Ab und zu muss man seinen Ersteindruck korrigieren, denn das gebietet die Ehrlichkeit. Es bringt ja nichts, wenn man aus reiner Konsequenz auf seiner Meinung beharrt, obwohl sie so nicht oder zumindest nicht ganz richtig ist. Konsequenz sorgt
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Kann eine solche Statistikorgie mit Schiebereglern Spaß machen? Es kommt darauf an, wie’s gemacht ist, wie Gal Civ 2 unter Beweis stellte. |
zwar für Verlässlichkeit, aber falsch verstanden ist sie ein Irrweg, der in die Unglaubwürdigkeit führt. Außerdem ist eine Vorschau oder gar First Facts immer mit einem gewissen Risiko behaftet, da sie nur einen vorläufigen Eindruck abbilden – Spiele wie Bad Day LA, Lair oder Turning Point lassen grüßen.
Das Spiel ist keinesfalls fertig, hat noch einige Baustellen und viele Zusammenhänge erschließen sich erst beim fertigen Produkt. Allerdings muss man Fairness halber dazu sagen, dass es selten sein dürfte, dass aus einem superschlechten Spiel beim Test ein supergutes wird. Lange Rede – kurzer Sinn: Bei Lost Empire: Immortals müssen wir teilweise unseren negativen Eindruck aus der Vorschau revidieren.
In der Beta hat sich das Spiel derart uninspiriert präsentiert, dass der Eindruck zu dieser Zeit aber durchaus berechtigt war. Obwohl es immer noch öfters abstürzt, ist es jetzt nicht mehr ganz so. Es ist durchaus ein brauchbares Runden-Strategiespiel, das zumindest anfänglich motiviert. Innovationen sind zwar Mangelware, aber das Spielprinzip ist solide und macht den Einstieg nicht gar so schwer. Größter Schwachpunkt sind die automatisch ablaufenden Schlachten, bei denen ihr zum Zuschauen verdammt seid.
Keine echte Wahl
Alles beginnt damit, dass ihr euch für eins von sechs Völkern entscheidet, zu denen auch die Menschen gehören. Allerdings ist diese Wahl bis auf ein paar wenig bedeutende Boni eigentlich keine große, denn die Aliens spielen sich trotz
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Diese sechs Völker könnt ihr spielen. Leider spielen sich die Menschen nicht sonderlich anders als die Aliens. |
abgefahrenen Aussehens nicht wesentlich anders. Ob ihr nun die Erdlinge oder die außerirdische Horde nehmt, macht im Prinzip nur einen kosmetischen Unterschied. Ihr habt ein anderes Schiffsdesign, aber die Vorgehensweise ist eigentlich immer ähnlich. Es ist auch nicht so, dass ihr beim Besiedeln von lebensfeindlichen Planeten als zähe Aliens Vorteile hättet. Hier tun sich alle gleich schwer. Weder forschen die einen besonders gut, noch vermehren sich die anderen wie die Karnickel.
Ein gewisses Gefühl der Beliebigkeit stellt sich auch andernorts ein, wo es was einzustellen gibt. Denn die vier angebotenen Staatsformen sind zwar nett, aber eine so große Rolle spielt es nicht, ob ihr nun Imperium, Föderation oder Überwachsungsstaat wählt. Natürlich empfiehlt es sich auf die autoritäreren Formen zu setzen, wenn eine Kriegserklärung ins Haus flattert, da sie dann mehr Kontrolle, Produktion und Patriotismus bieten. So entscheidend ist das aber nicht, wie ihr merkt, wenn ihr mal die falsche Staatsform habt. Es geht trotzdem fast unverändert rasch voran. Die Verfassung kann übrigens jederzeit geändert werden, nur dass dann wie bei Civilization drei Runden Anarchie herrscht. Das ist ein weiteres Prinzip, dass sich einmal gefällte Entscheidungen jederzeit und ohne große Abstriche revidieren lassen.
Was fehlt alles?
Nun, Lost Empire will ganz bewusst einsteigerfreundlich sein, so dass es von den Machern Pollux Gamelabs entschlackt wurde. Einige Dinge fehlen daher, die sonst üblicherweise Bestandteil eines Weltraum-Strategiespiels sind.
Es gibt etwa kein Planetenmanagement im herkömmlichen Sinne, wo ihr Bauten hochzieht. Ihr stellt einfach die Form des Planeten ein und los geht’s. Aber einigen wird es dann doch fehlen, zumal es außer Truppen, Raketenstellungen und Schilden auf den Planeten wirklich nix zu bauen gibt. Bei den Rohstoffen ergibt es ein ähnliches Bild, da es nur Nahrung, Erze, Wissen und Geld als Ressourcen gibt. Auch der Handel funktioniert fast von alleine, was Veteranen sicher zu wenig ist. Übersichtlicher ist das Spiel daher aber auf lange Sicht nicht.
Was Einsteiger allerdings abschrecken dürfte, ist der Schwierigkeitsgrad, der auf „normal“ schon recht happig ist. Schnell gerät man ins Hintertreffen, da die aggressiv vorgehenden Feindvölker auf der Siegestabelle punktemäßig enteilen. Zu Beginn sieht alles noch nach einem leichten Sieg aus, da man schnell ein paar neue Planeten kolonisiert hat, die gelegentlich auch Artefakte bieten. Aber wer dann den falschen Weg einschlägt, der ist schnell ausmanövriert. Wer mal nicht die üblichen Planetenverbesserungen, besseren Scanner und Rumpfvergrößerungen erforscht, der ist schnell auf dem Holzweg. Das endet oft damit, dass Alienschiffe vor dem Heimatplaneten aufkreuzen, gegen die ihr machtlos seid. Es gibt auch einen Multiplayer, der kaum erwähnt werden muss.