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Mafia (Action-Adventure) – Mafia

Schmuggel, Schmiergeld, Schießereien – nach langer spielerischer Dürreperiode scheint sich mit Mafia endlich wieder ein Action-Highlight anzukündigen. Die tschechischen Entwickler von Illusion Softworks lassen Euch in eine riesige Metropole der 30er abtauchen und in die Rolle von Tommy Angelo schlüpfen. Ob die stilechte Karriere in der Cosa Nostra ebenso begeistern kann wie das wilde GTA3-Leben, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Test!

© Illusion Softworks / Take 2

Auch wenn Euch im Laufe des Spiels über ein Dutzend historische Pistolen, Colts, Schrotflinten etc. zur Verfügung stehen, sind schnelle Alleingänge meist zwecklos. Denn die herrlich realistischen Schusseinwirkungen machen jedes Gefecht unberechenbar: Ruhiges Dauerfeuer ist fast nicht möglich, weil das Fadenkreuz bei jedem Schuss vom Rückschlag versetzt wird – insbesondere die schnell feuernde Tommy-Gun jagt das Fadenkreuz schon nach wenigen Salven in die Höhe. Und falls Euch die Kugeln des Gegners treffen, werdet Ihr zunächst nach hinten geworfen und könnt nicht sofort zum Gegenangriff ansetzen. Die Physik-Engine sorgt übrigens dafür, dass Wagen mit dem Baseballschläger zertrümmert, dass Fenster ein- und dass Reifen plattgeschossen werden können.

Fahrlastiges Gameplay

Aber trotz der Baller-Action steht das Fahren eindeutig im Vordergrund: Untermalt von unbeschwert vor sich her dudelnder Swing-Musik verbringt Ihr mehr als die Hälfte der Zeit in diversen Autos. Auch wenn sich die Entwickler mit Chauffeur-Missionen, Verfolgungsjagden, Drive-by-Shooting, Zeitlimit-Fahren und einer waschechten Rennstrecke (die übrigens ohne Gamepad oder ähnliche Steuerungshilfen fast nicht zu schaffen ist) viel haben einfallen lassen, dürfte so mancher Spieler ohne ausgeprägten Oldtimer-Fetischismus schnell einen Straßen-Koller kriegen.

Racing-Fans werden hingegen jubeln: Denn habt Ihr alle Kapitel erfolgreich beendet, wartet mit der „Freien Fahrt extrem“ noch ein interessanter Zusatzmodus auf Euch, wo Ihr 20 knackige Einzelaufgaben innerhalb der Stadt meistern müsst: U.a. sollt Ihr einen Lkw bei konstanter Geschwindigkeit zu einem bestimmten Punkt bringen. Falls das Tacho einen Wert unterschreitet, explodiert das geladene Dynamit.

Leider gibt es keine Belohnungen für besonders gute Fahr- oder Schießleistungen – weder Geld, noch Waffen oder Titel. Jede Mission wird mit einer bestimmten Ausrüstung gestartet. Ob Ihr den Baseballschläger, Molotow-Cocktails oder Schusswaffen mitnehmt, liegt nicht an Euch. Die einzige Spielentwicklung besteht in der Möglichkeit, neue Autos zu knacken und der damit verbundenen Erweiterung des Fuhrparks, wo mit der Zeit immer mehr Karossen zur Verfügung stehen.

__NEWCOL__Zu strenges Drehbuch

So stimmungsvoll Story und Kulisse auch sind: Die Regisseure von Illusion Softworks haben ein Drehbuch geschrieben, das Euch zwar ein höchst abwechslungsreiches, aber auch streng lineares Missionsdesign aufzwingt – ohne spielerische Freiheit, ohne Kompromisse, ohne alternative Lösungswege. Ihr müsst einen bestimmten Weg gehen, oder die Mission scheitert. Leider sorgt das für so manches Frustmoment – ein Beispiel:

Ihr wisst, dass ein Dieb seinen Wagen vor dem Motel geparkt hat, schießt in weiser Voraussicht die Reifen platt und besteht die Feuergefechte im Motel. Irgendwann will der Dieb mit dem Mafia-Geld verschwinden und rennt raus zum Auto. Ihr könnt ihn jetzt trotz eines gut getimten Kugelhagels weder im Auto erschießen noch hindern ihn die vier platten Reifen an der Flucht. Die gnadenlosen Scripte lassen keine andere Lösung zu als die Verfolgungsjagd.

Aber auch sonst lässt Euch die Spielwelt fast keine Freiheiten: In Salieris Hauptquartier dürft Ihr in einer Mission nicht mal die Vordertür öffnen, geschweige denn die Toiletten. Und nach einem Schusswechsel mit der Polizei endet ein Sturmlauf mit der Schrotflinte in einer Sackgasse: Denn hinter der Tür, aus der eben noch Polizisten strömten, befindet sich bloß eine kleine Zelle – keine Treppe, kein Ausgang. Eigentlich fehlen nur noch die Schilder „Hier nicht lang!“.

Natürlich entdeckt man diese Inkonsequenzen meist nur, wenn man abseits der vorgegebenen Pfade etwas ausprobiert. Spieler, die jeder Anordnung folgen und keine Umwege machen, werden die Beschränkungen der Spielwelt vielleicht gar nicht wahrnehmen und sich am abwechslungsreichen Missionsdesign erfreuen, das immer eine überraschende Wendung parat hält.

Dass man nicht überall speichern kann, stößt angesichts des hohen Schwierigkeitsgrades so mancher Mission etwas bitter auf. Warum gibt es nicht wenigstens noch einen Anfänger-Modus? So ist man gezwungen, einige Kapitel so oft zu spielen, bis man weiß, wie die Entwickler es gerne hätten. Ein Segen sind daher die vielen Unterkapitel einer Mission, bei denen sofort ein Spielstand gesichert wird.