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Majin and the Forsaken Kingdom (Action-Adventure) – Majin and the Forsaken Kingdom

Game Republic ist ein junger Entwickler. Das Team wurde 2003 in Osaka gegründet und zeichnet seitdem für exklusiven Durchschnitt verantwortlich: Genji: Days of the Blade (50%) und Dark Mist (60%) gehören nicht gerade zu den Highlights für die PlayStation 3. Die Japaner konnten uns lediglich zum Start von Sonys Konsole mit Folklore (80%) gut unterhalten. Jetzt wollen sie erneut märchenhaftes Flair in einem Action-Adventure beschwören. Gelingt den Kreativköpfen um Yoshiki Okamoto endlich der große Wurf?

© Game Republic / Namco Bandai

Die verlorene Heimat

Man schlüpft in die Rolle eines Diebes, der die Sprache der Tiere versteht und auf einen riesenhaften Begleiter trifft.

Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Für Aktien! Für Gold! Für eine Prinzessin! Für die Freiheit! Oder für die verlorene Heimat: Vor allem, wenn Milch und Honig nur noch in der Erinnerung fließen, weil das Böse seine finsteren Schatten ausgebreitet hat. Was ehemals als Königreich blühte, siecht nur noch vor sich hin, während pechschwarze Monster durch Wald und Flur streifen. Was ist da los? Gab es nicht einen Wächter, der die Menschen beschützen sollte? Irgendetwas ging jedenfalls vor hundert Jahren so schief, dass die Bewohner jetzt noch in Angst und Schrecken leben.

Doch das will ein tapferer Dieb namens Tepeu ändern: Er sieht aus wie der großäugige Neffe des persischen Prinzen und versteht à la Mowgli die Sprache der Tiere – mehr erfährt man nicht über einen jungenhaften Helden, der ohne behutsame Vorstellung von der Decke ins Spiel plumpst und fortan seltsam altklug plappert, ohne sich allzu sehr über riesige Dämonen oder magische Apparaturen zu wundern. Ist er jetzt doch ein adliger Veteran? Ratten und Vögel müssen ihm jedenfalls auf seiner Reise durch das besetzte Königreich ständig helfen, indem sie ihm Hinweise in teilweise peinlicher deutscher Sprachausgabe geben. So erfährt man auch etwas über die erzählerischen Hintergründe, die immerhin märchenhaftes Flair verbreiten.

Die Sprache der Tiere

Schon sehr früh ist man im Team mit dem Majin unterwegs: Er wird von der KI gesteuert und kann Befehle annehmen.

Aber weder Story, Synchronisation noch Schauspiel gehören zu den Stärken dieses Spiels: Manchmal redet ein exotischer Papagei oder eine struppige Ratte wie ein gelangweilter Beamter vom Arbeitsamt. Vielleicht wäre weniger Sprachausgabe in diesem Fall mehr gewesen. Hier und in so manchen aufgesetzt wirkenden Dialogen verliert das Abenteuer leider recht früh etwas von seinem alpverträumten Flair, das vor allem von den gelungenen Rückblenden im Scherenschnitt-Stil sowie dem eigentlichen Helden lebt: dem Majin. Diese ebenso mächtige wie tollpatschige Kreatur zaubert einem mit ihrem breiten Knopfaugengrinsen recht früh ein Lächeln ins Gesicht.

Schon bald ist man zusammen mit diesem Ungetüm unterwegs, das ohne Magie und Erinnerungen noch hilflos wirkt, aber im Laufe des Abenteuers immer stärker wird: Der Majin beschwört starke Winde und funkende Blitze, mit denen man Apparturen in Gang bringt und Feinde niederstreckt. Er kann Tepeu heilen, schwere Türen öffnen, als Plattform dienen und Katapulte bedienen. Streng genommen soll er ja ein Oger sein, aber er sieht mit seinen Hörnern eher aus wie ein grobschlächtiger Minotaurus, der gerade aus einem Blumenbeet kommt. Da passt es sehr gut, dass er zwischendurch auch mal ausrutscht oder vor Angst fliehen will – gerade diese Kleinigkeiten verleihen ihm Charakter.

Der sanfte Riese kann nerven

Man trifft auf pechschwarze Schergen der Finsternis, die das Land heimsuchen und von Generälen angeführt werden.

Seine gutmütigen gelben Augen, sein freundliches Lächeln sowie all das Unkraut auf seinem Stiernacken machen einen sympathischen Begleiter aus ihm. Aber man hat nicht alles aus dieser tapferen Kreatur heraus geholt: Wer hat bloß seine schwach designte Rückseite mit den plumpen Beintexturen und dem Schwanz zu verantworten? Man darf die Kamera kaum drehen, denn von hinten sieht der Majin aus wie Fernsehtroll Hugo. Schade auch, dass er einen beim Öffnen von Türen wie auf Schienen zur Seite schiebt. All das hätte man eleganter und ansehnlicher lösen können.

Und der Majin kann aufgrund seiner Trägheit und vor allem der penetranten Babysprache nerven: Vor allem in den zeitkritischen Bosskämpfen will man ihn fast anschreien, damit er sich schneller bewegt. Die Dialoge und Gesten zwischen ihm und Tepeu bewegen sich zudem auf dem schmalen Grat zwischen putzigem Charme und peinlicher Dämlichkeit. Schade, dass man ihn über eine fremde Sprache und ein besseres Figurendesign nicht mysteriöser gestaltet hat. Aber was ist er genau für ein Wesen? Warum hilft er mir? Das gilt es in dem 15 bis 20-stündigen Action-Adventure mit seinen fünf Welten herauszufinden. Und dabei helfen die Rückblicke des Majin, die in stimmungsvollen 2D-Scherenschnitten aus der Vergangenheit erzählen.