Ist es wirklich schon gut acht Jahre her, dass ich mit Harry Potter als Lego-Figur durch Hogwarts wanderte? Sind tatsächlich schon sieben Jahre seit der Fortsetzung ins Land gezogen? Und sind in der Tat seit der Harry Potter Collection auf PS4 zwei weitere Lenze vergangen? Nun, die Kulisse der in einem attraktiven Paket geschnürten Bauklotz-Abenteuer lügt nicht. Zwar hat das Team von Double Eleven, das auch für die PS4- bzw. One-Umsetzung von Prison Architect verantwortlich zeichnet, die aktuelle Hardware genutzt, um ein blitzsauberes Bauklotz-Abenteuer abzuliefern. Doch das Alter des Quellmaterials von Traveller’s Tales kann man dadurch nicht verschleiern. Nimmt man aktuelle Lego-Spiele wie Das Erwachen der Macht, Avengers, einzelne Dimensions-Episoden und vor allem Lego DC Super-Villains als Maßstab, ist die Welt von J.K. Rowlings Zauberlehrling visuell nicht so detailverliebt. Doch da das Design mit den Plastiksteinen seine Zeitlosigkeit bewahrt hat, fällt dies nicht so schwer ins Gewicht, wie ich nach den ersten Minuten befürchtet habe.
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Zumal akustisch ein viel größerer Schock wartete. Traveller’s Tales hat die Fans von Lego-Spielen in den letzten Jahren mit zunehmend besserer und teilweise direkt aus den Filmen gesampelter Sprachausgabe verwöhnt – der Abstecher in die Welt von Pixars Die Unglaublichen ausgenommen. Und natürlich hat man dies auch gezielt genutzt, um den typischen Humor der Bauklotz-Spiele zu transportieren, wenn man etwa einen ernsten Dialog zu vollkommen absurden Szenen abspielte. Durch die Lego Harry Potter Collection wurde ich mitunter schmerzhaft daran erinnert, dass man die Lizenzen nicht immer so freizügig nutzen konnte und die Lego-Spiele anfänglich ohne Sprachausgabe in irgendeiner Form auskamen. Doch das hat auch etwas Positives: Als man sich nicht auf das gesprochene Wort verlassen konnte, um den Humor darauf aufzubauen, behalf man sich noch stärker der Bilder, um den Witz zu transportieren. Und das funktionierte bei den ersten Lego Star Wars ebenso gut wie bei Indiana Jones, Fluch der Karibik und eben Harry Potter. Die augenzwinkernden Persiflagen auf die bekannten Filmszenen sind auch ohne Sprachausgabe gelungen und ein weiteres gutes Beispiel für den in den meisten Fällen zündenden Witz, den man mit den Lego-Spielen assoziiert.
Mechanisch ein anderer Fokus
Die meisten Baustein-Spiele von Traveller’s Tales bauen seit Jahr und Tag auf den gleichen Prinzipien auf: Levelerforschung, Zerstörung von Lego-Bauten, meist zu leichte Umgebungsrätsel und Kämpfe – allerdings immer in unterschiedlicher Konzentration. Dieses Konzept wurde von dem zwischen den beiden Harry-Potter-Ablegern veröffentlichten Pirates of the Caribbean seinerzeit mit einer sehr ausgewogenen Mischung auf ein zwischenzeitiges Hoch gebracht. Das hat den Hogwarts-Abenteuern aber nicht geschadet. Denn hier hat man sich ohnehin weniger auf Kampf, sondern mehr auf Erforschung der Umgebung und Puzzle festgelegt. Zum einen passte dies sehr gut zum geheimnisvollen Flair, das die Zauberschule verströmt. Zum anderen wurde das Wirken der Magie in ihren unterschiedlichen Ausprägungen gut integriert. Zwar waren die Rätsel zumeist immer noch zu leicht. Doch Hogwarts als weitgehend frei zu erforschender Spielplatz, der unzählige Geheimnisse zu
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verbergen schien, die man erst mit fortgeschrittenen Zaubersprüchen erkunden konnte, war und ist bis heute eine der stimmungsvollsten Welten, die Traveller’s Tales um die Bausteine herum aufgebaut hat.
Nicht zu vergessen die linearen, auf Schlüsselszenen der Filme aufbauenden Abschnitte, die sich hinter den „Jahren 1 bis 4“ (Wertung 2010: 83%) sowie den „Jahren 5 bis 7“ (Wertung 2011: 76%) verbergen und in denen man sich jeweils gut acht bis zehn Stunden vergnügen sowie den überschaubaren Kopfnüssen stellen darf. Selbstverständlich gilt, dass Komplettierer noch ein paar Stunden pro Spiel draufschlagen können. Sehr schön: Wer angesichts des Forscherdrangs vergessen hat, welche Mission er als nächste erledigen muss, und vom Weg abgedriftet ist, kann einfach dem Hausgeist folgen, der einen zum entsprechenden Leveleinstieg lotst. Und wie man es von den Lego-Spielen der jüngeren Vergangenheit kennt, darf man auch zu zweit die Zauberschule durchstreifen – und das selbstverständlich in dem dynamischen Splitscreen, der seit Lego Indiana Jones 2 zum Standard sowie Aushängeschild der Reihe wurde.