Nimm mich, ich bin kostenlos!

„Free to play“ ist weniger Designmotto als Stigma, verbindet man damit doch zumeist billig hingeschluderte Flash-Abenteuer, in denen per Itemverkauf der große Reibach gemacht werden soll. Ist auch oft genug so, nicht immer, aber oft. Und es funktioniert erstaunlich gut. So gut, dass selbst ein unbeweglicher Koloss wie Microsoft die Zeichen der Zeit erkannt und auf eine seiner traditionsreichsten Marken angewandt hat. Das Resultat: Microsoft Flight (MSF) ist in seiner Basisversion komplett kostenlos.
Diese Grundfassung umfasst die Hauptinsel von Hawaii („Big Island“), den (noch nicht in Serienproduktion befindlichen) Amphibienflieger Icon A5, diverse Einsätze und Herausforderungen sowie den kompletten Mehrspielermodus. Das ist ziemlich viel fürs Nichtgeld, damit kann man problemlos mehrere Tage lang Spaß haben. Einen Nachschlag gibt’s für Spieler, die sich mit ihrem Games-for-Windows-Live-Account anmelden: Die erhalten weitere Einsätze, ein Pilotenlogbuch sowie die Boeing Stearman PT-17 obendrauf. Sowie natürlich Achievements, falls man Wert darauf legt, diese zu sammeln.

Wem das nicht reicht, der muss zur Kreditkarte greifen: Das „Hawaii-Abenteuer-Paket“ kostet umgerechnet knapp 20 Euro, und bringt zusätzliche Fluggebiete (ganz Hawaii), noch mehr Einsätze/Herausforderungen sowie den spritzigen Kunstflieger Van’s RV-6A mit sich. Außerdem stehen aktuell zwei weitere Maschinen im Hangar zum Kauf bereit: Die zivile Version der P-51 Mustang (knapp neun Euro) sowie die Maule M-7 für knapp 15 Euro. Wieso der erhebliche Preisunterschied? Die Maule kommt mit komplett modellierten 3D-Cockpit daher, die Mustang dagegen hat gar keines und darf nur aus der Außenperspektive geflogen werden.
Äh, wie bitte?
Machen wir es kurz: MSF ist eine Simulation light. Wer Freude an Funkfeuern oder einer zwei Stunden dauernden Startprozedur hat, ist bei den Vorgängern oder beim leicht moderneren X-Plane 10 deutlich besser aufgehoben. MSF hat standardmäßig alle Vereinfachungen aktiviert, so dass die Maschine normalerweise wie auf Beton durch die Lüfte gleitet. Doch selbst wenn man die erhöhte Stabilität,

das automatische Gemisch oder das weiche Bremsen abschaltet, bleibt eher ein Simulatiönchen als eine echte Simulation. Man braucht nicht mal einen Flightstick dafür, alle Flugzeuge sind komplett per Maus kontrollierbar. Klingt nach Sakrileg? Ist es angesichts der ruhmreichen, anspruchsvollen Serienvergangenheit vermutlich auch. Hardcore-Fans mit komplett nachgeschraubtem Cockpit im Keller können all ihre HOTAS-Systeme und Pedale natürlich auch nutzen. Aber diese Gruppe dürfte kaum im Fokus der MSF-Entwicklung gestanden haben.
Stattdessen richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Flugschüler: Er wird freundlich begrüßt und durch ein sehr angenehm geleitetes Tutorial geführt. Danach hat man immer die Wahl, wie mittelschwer man sich das Leben machen möchte: Fliege ich selbständig zum nächsten Wegpunkt, oder mache ich den Strike Commander und überspringe die Zeit dahin einfach? Lande ich nach PAPI und VASI oder setze ich die eh unzerstörbare Mühle einfach so auf wie ein aus dem Orbit geworfenes Haus? Gehe ich vor dem Start akribisch die Checklisten durch oder brause ich einfach davon? Ist alles möglich.