Dem virtuellen Football würde ohne die traditionsreiche Madden-Serie definitiv etwas fehlen. Allerdings scheint der Serie an sich seit EAs exklusivem NFL-Lizenzdeal ebenfalls etwas zu fehlen – nämlich der Ansporn, besser als die Konkurrenz zu sein.
Egal, was EA Sports den Fans vorsetzt, es ist sowohl das best- als auch schlechtmöglichste NFL-Erlebnis, weil es schlicht das einzige ist… Bereits im letzten Jahr hatte man das Gefühl, dass die Entwickler den Fuß spürbar vom Gas genommen und die NextGen-Premiere völlig überhastet in ein viel zu enges 360-Korsett gezwängt haben.
Sorgenkind Xbox 360
Auch diese Mal startet man offenbar nur mit halber Kraft in die digitale Football-Saison: Grundlegende Neuerungen sucht man vergebens und 360-Spieler werden erneut mit einem halbgaren Süppchen aus unvollständigen Spielmodi und fehlenden Features abgespeist. Zwar haben es nun endlich auch auf der Microsoft-Konsole der Superstar-Modus und das Mini-Camp ins Spiel geschafft, zahlreiche Einschränkungen lassen aber nur bedingt Freude darüber aufkommen. So ist das Trainingscamp nur ein schwacher Abklatsch des Originals mit schnell langweilig werdenden Extras wie Kraft- und Sprinttraining, während man im Franchise-Modus ohne Fantasy Draft, Owner Modus und andere Motivationssäulen auskommen muss. Man kann nicht einmal eigene Playbooks erstellen oder Turniere veranstalten.
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Darüber hinaus gibt es auf der 360 nur eine vorgegebene Kameraperspektive und keine Kommentare von John Madden und Al Michaels. Stattdessen lauscht ihr lediglich den zweifelhaften Analysen eines Unbekannten. Ansonsten ist die Soundkulisse aber erneut systemübergreifend topp. Im Offline-Multiplayer hat man auf der Microsoft-Konsole jedoch noch einen ganz besonderen Bock geschossen: Es gibt dort nämlich keine verdeckte Spielzugwahl, wodurch der Gegner stets genau weiß, was ihr vor habt… Als Ausgleich bekommt man auf der Xbox aber zumindest die Möglichkeit, durchaus ansehnliche NextGen-Optik mit 3D-Publikum, beeindruckenden Close-Ups und exklusiven Einmärschen zu erleben –
regelmäßige Ruckler, massive Clippingfehler und Animationsaussetzer allerdings inklusive. Letztere plagen zwar auch PC- und PS2-Spieler gelegentlich, aber insgesamt präsentiert sich Madden auf den alten Plattformen nicht nur spielerisch, sondern auch technisch wesentlich runder und ausgewogener.
Individuelle Extras
Eine Generalüberholung der sichtbar alternden CurrentGen-Engine ist jedoch längst überreif – gerade auf dem PC wäre deutlich mehr drin gewesen als PS2-Grafik in hoher Auflösung… Trotzdem verzichte ich lieber auf optische als auf spielerische Feinkost, weshalb ich selbst der hierzulande erneut nur offline spielbaren PS2-Fassung gegenüber der 360-Umsetzung jederzeit den Vorzug geben würde. Multiplayer-Fans werden aber ohnehin mit der PC-Version am glücklichsten, da es nur hier Online-Ligen und -Turniere gibt – wahlweise auch über LAN. Offline-Turniere auf nur einem System sind hingegen nur auf der Sony-Konsole möglich, während sich 360-User komplett mit Einzel-Partien zufrieden geben müssen. Zumindest habt ihr dabei die Möglichkeit, andere Xbox Live-Spieler als Spontangegner in Franchise-Matchs einzuladen oder mit Freunden um Gamer Level-Punkte zu spielen.