Was passiert, wenn man erwischt wird? Geht es wirklich um Leben und Tod? Rast der Puls? Nein, es geht eher darum, alles platt zu machen oder einfach wegzurennen. Mit der Pumpgun und Granaten in der Hand sowie einem gewaltigen Überschuss an Munition ist viel mehr Action angesagt, als man von einem Schleichspiel erwarten würde.
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Während des Bosskampf-Shootouts muss Ocelot immer wieder arrogante Posen einschmeißen. |
Das wäre ja immer noch unterhaltsam, wenn es nicht so einfach wäre, dass man selten die Angst im Nacken spürt: Selbst wenn man von einer Horde schwer bewaffneter russischer Fallschirmjäger entdeckt, umstellt und ins Visier genommen wird, nimmt man kaum wahrnehmbaren Schaden: die Lebenspunkteleiste schluckt viel zu viele tödliche Projektile. Und auch die Trefferzonen wirken hier nicht: Es ist vollkommen egal, ob euch die Feinde in die Schulter oder den Fuß schießen – Snake bleibt flink wie ein Wiesel, kann einfach wegrennen.
Mit etwas Glück kann man die aus vollem Rohr feuernden Feinde sogar nacheinander mit dem Messer oder noch bequemer mit den Techniken des Close-Quarter-Combat ausschalten. Auch das haben wir mit einer ganzen Patrouille gemacht und in einem Video aufgezeichnet: Gameplay, Teil 2 (4P-exkl.) (Laufzeit: 5:21 Min.).
Sicher: Diese Leichtigkeit im Kampf hat den Vorteil, dass man selten frustriert zu Tode kommt. Das hat jedoch den entscheidenden Nachteil, dass das Spiel an Glaubwürdigkeit und Spannung verliert. Außerdem gehen feine Details wie das Entwaffnen durch gezielte Schüsse auf die Waffenhand oder das Verhindern eines Alarms durch einen Treffer aufs Walky Talky dabei unter. Wozu soll man diese Kniffe nutzen? Und das ist für einen historisch gefärbten Nahkampftrip in den Kalten Krieg sehr ernüchternd. Und wir reden hier vom „normalen“, also dritten der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade. Kommen wir zu den Neuheiten der Reihe: Ausdauer und Nahrung, Heilung und Tarnung.
Hornissen-Man „The Pain“ setzt auf Angriffe mit Killer-Insekten. Ein harter Gegner.
Die Jagd nach Nahrung ist ein wesentlicher Bestandteil des Abenteuers: Ihr könnt euch mehr oder weniger nahrhaft von Fröschen, Schlangen, Vögeln, Krebsen, Pilzen und Obst ernähren, damit eure Ausdauerleiste schön voll bleibt. Die sinkt bei körperlicher Anstrengung nämlich schnell ab und verhindert auf dem Nullpunkt, dass sich eure Gesundheit regeneriert. Das ist eigentlich ein gutes System für einen Survival-Trip durch den Urwald und hätte zusätzlich Nervenkitzel bringen können.
Da man jedoch viel zu leicht und viel zu viel Beute machen kann, ist euer Rucksack immer rappelvoll mit Frischfleisch: Versorgungsangst gibt es nicht. Die Tiere verhalten sich auch erschreckend passiv und sind mit einem Messerhieb erlegt. Giftschlangen kriechen langsam in Hieb-, Hasen hoppeln immer schön in Schusslinie. Haken schlagen? Gibt`s nicht. Nach dem Abschuss erscheint auch kein toter Körper, sondern eine drehende Kiste mit der Aufschrift des Futters.
Aber Konami nutzt die Tierwelt trotzdem gut, um Spannung aufzubauen: Nicht nur, dass ihr in knietiefen Sümpfen an riesigen Krokodilen vorbei waten müsst, die genüsslich ihr Maul öffnen. Ihr könnt auch Hornissen-Nester abschießen oder selbst tote Giftschlangen als Wurfgeschosse nutzen, um Wachen abzulenken. Diese Interaktivität sorgt für viel Abwechslung. Manchmal ist es mit Konami allerdings durchgegangen: Ab und zu findet man kleine Plastikfrösche (!) im Unterholz, die beim Abschuss quaken, um Gegner anzulocken. Das Blöde ist: Es klappt nicht immer.