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Michael Jackson: The Experience (Musik & Party) – Michael Jackson: The Experience

Der King of Pop ist zwar tot, aber mit Michael Jackson-The Experience will Ubisoft dem Ausnahmekünstler nach dem Auftritt auf Wii im letzten Jahr auch auf PS3 und Xbox 360 ein digitales Denkmal setzen. Also streift den weißen Glitzerhandschuh über, fasst euch in den Schritt und ölt die Stimmbänder…

© Ubisoft / Ubisoft

Kinect – die andere Erfahrung

Auf der Xbox 360 ist Michael Jackson – The Experience im Zusammenspiel mit Kinect ein völlig anderes Spiel als auf Wii und PS3. Genau wie bei Dance Central ist hier voller Körpereinsatz gefragt, wenn man selbst auf die Bühne gestreamt wird und zusammen mit Background-Tänzern für eine gute Show sorgen will. Die Technologie hat man bei Ubisoft offensichtlich vom hauseigenen YourShape übernommen – auch die stylischen Menüs sprechen dafür. Die Bewegungserfassung funktioniert zwar nicht perfekt, ist aber um Welten besser als bei Move. An Dance Central reicht sie aber dennoch nicht heran, denn völlig falsches Gehampel wird hier zu oft mit einem „Perfekt“ honoriert. Im Gegensatz zur PS3-Version bekommen 360-Tänzer sogar einen Trainingsmodus spendiert, auch wenn dieser nur sehr halbherzig

Die Live-Atmosphäre kommt bei den Auftritten recht gut rüber.

Die Live-Atmosphäre kommt bei den Auftritten recht gut rüber.

umgesetzt wurde. Zwar kann man verschiedene Sektionen eines Songs üben und bekommt am Ende eine Auswertung, doch genaue Hinweise auf Fehler oder eine Zeitlupen-Funktion gibt es hier im Gegensatz zu Dance Central nicht.

Abgesehen von den Menüs wirkt die Präsentation auf PS3 und Wii vor allem im Rahmen der Auftritte stimmungsvoller sowie kreativer. Auf der 360 wird man dagegen oft nur auf eine große Bühne verfrachtet, sieht im Hintergrund ab und an Auszüge aus den Original-Musikvideos oder sich selbst. Schön ist allerdings, dass hier das Publikum durch Mitsingen oder Zwischenrufe gut mitgeht und dadurch für eine tolle Live-Atmosphäre sorgt.

Entweder oder…

Sänger kommen auch hier auf ihre Kosten – mehr oder weniger. Entweder trällert man wie bei der PS3 in ein separates Mikrofon oder überlässt die Erfassung des Gesangs Kinect. Doch egal für welche Variante man sich entscheidet: Die Erkennung funktioniert ähnlich schlecht wie bei der SingStar-Konsole und einfaches Summen führt schon zum Erfolg. Ich habe sogar absichtlich mal völlig schräg gesungen, doch selbst diesem Gejaule wurde meist noch ein „gut“ attestiert. Was sauer aufstößt: Nicht alle Songs lassen sich singen – bei anderen (vornehmlich langsamen) Stücken herrscht dagegen Tanzverbot, während man auf der PS3 bei jedem die Wahl hatte, ob man lieber zum Mikrofon oder Move-Controller greift. Halbwegs interessant ist die Kombination aus Singen und Tanzen, die bei einigen Songs zur Auswahl steht. Hier wechseln sich beide Varianten allerdings ab – man muss also niemals gleichzeitig tanzen und singen.

Dummerweise sieht man nie im Vorfeld, welche Songs welche Optionen bieten – hier hilft nur lästiges Ausprobieren, das mit einigen Enttäuschungen verbunden ist. Wer z.B. eine Tanz-Choreographie zu „Heal the World“ sucht, wird enttäuscht. Bezüglich des Schwierigkeitsgrad gibt die Kinect-Fassung eine ähnlich düstere Vorstellung wie PS3- und Wii-Versionen: Zwar hat man manchmal die Wahl zwischen einer normalen und einer anspruchsvolleren Meister-Performance, doch werden Anfänger oft schon bei Standardauftritten von den komplexen Bewegungen abgeschreckt, die sich – wie bereits erwähnt – auch im Trainingsmodus oder der überflüssigen Akademie nicht ordentlich einstudieren lassen.

Die kleinen Piktogramme am Bildschirmrand sind ebenfalls keine Hilfe, da sie umständlich mit einem Countdown eingeleitet werden und sich darüber hinaus oft zu ähnlich sehen. Im Eifer des Tanzgefechts hat man
Gesangs- und Bewegungserkennung lassen auf beiden Plattformen zu wünschen übrig.

Gesangs- und Bewegungserkennung lassen auf beiden Plattformen zu wünschen übrig.

einerseits kaum Nerven, sich auf einen Countdown zu konzentrieren noch andererseits keinen Plan, welche Tanzfigur jetzt überhaupt gefragt ist. Bei Dance Central wird das – auch bedingt durch den deutlich besseren Trainingsmodus – sehr viel eleganter und eingängiger gelöst.

Schwacher Multiplayer

Lassen die Auftritte auf Wii und PS3 mit bis zu vier Teilnehmern zumindest einen Funken von Gesangs- und Tanzspaß aufblitzen, geht es auf der 360 eher hektisch zu. Zwar dürfen auch hier bis zu vier Spieler ran, doch müssen sie sich abwechseln und dürfen nur nacheinander auf die Bühne. Das ist eigentlich nicht schlecht – zumindest hat es bei Dance Central gut funktioniert. Hier haben die Spieler im Koop-Modus jedoch kaum Zeit, sich abzuklatschen, so dass der Wechsel unnötig hektisch abläuft. Das Gegenteil ist beim Battlemodus der Fall, bei dem zwei Teams gegeneinander antreten und jeweils den gleichen Song hintereinander aufführen. Da die Lieder von Michael Jackson im Durchschnitt zwischen vier und fünf Minuten lang sind, dreht das gegnerische Team gelangweilt die Däumchen, während die anderen beiden abzappeln. Und wer will den gleichen, langen Song schon zwei Mal hintereinander hören?