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Lost Judgment (Action-Adventure) – Yakuza trifft Persona 5

Yakuza heißt jetzt Judgment – bzw. Lost Judgment, wenn man den Nachfolger meint, der inhaltlich dort weiter macht, wo Teil eins aufhörte. Ganz offiziell setzt Sega die Yakuza-Serie als Rollenspiel mit Rundenkämpfen fort. Rein spielerisch ist Lost Judgment allerdings viel näher an dem dran, was das Mafiadrama einst ausmachte. Und wie gut diese Tradition diesmal fortgeführt wird, haben wir im Test herausgefunden.

© Ryu Ga Gotoku Studio / SEGA

Visual Novel statt Action-Adventure

Dieses ebenso seltsame wie anspruchslose Wimmelbilden zieht sich durchs gesamte Abenteuer. Nehmt z.B. das neue Klettern an Häuserwänden, mit dem sich Takayuki einen Weg etwa in ein geöffnetes Fenster bahnt – nur dass man dafür nicht jederzeit auf Kisten oder Lüftungsschächte steigen darf, sondern solche Gelegenheiten zunächst über das beschriebene Beobachten markieren muss, bevor man anschließend den einzig möglichen Kletterweg in Richtung Ziel abklappern soll. Im besten Fall fühlt sich das viel mehr nach Visual Novel als nach Action-Adventure an. Im schlechtesten nach interaktiver Gängelei ohne spielerischen Nutzen.

Beim Klettern und Beobachten ist ja längst nicht Schluss, denn selbst das Schleichen mit Anleihen an klassischer Stealth-Action funktioniert meist so: Man läuft an eine leuchtende Markierung, wirft von dieser aus entweder eine Münze oder einen Rauchball an den jeweils einzigen Interaktionspunkt und schleicht anschließend an der Wache vorbei oder knockt sie aus. Geht das schief, muss man es noch mal probieren. Das dynamische Katz-und-Maus-Spiel echter Stealth-Action? Braucht kein Mensch!

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Auch der Einsatz von Werkzeugen wie der Geräuschverstärker ist spielerisch belanglos: Man klickt einfach die klar markierte Geräuschquelle an. © 4P/Screenshot

Das ist ein grundsätzliches Problem des Spiels: Für viele der Aktivitäten geben einem die Entwickler kein System in die Hand, dessen Benutzung in sich schlüssig ist. Vielmehr soll man lediglich angezeigte Eingaben ausführen, die sich nicht aus der Logik des Werkzeugs oder der stattfindenden Handlung ergeben. Sprintet Takayuki z.B. einer verdächtigen Person hinterher, was selbstverständlich nur in dafür vorgesehenen Szenen geschieht, kann man ihn zwar nach rechts oder links bewegen. Rennt er auf ein Hindernis zu, darf man aber nur im richtigen Augenblick den Analogstick in die angezeigte Richtung kippen – tut man das vorher schon, weil man mitdenkt, funktioniert das Ausweichen einfach nicht. Das ist doch kein gutes Spieldesign!

Virtuelle Urlaubsreise

Dabei macht es durchaus Spaß mit Takayuki unterwegs zu sein, die verschiedenen Aspekte der Detektivarbeit zu erleben und diesmal sogar Spürhunden zu folgen, um z.B. Nebenmissionen zu entdecken. Ich mag auch die gelegentlich durchschimmernde, etwas subtilere Form des vertrauten Yakuza-Humors mit wunderbar albernen Anspielungen u.a. auf die Stealth-Action eines Metal Gear Solid oder Momenten, in denen sich zwei Charaktere sprachlos anschauen. Die filmische Inszenierung ist zwar schon längst nicht mehr die Stärke der Yakuza-Serie bzw. ihres Ablegers, aber hin und wieder gelingen auch hier noch kleine Höhepunkte.

Und natürlich ist die Kulisse nach wie vor klasse, wenn vor allem die engen Gassen Kamurochos überzeugend das Gefühl vermitteln durch eine Stadt zu schlendern, anstatt an leblosen Mauern vorbeizurauschen. Wie schon in Like a Dragon ist das in Ijincho leider weniger der Fall, da es den Entwicklern nicht gelingt, den großen

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Abschied aus Kamurocho? Bei allem Gemecker: Es hat doch immer Spaß gemacht. © 4P/Screenshot

Straßen des Viertels das gleiche Leben einzuhauchen wie denen des Vergnügungsviertels. Yokohama fehlt es zudem an Gebäuden, in denen man das geschäftige Treiben aus höheren Stockwerke beobachten kann, sodass die Häuser mehr als in Tokio nur als Fassade dienen.

Spielerisch überschaubar, aber inhaltlich gelungen sind dafür zwei kleine Neuerungen, von denen eine das Belauschen mancher Gespräche ist, um Informationen zu erhalten. Weil sich Takayuki dafür neben zwei sich unterhaltende Personen stellt, verleiht das den sonst nur der Zierde dienenden Dialogfenstern nämlich einen inhaltlichen Sinn. Die andere Neuerung ist das Fahren auf einem Skateboard, um schneller voranzukommen. Auch dabei wirkt der längst nicht mehr jugendliche Protagonist dezent aus der Zeit gefallen, gleichzeitig erleichtert das schnellere Vorankommen besonders in Ijincho aber die Fortbewegung und ist damit eine gelungene Ergänzung.

  1. Xris hat geschrieben: 08.10.2021 17:23 Den Test finde ich übrigens gut. Viele deiner Kritikpunkte kann ich gut nachvollziehen (das erste Drittel, die aufgesetzten Dektiveinlangen sind verschenktes Potenzial) Aber die 69% sind in meinen Augen zu tief gegriffen. Denn in der Wertungsregion befinden sich etliche Spiele die mich nicht mal 10 Stunden haben durchhalten lassen. Und so geht es halt vielen Spielern. Mittlerweile schauen die Meisten schon bei weniger als 80% zwei mal hin.
    Jedenfalls sry. Ich wollte dir nicht die Kompetenz absprechen. ;)
    Alles gut. :) Hatte mich auch gar nicht auf dich bezogen.
    Und das mit den 80% ist natürlich richtig. Aber was willste dagegen tun? Jedem Spiel einfach 'ne hohe Wertung verpassen und die zuvor argumentierte Einordnung damit im Grunde torpedieren? Ich weiß, dass ich so was noch weniger lesen will als eine Kritik, die meiner eigenen Meinung komplett widerspricht.
    Für mich kann ich eh sagen, dass ich schon so manchen 60-er und sogar 50-er länger als zehn Stunden gespielt hab - von 70-ern (bzw. knapp drunter) ganz zu schweigen. Das sind immerhin noch befriedigende Erlebnisse und oft genug hält einen das gerade bei einer grundsätzlich tollen Serie locker bei der Stange.

  2. Ich mag das Spiel. Dass es simpel ist, stellt für mich keinen Kritikpunkt dar. Es ist ein großer Abenteuerspielplatz, der etwas Ablenkung von der verrückten Welt bietet und dennoch einige der momentanen Probleme adressiert. Dass es dabei unnötig brutale Szenen gibt liegt in der Natur der Serie, der Zeitgeist hat "das bisschen Gewalt" aber längst überholt.

  3. 4P|Benjamin hat geschrieben: 07.10.2021 17:17 Warum braucht ihr eigentlich derart unsinnige Querschüsse, um eure Meinung kundzutun? Es ist doch absolut unnötig eine andere Person als eh nicht "deiner" Gruppe angehörig abzustellen oder willkürlich irgendein Motiv zu unterstellen, um ihre Meinung weniger wertvoll erscheinen zu lassen. Wobei Letzteres ja ohnehin grundsätzlich Quatsch ist.
    Es ist doch immer wieder schade, wie oft man mit anderen Spielern nicht einfach über Dinge quasseln kann, die einem Spaß machen oder eben nicht, um am Ende festzustellen, dass man halt verschiedener Meinung ist. Mensch, Leute...
    Und auch wenn es keine Rolle spielt: Wo sind denn neben HighFleet, Deathloop, Cotton Reboot, SkyDrift, Chivalry 2, Star Hunter DX, Xuan-Yuan Sword 7, FF7 Remake oder Manifold Garden die "vielen" abgestraften Spiele? Auf Insurgency: Sandstorm, das ich im Moment mit riesiger Begeisterung zocke, geh ich mal gar nicht weiter ein. Und dass ich Yakuza vom ersten Teil an trotz seiner (über die Jahre imho zunehmenden) Schwächen sehr mochte, weshalb ich außer Ishin! sowie dem zweiten "Black Panther" jede nicht hier erhältliche japanische Version sogar importiert habe, dürfte aufmerksamen Lesern ebenfalls kein Geheimnis sein.
    Den Test finde ich übrigens gut. Viele deiner Kritikpunkte kann ich gut nachvollziehen (das erste Drittel, die aufgesetzten Dektiveinlangen sind verschenktes Potenzial) Aber die 69% sind in meinen Augen zu tief gegriffen. Denn in der Wertungsregion befinden sich etliche Spiele die mich nicht mal 10 Stunden haben durchhalten lassen. Und so geht es halt vielen Spielern. Mittlerweile schauen die Meisten schon bei weniger als 80% zwei mal hin.
    Jedenfalls sry. Ich wollte dir nicht die Kompetenz absprechen. ;)

  4. DancingDan hat geschrieben: 08.10.2021 13:21 Meinst du den hier?
    Nein, das war ein hühne. Es muss nicht 0 gewesen sein, vielleicht kiwami?
    Trotzdem danke, nach der Arbeit suche ich dann selbst, dachte nur bei so vielen Experten hier wüsste das jemand. ^^

  5. Spiele es auch gerade. Und ja, ist das was man erwarten kann. Schön ist das die Kampfstile sich mehr voneinander unterscheiden als im Vorgänger. Leider hat man auch hier wieder die altbekannten Schwächen (miese Kamera in Kampfarenen z.B.) beibehalten, und an dem Punkt glaube ich man hat sich damit abgefunden es nicht besser zu können. Schade.
    Was mir Sorge bereitet ist eine gefühlte „Verwestlichung“ der Spielwelt, sprich: Sie wird immer größer, verliert dabei aber auch immer mehr an Charme und Individualität. Diese „Mein Kiez“ Atmosphäre war immer eine Besonderheit der Yakuza Reihe, und das geht bei der Größe sichtlich verloren.
    PS: Der Bosskampf auf dem Gehweg könnte auch eine Mr. Shakedown Begegnung gewesen sein.

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