Nach Lego Dimensions mit seiner sehr cleveren Verknüpfung von echten Minifiguren, virtuellen Welten sowie der essenziellen Einbeziehung des Portals in die Rätsel wirkt jedes andere Lego-Spiel antiquiert – auch Lego Marvel Avengers. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich mir Iron Man, Thor oder Black Widow als Minifigur gewünscht habe, die ich auf dem „Toypad“ platziere, austausche oder für Rätsel verschiebe. Doch ungeachtet dessen machen die konservativen Mechaniken, die man hier nur punktuell verfeinert hat, weiterhin Spaß.
Wie gehabt durchläuft man diverse Abschnitte, die in diesem Fall mit mehreren Verteilerwelten verbunden sind. Man zertrümmert Legobauten, um die dadurch freigelegten „Noppen“ einzusammeln. Man löst Umgebungsrätsel, die den richtigen Begleiter erfordern, um Schalter zu betätigen, besondere Hindernisse zu zertrümmern oder explodieren zu lassen – der Umgebungsscan wird dabei aber vollkommen überstrapaziert. Für den Fortschritt in der auf 15 Missionen ausgeweiteten Kampagne, die einen beide bislang veröffentlichten Avengers-Filme nachspielen lässt, hat man stets die richtigen Figuren parat. Um alle Geheimnisse zu lüften, muss man im freien Spiel immer wieder auch andere Bauklotzhelden zu Hilfe rufen. Und natürlich kämpft man mit einfachen Kombos gegen Lokis Schergen oder Ultrons Kampfroboter – je nachdem, in welcher Filmwelt man sich gerade befindet. Bis hierhin gibt es keine Überraschungen.
Best-of-Lego mit frischen Ansätzen
Möchte man meinen. Doch schaut man bei den Kämpfen genauer hin, entdeckt man eine neue Dynamik, die vor allem das kooperative Spielerlebnis belebt: Komboangriffe, bei denen zwei Superhelden ähnlich wie beim Zusammenspiel von Thor und Captain America in der Einstiegssequenz des „Age-of-Ultron“-Filmes einen gemeinsamen Angriff vom Stapel lassen. Sehr schön: Je nach den ausgewählten Figuren zeigen sich diese Spezialattacken, die im Wesentlichen wie eine Smartbomb funktionieren und daher erst aufgeladen werden müssen, sehr variantenreich. Abseits dieser Mechanik fühlt sich Das Abenteuer der Bauklotz-Helden an wie ein Sammelsurium all dessen, was die Lego-Spiele in den letzten Jahren ausgezeichnet hat. Wie bereits in Lego Jurassic World und Teilen von Dimensions werden die sich an den Filmen orientierenden Zwischensequenzen mit den Original Sprach-Samples aus den Kinostreifen unterlegt, die vor allem in der englischen Variante für viel Atmosphäre sorgen.
Doch nicht nur das, auch die Kommentare, die zwischendurch eingestreut werden, stammen aus Archiv-Aufnahmen. Und selbstverständlich reihen sich auch die anderen, nur für Spielinhalte engagierten Sprecher wie z.B. Tausendsassa Nolan North nahtlos in die hohe Klangqualität ein, die auch von den entsprechenden Melodien aus dem Filmsoundtrack profitiert. Trotz dieser Authentizität geht der typische Lego-Humor nicht verloren. Innerhalb des Korsetts, das durch Archiv-Sound und die Filmvorlage vorgegeben ist, holt Traveller’s Tales einiges aus dem Thema raus – was auch dadurch erleichtert wird, dass sich die Filme bzw. die Charaktere nicht so ernst nehmen. Mitunter muss man zwar aufpassen, damit man irgendeinen subtilen Gag im Hintergrund nicht übersieht. Doch gerade deswegen ist es gar nicht so weit von den Bauklotz-Avengers zu einschlägigen Kino-Parodien wie Hot Shots oder Scary Movie. Auf der anderen Seite versucht Lego Marvel Avengers weitgehend erfolgreich, die Dynamik und die Action der Filme authentisch wiederzugeben: Teilweise werden Kamerafahrten direkt übernommen und mit den Lego-Darstellern wiederholt. Und in keinem anderen Bauklotz-Spiel zuvor habe ich so viele Zeitlupen, Explosionen und rasante Einstellungen erlebt wie hier.
Die Avengers-Dimension
Dass die Briten parallel zu den Avengers auch an Lego Dimensions gearbeitet haben, merkt man vor allem an den zusätzlichen Welten bzw. Abschnitten, die man hier integriert hat. Neben den Arealen, die zu den beiden Hauptfilmen gehören und ihre eigenen Verteiler-Bereiche haben, hat man später noch Zugriff auf weitere Verteilerwelten sowie Spielabschnitte, die sich auf die Episode 3 von Iron Man sowie jeweils Episode 2 von Thor (The Dark World) und Captain America (The Return of the First Avenger, aka The Winter Soldier) beziehen. Und damit hat man im Prinzip die zusätzlichen Levelsets von Dimensions wie z.B. Die Simpsons, Portal oder jüngst Ghostbusters kopiert, die neben spielbaren Abschnitten ebenfalls eine Abenteuerwelt mit separaten Herausforderungen bieten.
Der Unterschied bei Avengers: Statt der 45 bis 70 Minuten, die das Bewältigen der Add-On-Level bei Dimensions in Anspruch nimmt, hat man hier nach jeweils etwa 30 Minuten das Ende erreicht. Und die Abenteuerwelten, die prall gefüllt mit Aufgaben wie z.B. Vehikel-Rennen oder diversen mitunter kniffligen Suchaufgaben sind, aber auch nicht mit Geheimnissen geizen, fallen hier etwas kleiner aus als bei unserem Action-Spiel des Jahres 2015. Auch die Erzählstruktur ändert sich leicht: Zwar setzt man auch hier abermals auf Original-Akustik mit Archivaufnahmen. Doch da die Geschichten hier deutlich komprimierter erzählt werden, behilft man sich mit vertonten Comic-Panels – eine nette Verbeugung vor dem Ursprung der Marvel-Helden. Mit all diesen Inhalten sind Komplettierer lange beschäftigt: Man kann über 200 Figuren und dutzende Fahrzeuge freischalten sowie satte250 goldene Bausteine finden, bei Bedarf sogar mit einem im umfangreichen Editor selbst erstellten Superhelden.
Alles andere ist uncool und hat nichts mit Nostalgie zu tun.
Du warst nicht zu jung, sondern nur nicht reich genug....
Wenn du da 11 warst, bist du ca. gleich alt wie ich.
Ich weiß noch dass ich dieses Lego Creator auf dem 4000DM-Laptop meines Vaters nur mit Ach und Krach ans Laufen bekam...
Es war nicht einfach nur das "Modelle bauen", wie man es von dem Lego Tool kennt, sondern tatsächlich eine (für die Zeit) unheimlich riesige Lego-Platte, auf der man eine Stadt mit fahrendem Verkehr usw. Stein für Stein bauen konnte - und sogar in 3D in dieser Stadt umherlaufen und fahren konnte.
Genauso ist es Dr. Fritte.
Er spricht von "den alten Lego-Spielen". Damit meint er nicht "LEGO Star Wars: Die komplette Saga", sondern eben "die alten Lego-Spiele" wie Lego Creator aus dem Jahre 1998. Da konnte man sich digital mit Lego austoben (also alles bauen was man wollte) und musste eben nicht "tonnenweise Geld für echtes Lego" ausgeben.
Ich glaube dass dieses LEGO Worlds wieder so etwas wird. Zumindest hoffe ich dass sie das Spiel nicht auch wieder vergeigen, denn Lego und Online ist irgendwie nicht so ganz kompatibel...