Veröffentlicht inTests

Layers of Fear (Action-Adventure) – Gone Home trifft auf P.T.

Was passiert, wenn ein erfolgreicher Maler aufgrund einer Tragödie und kreativen Blockade immer stärker in den Wahnsinn abdriftet? Layers of Fear von Bloober Team liefert eine mögliche Antwort, indem es den Spieler durch die schummrigen Gänge und Räume eines Künstler-Anwesens entführt. Dort wird man Zeuge davon, was es heißt, den eigenen Verstand zu verlieren. Wir klären, ob uns der surreale Trip mit seiner Mischung aus Gone Home und P.T. tatsächlich erschrecken kann. Falls ihr euch die Spannung nicht nehmen wollt, macht einen Bogen um diesen Test.

© Bloober Team / Bloober Team

Einfach gestrickt

Die Erkundung des Horror-Hauses ist sehr einfach gestrickt: Neben dem Bewegen und Umsehen beschränkt sich die Spielmechanik wie bei Gone Home meist auf das Öffnen von Türen, Schubladen und Schränken sowie die Bedienung von Schaltern. Die Suche nach Hinweisen zur Geschichte erweist sich irgendwann als nervig, weil man häufig dazu verdammt ist, ständig die komplette Einrichtung für den Fund an klassischen Zetteln, Zeitungsausschnitten und Fotos zu durchwühlen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=79525,id=92520326)]
Leider hält sich der spielerische Anspruch in Grenzen. Man sucht nach Hinweisen, aber es gibt kaum nennenswerte Rätsel. © 4P/Screenshot

Schade auch, dass man nicht noch mehr Zeit in das Design von Rätseln investiert hat. Zwar gibt es ein bis zwei gute Momente, in denen man tatsächlich kurz nachdenken muss, doch werden bei den wenigen Aufgaben die entsprechenden Lösungen in der Regel gleich auf dem Silbertablett serviert. Aus den Gegenständen hätte man z.B. viel mehr rausholen können: Warum darf ich Objekte wie einen Zinnsoldaten nur im Stil von The Order: 1886 betrachten und rotieren, aber nicht mit ihnen interagieren oder sie aktiv ins Spiel einbinden – wie etwa für Rätsel? Aus den präsenten Themen wie dem Malen oder Alkoholismus hätte man ebenfalls spielerisch oder hinsichtlich der Inszenierung mehr machen können. So hätte man den Spieler z.B. mit zitternder Hand selbst einen Pinsel führen lassen oder die Einschränkungen motorischer Fähigkeiten im Vollrausch abbilden können.

Auf sicheren Pfaden?

[GUI_STATICIMAGE(setid=79525,id=92520324)]
Das große Problem der Dramaturgie: Man erkennt zu schnell, dass einem nichts passieren kann… © 4P/Screenshot

Was noch viel schwerer wiegt: Es gibt in den fünf Stunden keine dramatischen Konsequenzen. Zwar wird mir ständig und glaubhaft das Gefühl einer Bedrohung vermittelt, aber sie bleibt Illsuion. Dadurch weicht das Gefühl der beklemmenden Angst zunehmend dem Bewusstsein, auf sicheren und linearen Pfaden unterwegs zu sein. Man vermisst eine direkte Konfrontation mit dem Grauen inklusive tödlicher Konsequenzen. Stattdessen fallen dem Horror leider nach und nach die Zähne aus: Zwar zeigt er immer wieder wirkungsvoll seine beängstigende Fratze und lässt mich in den verstörenden Wahnsinn abtauchen, aber es gelingt ihm nicht, die anfängliche Angst aufrecht zu halten.

Warum Layers of Fear trotz dieser ernüchternden Erkenntnis bis zum Ende funktioniert, ist zum einen der beklemmenden Atmosphäre und zum anderen den eindrucksvollen Psycho-Spielchen zu verdanken. Man will einfach wissen, was sich die Entwickler noch alles ausgedacht haben – und wird dabei nur selten enttäuscht. Ich habe mich selbst noch oft dabei ertappt, wie ich unter völliger Anspannung in meinem dunklen Zimmer gebannt auf den Bildschirm gestarrt habe.