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Heroes over Europe (Simulation) – Heroes over Europe

Die Flugsimulation, einst Stolz und Freude der Joystickakrobaten am PC, gehörte lange zu einer aussterbenden Art. Einzelne Entwickler haben sich eine Nische geschaffen, in der sie die verbleibenden Fans weiterhin treu und kompetent bedienen, aber aus dem Massenmarkt schienen brummende Propeller und Kondensstreifen lange verschwunden. Seit einiger Zeit feiert das totgesagte Genre aber erstaunlicherweise auf Konsolen ein beachtliches Revival – was gegenwärtig sogar dazu führt, dass zwei sehr ähnliche Spiele parallel erscheinen.

© Transmission Games / Ubisoft

Außerdem gibt es immer wieder eine Art Bosskämpfe: Damit meine ich nicht die Ass-Flieger, die sich immer innerhalb größerer Staffeln tummeln, deutlich markiert sind und deren Abschuss angeblich die Moral der verbleibenden Truppe senken soll (was mir nicht aufgefallen wäre). Nein, ab und zu bekommt man es mit einem einzelnen, extrem aggressiv fliegenden

Heroes over Europe ist in jeder Hinsicht Arcade: Sowohl das Flugverhalten als auch die Zielerfassung kommen Gamepad-Neulingen entgegen.

Luftprofi zu tun, der sich nicht einfach so mal nebenbei ins Visier nehmen lässt. Die KI der Standardgegner ist zwar eher im Bereich der Moorhühner einzuordnen, aber ab und zu lässt sich auch Otto-Normal-Luftwaffler zu gemeingefährlichen Manövern hinreißen, die eher im Bereich der Kamikaze zu suchen wären – ich wurde mehrere Male fies aus den Lüften gerammt. Endet man als qualmendes Wrack an harten Boden der Tatsachen, wirft einen das Spiel zum letzten Checkpunkt zurück, von denen mehrere pro Level automatisch angelegt werden. Die Missionen, die auf den üblich verdächtigen Schlachtfeldern Europas spielen, sind übrigens strikt linear angeordnet – sollte man an einem Auftrag verzweifeln, geht es so lange nicht weiter, bis man ihn geschafft hat, wofür im Zweifelsfall die Wahl eines niedrigeren Schwierigkeitsgrads sorgen kann. Man ist zwar nie allein unterwegs, allerdings gibt es keine Möglichkeit, den Wingmen Anweisungen zu geben – die machen ihr eigenes Ding. Nach jeder gemeisterten Mission gibt es neue Maschinen bzw. frische Varianten von alten Modellen, die sich bereits im Hangar tummeln – davon bis zu vier pro Modell. Die lassen sich auch allesamt im Mehrspielermodus nutzen, dessen wichtigste Eigenschaft ist, dass er bis zu 16 Spieler unterstützt. Der Rest beschränkt sich auf das absolute Genre-Minimum: Zwei Spielmodi, die man entweder allein oder im Team angehen kann – an der Online-Front nichts Neues.

Flieg in das Licht!

Die solide Story von HOE wird auf drei Arten weitergeführt: Erstens gibt es schwarz-weiße Propaganda-Filme, teilweise mit Original-Aufnahmen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Zweitens erzählen gezeichnete, mit Sprachausgabe unterlegte Farb-Animationen ihren Teil der Geschichte. Und drittens erwarten einen viele Dialoge im Spiel, entweder per Funkverkehr während der Einsätze oder in Form von Echtzeit-Cutscenes – die Sprachausgabe ist gerade im Falle der englischen Version sehr gut, da schön akzentbeladen.

Ob tagsüber, nachts oder bei strömendem Regen – es wird immer geballert. Allerdigs geht die Grafik-Geschwindigkeit gerade bei der hier zu sehenden Nachtmission teilweise ordentlich in die Knie.

 Auch in Sachen Grafik lässt sich Ubisoft nicht lumpen: Heroes over Europe sieht gut aus, wirklich gut. Nicht ganz so gut wie Birds of Prey, das gerade in Sachen Bodendetails und Schadensmodell die Flügelspitze vorn hat – aber trotzdem gut. Heroes over Europe hat den Vorteil, dass es nicht ganz so oft ruckelt wie sein Widersacher, was allerdings nicht bedeutet, dass es komplett flüssig läuft. Gerade der Nacht-und-Nebel-Einsatz über dem brennenden London hat die Framerate auf allen Plattformen in bemerkenswerte Tiefen getrieben; ein Problem, mit dem sich PC-Flieger am wenigstens herumplagen dürften, sofern ihr Computer genug Saft unter der Haube hat. Ansonsten nehmen sich die Fassungen untereinander technisch gar nichts: Die Sichtweite ist gut, die Landschaft sieht sehr hübsch aus, die Explosionen krachen ordentlich, die Lichteffekte sind fabelhaft – besonders die ungewöhnlichen Lensflares haben es mir angetan. Allerdings sind die Bodentexturen teilweise sehr niedrig aufgelöst, man vermeide also Tiefflüge. Außerdem stimmen teilweise die Größenverhältnisse ganz und gar nicht, was besonders bei Schiffen gut zu sehen ist, die im Verhältnis zum übergroß schwappenden Wasser wie Spielzeugboote aussehen. Und nicht zuletzt gibt es nur die Außenansicht, sonst nichts – keine Cockpitperspektive weit und breit.