Kratos kleiner Bruder
Hero of Sparta (HoS) beginnt verheißungsvoll mit einem stimmungsvollen Rendervideo, das hinsichtlich Artdesign, mythologischer Einordnung und Kampfaction Erinnerungen an Kratos wach werden lässt.
Dieser Eindruck setzt sich fort, sobald man im Spiel ist: Wie in God of War ist man auf linearen Pfaden unterwegs, die rechts und links keine Möglichkeit zur Erforschung erlauben. Wie beim großen Vorbild wartet ein breites Spektrum an
mythologischen Kreaturen wie Minotauren, Riesenskorpione oder Medusen in den acht umfangreichen Abschnitten, um in leicht zugänglichen und zumeist spektakulär inszenierten Kämpfen in den Hades geschickt zu werden.Farbenfroh, aber unsauber: Die Engine wurde hinsichtlich der bereits auf iPhone enthaltenen Mankos nicht mehr überarbeitet.
Und nachdem man sich bei Entwickler Gameloft wirklich gut angeschaut hat, was die Kollegen aus Sonys Santa Monica-Studio geleistet haben, gibt es allerlei Aufsammelbares. Dazu gehören z.B. Kristalle, die entsprechend akkumuliert entweder die Leiste für Lebensenergie oder die für Sonderattacken permanent verlängern. Und natürlich gibt es auch die Orbs, die in roter Form genutzt werden können, um die fünf Waffen zu verstärken und die in grün bzw. blau verlorene Energie wieder auffüllen.
Selbstredend dürfen bei so vielen Anlehnungen an God of War auch spektakuläre Bosse nicht fehlen, die schließlich in einem Quicktime Event ihrem verdienten Ende zugeführt werden.
Kleine Schalterrätsel sowie Fallen, denen ausgewichen werden muss (die aber auch den sehr vorhersehbaren Gegnern schaden), runden die „Fremdinspiration“ ab.
Vom iPhone zur PSP
So penibel sich HoS inhaltlich an den von Kratos vorgegebenen Fußstapfen fortbewegt und so fasziniert man auch ist, dass dieses Prinzip nach der iPhone-Premiere auch als Mini für Sonys Handheld funktionieren kann, so schnell fallen bis zum Abschluss des gut sechs Stunden langen Abenteuers die Mankos auf, die den qualitativen Unterschied nicht nur zu God of War ausmachen und die auch durch den Mini-Preis nicht abgemildert werden können.
Dazu gehört z.B. die Steuerung, die auf lange Sicht zu schwammig ist, um für Furore oder gar akkurat gesetzte Hiebe sorgen zu können. Ob dies jetzt auf Überreste des virtuellen Sticks der iPhone-Version zurückzuführen ist, der seinerzeit überzeugen konnte, oder andere Gründe hat, ist unklar. Fest steht allerdings, dass die Ausrichtung der Figur sowie die Angriffe alles andere als zuverlässig funktionieren.
Und die Engine, die bereits auf dem Apple-System mit Problemen zu kämpfen hatte, wurde für die Mini-Neuauflage -wenn
überhaupt- nur minimal angefasst und zeigt sich nicht von ihrer besten Seite: Beständige Ruckler, Clipping-Fehler und der eine oder andere Animations-Malus stören das Gesamtbild empfindlich.Der „Mini“-Bruder des Kriegsgottes Kratos bleibt nicht nur visuell hinter den Erwartungen zurück.
Noch schlimmer hat es allerdings die Akustik erwischt: Im Gegensatz zu den brachialen Gefechten fehlt der Musik die Wucht. Die ohnehin nur unspektakulär erzählte Geschichte kommt vollkommen ohne Sprachausgabe aus. Doch darüber kann man noch hinwegsehen. Aber dass die Musik teils gar nicht zum Geschehen passt sowie schlecht überblendet wird, ist höchst ärgerlich. Immerhin scheinen die Soundaussetzer, die den iPhone-Helden plagten, der Vergangenheit anzugehören. Doch auch das reicht nicht mehr zur Rettung. Denn letztlich rutscht das von Anfang bis Ende etwa fünf bis sechs Stunden in Anspruch nehmende Abenteuer durch die technischen Mankos deutlich aus dem „Gut“-Bereich hinaus, den es sich eigentlich redlich verdient hätte – vor allem auch deutlicher als seinerzeit die iPhone-Version.
Daran kann auch die Kombination von Angriff, Deckung, Spezialattacken sowie ggf. Waffenwechsel und die sich daraus entwickelnde Dynamik nichts ändern. Ähnlichkeiten zu God of War allein reichen nicht aus, denn letztlich macht Hero of Sparta auf der PSP zu wenig aus den vorhandenen Möglichkeiten – Mini hin oder her.