Das notwendige Übel?
„He slimed me!“: Spätestens seit dem grandiosen Ghostbusters auf dem altehrwürdigen C-64 sind Filmumsetzungen nicht mehr aus der Spielewelt wegzudenken. Dass ausgerechnet eine Neuauflage der Geisterjäger trotz guter Ansätze vor kurzem an einer Lizenz scheiterte, ist mehr als nur Ironie des Schicksals. Es wird deutlich, dass ein großer Name nicht automatisch ein Garant für ein gutes Spiel ist. Und schauen wir die Filmumsetzungen der letzten Monate an, gibt es kaum Grund zur Freude: Madagascar 2 war wenig mehr als ein uninspiriertes Abenteuer. Was man auch von Der goldene Kompass oder
Wall-E sagen kann. Und auch wenn die Versoftungen zu Bolt, zu Harry Potter oder Monsters vs. Aliens viele gute Ansätze boten: Durchweg zu überzeugen wussten seit Spider-Man 2 nur die über jeden Zweifel erhabenen Lego-Ausflüge von Luke Skywalker oder Indiana Jones. Das hält die Publisher freilich nicht davon ab, sich zu jedem halbwegs viel versprechenden Film die Lizenz zu angeln, einen Titeln rauszupressen und zu hoffen, dass die Kinogänger -bzw. bei Familienfilmen hauptsächlich die jüngeren Spieler- auf den Werbezug aufspringen. Schafft es Ice Age 3 (IA3), mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Lizenzspiele zumeist Fließbandarbeit darstellen?
Der erste schlechte Eindruck
Wer bereits mit der Demo ein Probespiel gewagt hat, wird vermutlich ohne zu zögern zustimmen, dass Eurocom als Entwickler mit der Umsetzung von Ice Age 3 einen Griff ins Klo gemacht hat.
Allerdings sollte man sich nicht all zu sehr von der Demo beeinflussen lassen – diese ist in keiner Form exemplarisch und zeigt nicht nur einen kleinen, sondern tatsächlich den schwächsten Teil des mit insgesamt zwischen sechs und acht Stunden unter dem Strich etwas kurz geratenen prähistorischen Ausflugs. Denn es ist wahrlich nicht spannend oder gar herausfordernd, mit Sid auf Dinoeiern balancierend einen verschneiten Berg herunterzurollen. Activision hätte mit nur wenigen Ausnahmen jedes andere Element nehmen können, um eine repräsentative Demo zusammenzubauen. Denn IA 3 hat mehr zu bieten, wobei vieles davon im klassischen Action-Adventure angesiedelt ist.
Sowohl mit Sid als auch mit dem Wiesel Buck hüpft, klettert, sammelt und kämpft man sich durch eine 3D-Welt, wie man es schon hunderte Male vorher gemacht hat. Doch diese Festlegung auf konservative Mechaniken zeigt bewährten Charme, da sich Eurocom handwerklich fast nichts zu schulden kommen lässt. Die Steuerung geht locker von der Hand, die Kamera zeigt
bis auf wenige Ausnahmen zumeist einen guten Blickwinkel auf das Geschehen und die Kollisionsabfrage arbeitet genau – so wie man es erwarten kann.
Was man allerdings nicht erwartet, ist die Vielfalt:Nicht nur, dass man mit Säbelzahn-Eichhörnchen Scrat sowie seiner Gespielin in ein klassisches seitwärts scrollendes Jump&Run entführt wird. Mit Bucks actionhaltigen Pterodactylus-Ausritten bekommt man mal einen ebenso seitwärts scrollenden Baller-Klon im Stile von R-Type, mal einen aus allen Rohren feuernden Ausflug spendiert, bei dem man wie in Panzer Dragoon in den Bildschirm hinein fliegt, während man den Gegnern den Garaus bereitet.
Überhaupt halten die Abschnitte mit Buck einige Überraschungen parat. Mit diversen Projektilwaffen ausgerüstet, wird man mit ihm nicht nur erforschend, sondern auch hinsichtlich ballistischer Action gut bedient. Dann wiederum schwingt und klettert er an Wänden, dass der persische Prinz beinahe neidisch werden könnte, nur um dann schließlich der Schwerkraft sowie dem Orientierungssinn trotzend an Lianen herumzuklettern.
Da verzeiht man dann auch gerne, dass Sids mechanisch solide, aber inhaltlich schwache Ausflüge als Eibalancierer ebenso deplatziert wirken wie die Cameo-Auftritte von Diego (in einem Rennspiel light) oder Manni, dessen Baumstamm-Rupfaktion kurz und unnötig ist.