder als einsamer Reiter neu zu beginnen. Zum Glück sind Geld und Ausrüstung meist noch da, so dass es nicht so schmerzt. Hat man es endlich geschafft, ist man umso zufriedener.