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HTC Vive Pro (Hardware) – Ein lohnenswertes Upgrade?

Wir liefern das beste Premium-Erlebnis, das derzeit auf dem Markt verfügbar ist: Mit diesem Versprechen richtet sich HTC einmal mehr an VR-Enthusiasten, Geschäftskunden und betuchte Spieler. Wir haben überprüft, ob sich das Headset Vive Pro in Punkto Bildqualität und Komfort tatsächlich stark genug von der Konkurrenz abhebt.

© HTC und Valve Software / HTC

Überaus ergonomisch

Fixiert wird das Gebilde nicht nur mit dem bekannten Kopfband, sondern auch mit einem Drehrädchen am Hinterkopf. Vor allem in längeren Spiel-Sessions ist es deutlich angenehmer, dass das Gewicht den Kopf nicht so sehr nach vorne zieht und das Headset weniger wie ein Fremdkörper wirkt. Die clever ausgetüftelte Kabelführung rund um die Bügel schützt derweil vor Schäden bei ruckartigen Bewegungen und sorgt für ein freieres Spielgefühl, weil die Strippe weiter hinten herunterhängt und gefühlt nicht mehr so am Kopf „zerrt“. Wer kabellos spielen will, muss auf den einzeln erhältlichen „VIVE Wireless Adapter“ der Partnerfirma DisplayLink warten, für den noch kein Preis feststeht. Laut eines ersten Testberichts funkt er auf Kabelniveau (Wi-Fi-Standard IEEE 802.11ad, 60-Gigahertz-Band, 4K-Übertragung bei 90 Hz und höher möglich). Er soll aber ähnlich kompliziert im Aufbau sein wie Tpcasts Drahtlosadapter für die „normale“ Vive (zum Test).

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Das kleine Rädchen zur Fixierung am Hinterkopf hat HTC sich von Sony abgeschaut und es verfeinert. Eine ähnliche Halterung mit Kopfhörern ist übrigens auch für die alte Vive erhältlich – unter dem Namen „Deluxe Audio Strap“. © 4P/Screenshot

Auch Brillenträger scheinen mit der Vive Pro das bequemste Erlebnis zu bekommen: Nachdem Kollege Eike die Front per Knopfdruck ein wenig ausgefahren hatte, passte sein mittelgroßes Gestell noch besser unter die „Haube“ als beim bisherigen Brillenträger-Favoriten PSVR. Ein Wermutstropfen ist die Hitze-Entwicklung: Nach rund einer Stunde Betrieb wird es vor allem auf der Oberseite ähnlich warm wie bei einem gut ausgelasteten Smartphone. Glücklicherweise wird ein Großteil davon aber nach außen abgeführt, so dass es unter der Haube nur bedingt wärmer wird. Obwohl die Sonne unsere Büros in den letzten Tagen ordentlich aufgeheizt hat, kam ich nicht wirklich ins Schwitzen – im Gegensatz zu PSVR, bei dem sich unter der Stirnauflage aus glattem Plastik schon einmal Tröpfchen bilden, wenn man eine Glatze hat.

Technische Nicklichkeiten

Die Änderungen an der Hardware bringen ein paar weitere Besonderheiten mit sich, die Besitzer der älteren Vive im Hinterkopf behalten sollten. Neuerdings reicht kein USB-2.0-Kabel mehr, sondern man muss das beiliegende 3.0-Exemplar an einer entsprechend schnellen Buchse benutzen. Außerdem fällt der HDMI-Port weg: Die kleine Verbindungsbox zum PC bietet neuerdings nur noch einen Display-Port-Anschluss (1.2 oder höher). Für unseren kleineren Rechner neben dem VR-Spielfeld mussten wir erst einmal ein relativ exotisches Kabel (Mini-DP auf Mini-DP) beschaffen: In dieser Konstellation gab es beim Start manchmal Fehlermeldungen, so dass wir das Headset neu starten mussten, bevor die Spiel-Session losgehen könnte.

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Bitte lächeln: Dank der zwei Frontkameras sieht man mit der Vive Pro auf dem Schädel noch bescheuerter aus. © 4P/Screenshot

Keine Probleme gab es an einem anderen Rechner, an dem wir einfach das beiliegende Display-Port-Kabel nutzen konnten (Mini-DP an der Box auf DP am PC). Auch in dieser Konstellation kann sich allerdings bemerkbar machen, dass die höhere Auflösung die Grafikkarte stärker beansprucht. Grafisch schlichtere Spiele wie Arcade Saga oder Audioshield liefen auch mit der minimal notwendigen GeForce GTX 970 perfekt (zu den Systemvoraussetzungen). Bei anspruchsvolleren Kulissen wie in Farhome oder The Invisible Hours mussten wir die Grafik-Optionen aber stark herunterregeln, das Supersampling weglassen oder zur GTX 980 wechseln, um noch flüssig spielen zu können. Selbst bei Steams Overlay-Menü schien der Rechner manchmal überfordert zu sein und begann zu ruckeln.

VR für die Ohren

Positiv ist natürlich der neue Ein-/Ausschalter am Verbindungskästchen. Die zwei Kameras in der Front kamen in unserem Testbetrieb noch nicht zum Einsatz: Sie könnten laut HTC künftig einmal Objekte im Raum erfassen oder Handbewegungen tracken. Wir haben bislang nur eine davon für das bekannte kleine „Fenster in die reale Welt“ benutzt: Damit kann man z.B. nachschauen, wer gerade durchs Büro huscht, ohne das Headset abzunehmen.

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Größenvergleich von links nach rechts: Die Vive Pro, die Standard-Vive und die Oculus Rift. © 4P/Screenshot

Die eingebauten Kopfhörer lassen sich schön an die Ohren drücken. Selbst, wenn sie einmal nicht ganz so nah anliegen wie klassische Ohrhörer, bieten sie einen schön klaren Klang mit neutral ausgesteuerten Frequenzen. Alternativ lassen sie sich auch abmontieren, um die eigenen Lieblingskopfhörer zu nutzen. Ich möchte das bequeme Aufsetzen des kom pletten Headsets aber nicht mehr missen. Ein Mikro ist ebenfalls eingebaut.Ein Versäumnis ist natürlich, dass bislang noch immer keine Nachfolger der klassischen Vive-Controller erhältlich ist. Die bekannten Stäbe werden in Roomscale-Spielen nach wie vor tadellos getrackt, sind aber bei weitem nicht so ergonomisch und immersiv wie beim Konkurrenz-System Oculus Touch von Facebook. Für die Zukunft geplant sind u.a. Valves Knuckle-Controller – und auch HTC selbst experimentierte offenbar mit ergonomischeren Exemplaren.