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ITTA (Action-Adventure) – Das Mädchen, das den Tod bringt

Mächtige Kreaturen töten, um die eigene Familie zu erlösen. Eine wunderschöne Fantasy-Welt zwischen Zelda und Hyper Light Drifter, wo jeder Pixel Melancholie und jeder Charakter Hoffnungslosigkeit verströmt. Dazu der Nervenkitzel der Indie-Überraschung Titan Souls und die Verrücktheit japanischer Bullet-Hell-Spiele. ITTA ist schon jetzt eine der positivsten Überraschungen des Jahres 2020. Hier kommt unser Test!

© Glass Revolver / Armor Games Studios

Bossgegner!

 

Betritt ITTA jedoch einen von insgesamt 18 Bossräumen verliert das Spiel seinen gemächlichen, entschleunigten Charakter: Dann wird zum Kugeltanz aufgefordert! Unentwegt sausen die Monster, Männer, Frauen und Schreckgestalten umher und verspucken ihre tödlichen Kugelflut. ITTAs anfängliche Lebensleiste von nur zwei Herzen erlaubt nicht viel Spielraum für Treffer, zum Glück könnt ihr diese mit in der Welt versteckten Zusatzherzen aber deutlich erweitern. Stichwort Lebensenergie: Wie in Titan Souls haben sich die Endgegner in spezielle Räume zurückgezogen und stellen die einzigen Feinde im Spiel dar, allerdings sind die Wächter in ITTA nicht bei einem gezielten Treffer tot, sondern haben sehr wohl lange Lebensleisten, die ihr mit euren Waffen kleinknabbern müsst. Die Pistole schießt schnell, aber schwach, die Schrotflinte streut, das MG ist die unkomplizierteste Waffe. Doch auch Wurfsense oder Flammenwerfer haben ihren Reiz und ihre Vorteile.

 

Kleine Helfer

 

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Auch die kleinen Kavernen und Geheimräume sind äußerst ästhetisch designt. © 4P/Screenshot

Während einer Hechtrolle ist ITTA unverwundbar, wie man das z.B. aus den Actiontiteln von Platinum Games oder Indies wie Enter the Gungeon kennt. Das führt im Endeffekt zu einem steten Abwägen: Kann ich mit gut koordinierten Mini-Bewegungen die Kugeln elegant umgehen (wie es Shoot’em-Up-Profis tun) und dabei mit dem anderen Stick permanent Richtung Boss feuern? Oder entscheide ich mich für ein hektisches Dauerhechten? Das zieht den Kampf in die Länge, weil man viel seltener zum Ballern kommt, minimiert aber das Risiko, einen Treffer einzustecken. Unterm Strich wirkt mancher Endkampf am Anfang etwas überfordernd, mit ein wenig Übung und flinkem Ausweichen sind aber alle Duelle gut machbar. Wer gar nicht damit zurechtkommt und nur Story und Spielwelt genießen möchte, darf im Menü sogar Unverwundbarkeit anschalten; ein ungewöhnliches Feature.

 

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Tanz mit dem Kugelmonster: Manche Bosse spucken noch mehr Bullets als dieser Bursch. Zum Glück beherrscht die kleine ITTA eine Ausweichrolle. © 4P/Screenshot

Wie sich ITTAs Verhältnis zur Welt und deren Bewohnern entwickelt und welche Macht sie dorthin befördert hat, will ich an dieser Stelle natürlich nicht vertiefen. Es macht aber definitiv großen Spaß, die Gebiete zu erkunden und die kleinen Veränderungen zu erleben, die im Verlauf der fünf bis acht Spielstunden eintreten. Die drei Gebiete von ITTA unterscheiden sich thematisch und sind natürlich nicht vom Start weg komplett zugänglich – ein bisschen muss man schon denken und suchen, um alle Areale zu Gesicht zu bekommen. Die Verknüpfung über Geheimgänge, endlose Treppen oder Brücken, die erst aktiviert werden wollen, ist dabei so banal wie klasse umgesetzt – zudem entsteht ein optisch wie atmosphärisch extrem stimmiges Gesamtkunstwerk.