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Kingdom Hearts 3 (Rollenspiel) – Emotionales Ende einer Reise

Kingdom Hearts 2 liegt 13 Jahre zurück. Dass in der Zwischenzeit sieben weitere Spiele mit teilweise alternativen Zeitlinien oder Helden in dem Universum erscheinen sind, das sich Figuren von Disney und Square Enix teilen, macht die Sache nicht leichter. Doch Kingdom Hearts 3 soll laut Chefdesigner Tetsuya Nomura auch ohne Vorkenntnisse Spaß machen. Mehr dazu im Test.

© Square Enix / Square Enix

Und wie sieht es mit der Action aus? Die zeigt sich dank schnell erlernter Steuerung in den Kämpfen als eingängig und sorgt mit den optionalen Upgrades für Kombos oder Ausweichaktionen für zunehmenden Tiefgang ohne für Überforderung zu sorgen. Es gibt eine Taste für Schlagkombinatinen, eine für den Block (der mit gutem Timing in einen Konter verwandelt werden kann) und Ausweichen, eine zum Springen und eine zum Auslösen von Sonderaktionen. Zusätzlich kann man eine Zielmarkierung aufschalten und sich drei Sets mit je vier Kurztasten-Befehlen anlegen. Letzteres ist z.B. sinnvoll, wenn man nicht den umständlichen Weg über das Digipad nutzen möchte, um seine Magie zu nutzen, Heiltränke einzuschmeißen oder Beschwörungen wie Wreck-It-Ralph, Arielle oder Stitch zu rufen. Dabei sollte man vor allem die kontextsensitive Nutzung der Dreieck-Taste  bzw. Y auf der Xbox One beachten. Je nach ausgerüstetem Schlüsselschwert (drei darf man jederzeit mitführen und durchschalten, alle haben unterschiedliche Eigenschaften und lassen sich individuell aufrüsten), Aktionen der Mitstreiter sowie besonderen Attraktionen, die aktiviert werden dürfen, nachdem man einen Gegner mit einem grünen Kreis angegriffen hat, stehen verschiedene Effekt heischende Angriffe zur Verfügung – ggf. auch nacheinander. Man muss sie auch nicht sofort auslösen. Jede hat einen eigenen Timer und kann ohnehin erst gestartet werden, wenn die vorhergehende abgeschlossen ist. So kommt es immer wieder zu Explosionen und Effektgewittern, die dem Feuerwerk der Paraden in den Disney-Themenparks in nichts nachstehen.

Alles im Sinne des Spaßes

Doch auch abseits der Kämpfe gibt es viel zu tun. Obwohl die ansprechend großen Gebiete zumeist als linearer Schlauch aufgebaut sind, findet man überall Geheimnisse und Schatztruhen. Teilweise allerdings erst, wenn man zusätzliche Bewegungsoptionen wie einen Doppelsprung oder Gleiten freigeschaltet hat, was einem auch das Aufspüren von Geheimnissen im offenen Baymax-Gebiet von San Fransokyo mit seiner an Spider-Man erinnernden Vertikalität erleichert. Besonders interessant sind hierbei die

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Mit Remy aus Pixars Ratatouille darf man sich an Kochrezepten probieren. © 4P/Screenshot

Micky-Maus-Symbole, die man mit der Kamera seines Gumifons (als Multifunktions-Gerät auch für das Glossar etc. genutzt) fotografieren und darüber zusätzliche Gegenstände freischalten darf. Interessant dabei: Häufig muss man ähnlich der Riddler-Puzzle in Rocksteadys Batman-Serie erst die richtige Position oder Perspektive finden. Obwohl Soras Entwicklung weitgehend vorgegeben ist, kann man über die freischaltbaren Fähigkeiten seine Kombos verlängern, eleganter ausweichen und vieles mehr. Der Clou: Angelehnt an das in Nier Automata verwendete Chip-System haben Sora und seine Gefährten nur eine bestimmte Anzahl an Fähigkeitspunkten, die besetzt werden dürfen, so dass man ab und an überlegen muss, ob man diese oder jene Option für eine andere opfert. Oder ob man im Shop von Mogry etwas kauft oder schmiedet, das die Fähigkeitspunkte erhöht. Doch nicht nur hier darf man handwerklich tätig werden. Mit Hilfe der Ratte Remy aus Pixars Ratatouille kann man in Minispielen schmackhafte Gerichte zaubern und diese sogar zu ganzen Menüs verbinden, die einem temporär Status-Verbesserungen spendieren.

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Die Toy-Story-Welt leidet darunter, dass nicht die Original-Sprecher mit von der Partie sind. Visuell ist sie nicht von den Pixar-Filmen zu unterscheiden. © 4P/Screenshot

Und nicht zuletzt wartet mit der Rückkehr des Gumischiffs sowie den damit verbundenen Erkundungen von Weltall-Gebieten oder Kämpfen gegen darin positionierte Feinde noch eine weitere Ebene, in der man zahlreiche Geheimnisse finden und sich sogar als Konstrukteur eines eigenen Raumschiffs machen kann. Auch hier gilt, dass man für die verwendeten Bauteile, Waffen, Antriebsaggregate usw. eine bestimmte Punktsumme nicht überschreiten darf. Doch auch mit dieser kleinen Einschränkung lassen sich mit etwas Fantasie einige waghalsige Kampfjets bauen. Natürlich gibt es auch einen ordentlichen Fundus an vorgegebenen Pötten, die man auch nachträglich anpassen darf. Und wem das alles nicht reicht, kann sich auch mit zahlreichen versteckten sowie ebenfalls über das Gumifon abrufbaren Mini-Spielen vergnügen. Hier wird man im Stile alter LCD-Spiele (die auch Nintendo mit Game & Watch wieder aufleben ließ) in der Rolle von Sora oder Micky mit einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Anforderungen zum Spielen motiviert. Mit allen Möglichkeiten, sich abseits der Geschichte oder nach dem Finalkampf weiterhin in der Welt von Kingdom Hearts zu beschäftigen, kann man die Kernspielzeit von etwa 40 Stunden massiv vergrößern, wobei Langeweile trotz eigentlich simpler Suchaufgaben etc. keine Chance hat.