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Machinarium (Adventure) – Machinarium

Ein kleines Spiel überraschte uns in der Vorschau mit knuffiger Besetzung, stilvoller Aufmachung und intelligenten Rätseln. Jetzt ist Machinarium bei Daedalic erschienen. Kann das erste echte Adventure der Browsergame-Macher Amanita Design die Vorschusslorbeeren bestätigen?

© Amanita Design / XGen Studios / Daedalic / Lace Mamba

Maschinelle Eigenheiten

Obwohl es nicht so viele Sachen gibt, muss man mehrere im

Wer die simplen Piktogramme nicht versteht, der kann sich Hilfe holen, die sogar bis zur Komplettlösung gehen kann. 

einfach zu bedienenden Inventar kombinieren, um neue zu kreieren. So muss man die gewünschte Zigarette aus zwei Komponenten fertigen, von denen man die eine auch noch trocknen muss. Nur wie? War da nicht irgendwo eine heiße Lampe? Nur wie hochkommen? Zum Glück kann sich der Roboter von Welt ja strecken, so dass er länger wird. Um in Löcher schauen zu können, duckt er sich, indem er seine Scharniere staucht. Wenn gar nichts mehr geht, kann er sogar noch seine Hand ausfahren, was sogar ein wenig an Inspektor Gadget erinnert.

Wer auf dem Schlauch steht, dem kann geholfen werden, denn es gibt eine Spielhilfe: Rechts oben über die Schaltfläche Sprechblase bekommt man einen Lösungstipp, der schon recht gut hilft. Dort sieht man als Comic, was grob zu tun ist; aber man sieht nicht, wo sich die Sachen befinden, die man dafür braucht. Wer lieber die Komplettlösung haben möchte, muss witzigerweise erst ein Minispiel machen, wobei man Monstern ausweichen muss. Da man nicht den kleinsten Fehler machen darf, ist es gar nicht mal so einfach wie gedacht.

Altmodische Bedienung

Neben diesen praktischen Hilfen lässt es Machinarium leider etwas an Komfort missen: Es gibt weder eine Hot-Spot-Anzeige

An detailreichen Orten kann es bisweilen schwer sein, alle wichtigen Sachen zu finden. Eine Hot-Spot-Anzeige fehlt leider. 

noch eine Schnellreisefunktion, weshalb man doch einige wichtige Punkte schwer findet. Zudem kann manch Stelle erst angeklickt werden, wenn Josef direkt daneben steht. Außerdem muss man doch bisweilen an bekannte Schauplätze zurückkehren. Das kommt zum Glück nicht zu oft vor, so dass man es verschmerzen kann, dass ein Doppelklick nicht zum erhofften schnellen Gehen führt. Immerhin läuft Josef etwas zügiger, wenn er normale Größe hat, denn ausgefahren schwankt er hin und her wie eine Bohnenstange.

Allerdings wird das durch die intuitive Steuerung ausgeglichen, die nicht lange erklärt werden braucht. Alles ist sehr einfach gehalten, lockt zum Erkunden und wer schon mal ein Adventure gespielt hat, wird keine Probleme haben. Doch auch Unbeleckte werden schnell mit der Bedienung warm: Man klickt einfach irgendwo und schon passiert was. So spielerisch wie die Geschehnisse um den Roboter verlaufen, so spielerisch muss man auch an die Lösung herangehen. So ist es das ideale Spiel für zwischendurch.

Noch ein Browsergame?

Einige werden nun anführen, dass man ein Browserspiel nicht kauft

Flatternde Vögel auf Knopfdruck. Fast überall gibt es was zu entdecken und anzuklicken.  

, sondern umsonst im Internet spielt. So war das auch mit dem Vorgänger Samorost 2, der übrigens ebenso beliegt wie die sphärische Musik auf CD. Das ist nur zum Teil richtig, denn der Umfang geht doch weit über ein kostenloses Spiel hinaus, da es eine durchgehende Geschichte erzählt. Das Abenteuer des kleinen Josef bietet für viele Stunden Unterhaltung, die doch mehr bietet als die übliche Rätselei. An jeder Ecke gibt es was zu entdecken, etwa wenn Musikanten ein Lied spielen. Man kann auch Sachen anklicken, die gar nichts mit der Story zu tun haben: Etwa ein paar Vögel auf der Leine, die was fallen lassen und davon flattern.

Machinarium hat einen ganz besonderen Grafikstil, der schwer zu beschreiben ist, aber das Spiel zusätzlich zu etwas Besonderem macht: Die Umgebung wirkt recht düster und verbraucht, aber auch wieder heiter, da es viele komische Typen gibt. All das geht qualitativ weit über ein Browsergame hinaus, obwohl es keinen starken Rechner braucht, um es zu genießen: Die Systemvoraussetzungen sind mit 1,6 GHz-Prozessor und 1 MB RAM mehr als moderat und kommen sogar ohne 3D-Karte aus. Dennoch entsteht eine ganz neue, überaus sympathische Welt, die ihre ganz eigenen Gesetze hat.