Kampagne? Nicht wirklich…
Schon fast traditionell krankt die Serie an eher dürftig inszenierten Kampagnen und es hätte mich gewundert, wenn das diesmal anders gewesen wäre. Auf Seiten der Briten schlüpfe ich in die Gesichts- und namenlose Rolle eines jungen Unteroffiziers, der in die RAF gerät, wie die Jungfrau zum Kinde: Plötzlich und unerwartet. In Textpassagen (!) zwischen den nur sechzehn Einsätzen wird eine ganz nette Geschichte gesponnen, von einem unerfahrenen, aber mutigen jungen Mann, der sich nicht nur in der Luft gegen die „Hunnen“, sondern auch am Boden gegen seinen arroganten adligen Mitstreiter durchsetzen muss.
Zwischensequenzen? Sprachausgabe? Fehlanzeige. Eine „Identifikation“ mit meinem Alter Ego ist so nicht möglich und auch der Ausgang der Einsätze, die ohnehin oft willkürlich und ohne mein Dazutun enden, nimmt kaum Einfluss auf die Geschichte. Ist ein Einsatz gewonnen, sind alle happy, wurde er verloren, gibts lange Gesichter…spannend. Dass die „Kampagne“ dann so plötzlich und unerwartet endet wie viele der Einsätze fällt da schon kaum mehr ins Gewicht.
Auf Seiten der Luftwaffe gibt es übrigens keine Kampagne im eigentlichen Sinn. Hier werden einfach nur dreimal fünf Einsätze hintereinander abgeflogen, dafür variiert hier der Umfang und Typus der einzelnen Maschinen. Hier fliege ich dann auch mal eine Heinkel und kann dann auch zwischen den verschiedenen Positionen im Bomber wechseln. Dabei kann man den Entwicklern auch bei Darstellung und Funktionalität dieser Posten höchste Detailverliebtheit attestieren. Von der MG-Kanzel bis zum Bombenschützen, vom Ersatzmagazin bis zum Zielteleskop. Hier ist Cliffs of Dover über jeden Zweifel erhaben.
Mehrspieler? Check…Editor? Check….
Tatsächlich sind die Entwickler (wie sich das anscheinend für echte Simulationsfanatiker gehört) aber wahrlich keine Freunde von „Geschichten“ oder „Charakteren“ oder auch nur „Musik“. So etwas sucht man hier alles vergebens. Aber immerhin gibt es Multiplayer-Gefechte. Angeblich mit bis zu 128 Teilnehmern, auch wenn ich während meiner Tests nicht einmal einen derart gut besuchten Server zu Gesicht bekommen habe. Im Gegenteil: Das Spiel leidet noch unter Konnektivitätsproblemen und schwachem Zuspruch. Und wenn man sich dann mal in der Luft mit anderen tummelte, bricht die technische Performance online dann noch weitaus stärker ein, als dies offline schon der Fall ist. Folglich ist dieses „Vergnügen“ wohl nur wohlhabenden Hobbypiloten mit VDSL und Quatro Core Rechnern nebst SLI Systemen zu empfehlen. Was den Missionseditor angeht, so erschließt sich dieser dann doch eher versierten Anwendern mit Erfahrung und viel Zeit. Da es in der großen Community aber einige gibt, auf die dies zutreffen dürfte, ist mit zahlreichem kostenlosen Nachschub an Einsätzen zu rechnen.