Schon im Intro wird klar, dass irgendetwas gewaltig schief gehen wird: Anstatt auf einer sonnigen Insel unter Palmen mit Cocktails auf den letzten Coup anzustoßen, sitzen die beiden Hauptdarsteller nackt und an Stühle gefesselt in einer improvisierten Folterkammer. Und sie sind nicht alleine, denn Unbekannte verpassen den gezeichneten Körpern weitere Schnitte mit ihren Messen. „Ich bring dich um“, brüllt Kane noch einen seiner Peiniger mit blutverschmiertem Gesicht an, während sein Kumpel Lynch bewusstlos neben ihm zusammensackt. Schnitt. Mist. Cliffhanger! Denn anschließend wird die Zeit
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etwa 48 Stunden zurückgedreht und zeigt Kanes Ankunft in der chinesischen Metropole Shanghai, wo er von Lynch in Empfang genommen wird. Okay, es hat funktioniert: Ich will jetzt wissen, wie die beiden in diese unangenehme Situation kommen, die ich eben noch in den kurzen, aber heftigen Ausschnitten gesehen habe…
Psycho
Übernahm man beim Vorgänger noch die Rolle des verzweifelten Söldners Kane, spielt man jetzt hauptsächlich seinen psychopathischen Partner Lynch, der Medikamente gegen seine unberechenbaren Ausraster bekommt. An sich ist es eine gute Idee, zur Abwechslung Lynch mehr in den Vordergrund zu rücken, doch büßt man damit gleichzeitig den Unberechenbarkeits-Faktor ein, mit dem der erste Teil noch faszinieren konnte. Dort erinnerte der bärtige Kautz noch an eine tickende Zeitbombe – hier behält er jedoch immer die Kontrolle über sich und unterscheidet sich damit kaum noch von seinem Begleiter. Warum haben die Entwickler die Psychoanfälle nicht als Teil des Spielablaufs integriert? So wäre es doch z.B. eine Idee gewesen, unter Zeitdruck Pillen finden zu müssen, um ein Austicken zu verhindern, bei dem man als Spieler selbst die Kontrolle über die Figur verlieren würde. Schade ist zudem, dass Kane und Lynch als Charaktere im Vergleich zum Vorgänger austauschbar wirken. Klar, es gibt immer noch den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch zwischen den beiden, aber es fehlt diese gewisse Spannung und das emotionale Drama, was den Erstling noch ausgezeichnet hat. Kanes Tochter und das angespannte Verhältnis zwischen beiden wird nur kurz in einigen Dialogen angeschnitten, doch spielt sie ansonsten eine genau so kleine Rolle wie Lynchs Behandlung oder dessen Verhältnis zu seiner neuen Lebensgefährtin
Xiu. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, die Charaktere und ihre Motive weiter zu durchleuchten und zu zeigen, was in ihnen vorgeht. Genau das war eine der Stärken des ersten Teils. Hier scheint es so, als würde man es gar nicht erst versuchen…
Action von der Stange
Stattdessen liegt der Fokus noch stärker auf der Action: Es vergehen nach dem Spielstart keine zwei Minuten, schon pfeifen einem die Kugeln im Sekundentakt um die Ohren. Und genau so geht es weiter… Checkpunkt für Checkpunkt…durch die Straßen der Großstadt, illegale Fabriken, Bürogebäude und den Flughafen. Deckung auf Knopfdruck suchen, die bösen Schergen ins Visier nehmen, Abdrücken und dabei hoffen, dass die Kugeln trotz der oft fragwürdigen Kollisionsabfrage im Ziel landen – nach diesem Muster läuft ein Großteil des Spiels ab. Dabei erweisen sich die Gegenspieler alles andere als intelligent: Entweder laufen sie direkt ins offene Feuer oder schauen in regelmäßigen Abständen über die z.T. zerstörbare Deckung, was sie zu einem leicht berechenbaren Ziel macht. Einfach ist das Überleben deshalb trotzdem nicht, denn vor allem durch die überlegene Anzahl und recht hohe Trefferquoten können einem die Feinde das Leben schwer machen. Hinzu kommt, dass man weder auf Nahkampfangriffe noch Granaten zurückgreifen kann – im Arsenal finden sich lediglich Pistolen, Schrotflinten, Uzis sowie Sturm- und Scharfschützengewehre, von denen man maximal zwei gleichzeitig mit sich herum schleppen darf. Als Ausgleich kann man sich aber Benzinkanister und Feuerlöscher zunutze machen, um diese im Idealfall auf Gegnergruppen zu werfen. Dann noch ein gezielter Schuss – und schon vermisst man die Granaten nicht mehr. Schmerzlicher ist da schon der Verlust des Befehlssystems, auch wenn es nicht zu dem hohen Spieltempo gepasst hätte, in dem man hier durch Shanghai gejagt wird. Doch gerade wenn sich Kane mal wieder irgendwo verheddert, sich extrem blöd anstellt und mich quasi im Stich lässt, habe ich mir zumindest ein rudimentäres Befehlssystem im Stil von Army of Two gewünscht.