Es gibt viel zu tun – packen wir’s ein!

Simulationen wie X-Plane 10 mögen zwar die Leute erfreuen, die unter einer Simulation verstehen, dass hier tatsächlich alles wie in der echten Welt simuliert wird. Der Rest der Menschheit steht allerdings daneben, kratzt sich vielleicht kurz am Hinterkopf und wendet sich dann unter Fragen wie „Und das soll Spaß machen?“ angeödet ab. Genau diese Sonntagsflieger werden in MSF ausführlich bedient – denn hier gibt es tatsächlich auch ein Spiel zum Spiel!
Zum einen kann man sich an Einsätzen versuchen: Kunstflüge machen, jemanden von A nach B transportieren, einen Fotografen von einem knipswürdigen Punkt zum nächsten fliegen, einen Hindernisparcours durchrasen, Checkpunktflüge absolvieren oder als Flieger der Küstenwache einen verschwundenen Kajakpaddler finden und retten. Innerhalb der Missionen gibt es viele, gut platzierte Checkpunkte, so dass man nach einem Crash nicht wieder von ganz vorn anfangen muss. Zum anderen warten jede Menge „Aerocaches“. Das sind Pendants der gegenwärtig so modernen Geocaches, nur eben nicht unter, sondern über der Erde. Auf die stößt man entweder per Zufall (fliegt man nahe genug an einem vorbei, wird man darauf hingewiesen), oder man sucht gezielt danach. Zu jedem Aerocache gibt es einen Hinweis, den Rest soll man sich per Internetrecherche selbst zusammengoogeln und dann drauflos flattern – wobei ein Sensor optional noch die relative Entfernung zum Aerocache anzeigt.

Und wozu das Ganze? Natürlich zum Levelaufstieg: Jede absolvierte Mission und jeder gefundene Aerocache geben Erfahrungspunkte, die zu einem höheren Pilotenrang führen – der wiederum schaltet weitere Einsätze, Aerocaches oder Flugzeug-Lackierungen frei, woraufhin man die Sphären u.a. mit Tiger- und Zebrastreifen unsicher machen darf.
Der schöne Schein
Dabei muss man nicht allein sein, denn es gibt ja den Mehrspielermodus: Aktiviert man diesen (entweder frei für alle oder nur für die Freundesliste), tummeln sich über kurz oder lang bis zu 15 weitere Piloten mit auf dem Server – das war’s. Man kann mit ihnen chatten (per Text oder Mikro), aber echte Kooperation in Form spezieller Missionen gibt es nicht. Das Schweben durch die Lüfte Hawaiis wird von einem sehr angenehmen und unaufdringlichen Tribal-Soundtrack begleitet, der die Hoffnung weckt, dass der König der Löwen hinter einer Ecke hervor maunzt.
Der MSF hat einen großen Vorteil im Vergleich zu X-Plane 10: Er simuliert nur einen sehr kleinen Teil der Welt – dementsprechend detailliert ist Hawaii auch geraten. Aus großer bis mittlerer Höhe sind die Inseln eine Freude für die Augen, detailreiche Städte und Wälder verzieren die Landschaft, das Wasser glitzert und plätschert entspannt vor sich her. Die Maschinen sehen sowohl von innen als auch außen sehr gut aus, kleine Details wie Kratzer in den Scheiben werden ebenso dargestellt wie Echtzeit-Schatten in den Cockpits.

Der Tradition der Flugsimulatoren entsprechend verliert die hübsche Fassade an Faszination, sobald man in den Tiefflug geht oder zur Landung ansetzt – denn dann schwebt man über matschigen Bodentexturen, vorbei an hässlichen Sprite-Bäumen. Ärgerlich waren für mich auch die gelegentlich auftretenden Grafikfehler (flackernde oder fehlende Texturen, in der Luft schwebende Bäume), die sich nur durch einen MSF-Neustart beseitigen ließen. Nicht störend, aber schade: Unabhängig davon, wie viele Passagiere man transportiert (die einen zuquasseln oder bei zu heftigen Manövern schon mal drauflos reihern), man ist immer allein im Flugzeug, wenn man sich umsieht. Und die fluffigen Wolken sind ein bisschen zu geometrisch ausgerichtet – das Ganze sieht dadurch eher nach Flakfeuer als nach Stratocumulus aus. Nichtsdestotrotz: Aus einer rein grafiktechnischen Perspektive ist der MSF der X-Plane-Konkurrenz haushoch überlegen, und hat dabei auch deutlich niedrigere Hardwareanforderungen für volle Details.