Veröffentlicht inTests

GunGriffon: Allied Strike (Action-Adventure) – GunGriffon: Allied Strike

Mech-Fans aufgepasst: Es gibt ein neues GunGriffon von den Machern des Saturn-Originals – und zwar für die Xbox! Ja, da kitzelt es 32Bit-Veteranen verheißungsvoll in den Fingern, da werden Erinnerungen wach, die sogar den mauen PS2-Ableger vergessen machen, da lassen Hardcore-Zocker selbst ein Mech Assault oder Zone of the Enders links liegen. Doch freut euch nicht zu früh, denn Allied Strike hat mehr Retro-Flair als euch lieb sein wird: Eine Präsentation wie zu seeligen PSone-Zeiten, ein Spieldesign wie aus längst verdrängten 3DO-Tagen und eine Technik über die selbst die ersten PS2-Launchtitel die Nase gerümpft hätten – und das alles zum Vollpreis von stolzen 60 Euro…

© Tecmo / Microsoft

Abwechslung, nein danke!

Masochistisch veranlagt sein muss man aber auch beim Ertragen der Einzelspielerkampagne, die aus willkürlich zusammen gewürfelten Schutz- und Zerstörungseinsätzen besteht,

Nutzlose Gesellschaft: Eure CPU-gesteuerten Mitstreiter sind genau so blöd wie die Gegner.

die so abwechslungsreich sind wie das Liedgut von Modern Talking oder die Gegner im Pillen-Klassiker Pac Man. Pillen könntet aber auch ihr vertragen, wenn ihr mit einem der über ein Dutzend Mechs in den Kampf zieht – und zwar Kopfschmerztabletten. Wie es die Entwickler überhaupt geschafft haben, die Bildrate trotz akuter Polygonarmut, vorsintflutlicher Mageranimationen, eklatanter Popups und primitivster Billigeffekte so niedrig und instabil zu halten, dass man davon früher oder später Kopfweh bekommt, ist mir allerdings absolut schleierhaft. Für die KI können jedenfalls kaum Ressourcen drauf gegangen sein, denn so blöd wie sich eure CPU-Partner und -Gegner verhalten, kann es sich hier nur um zufallsgenerierte Verhaltensmuster handeln und auch die bis auf die Explosionen extrem öde Soundkulisse dürfte trotz Dolby Digital-Kodierung kaum Rechenzeit in Anspruch nehmen. Vielleicht wird im Hintergrund ja versucht, den Sinn des Spiels zu berechnen, was wohl selbst für die modernste Hardware eine nicht lösbare Aufgabe darstellen dürfte…

Lug und Trug

Auch der in zwei Stufen (und nicht in drei, wie im Handbuch angegeben) variierbare Schwierigkeitsgrad ist ein Totalausfall. Statt eines dynamischen Anstiegs wechseln sich kinderleichte und frustrierend schwere Missionen einfach willkürlich ab.

Mangelnde Spielbalance: Die Aufträge wechseln willkürlich zwischen kinderleicht und höllisch schwer.

Von Spielbalance und Lernkurve haben die Entwickler wohl noch nie etwas gehört. Das deutsche Handbuch bietet übrigens noch weitere Fehlinformationen feil: So ist etwa von vier speziell designten Multiplayer-Maps die Rede, während es in Wirklichkeit nur drei davon gibt. Aber auch wenn es hundert gewesen wären, hätte das den Spielspaß nicht davon abhalten können, schon nach wenigen Minuten Selbstmord zu begehen…

Und ewig grüßt der Fließband-Mech

Wirklich Spaß macht bei Allied Strike höchstens die Wahl und Ausrüstung der verfügbaren Mechs, die ihr je nach Klasse mit unterschiedlichen Waffensystemen bestücken dürft. Allerdings beginnt ihr jeden Einsatz mit einem Standardmodell vom Fließband, da es keinerlei Aufrüstungsmöglichkeiten gibt, mit denen ihr eure Mechs über den Verlauf der Kampagne zu immer stärkeren individuellen Kampfkolossen aufmotzen könntet. So wählt ihr einfach vor jedem Einsatz ein nacktes Stahlkoloss, die passenden Waffensysteme, einen CPU-Mitstreiter, der ohnehin nach wenigen Minuten aufgrund seiner Blödheit das Zeitliche segnet,und lasst selten öde Text-Briefings über euch ergehen, bevor ihr über die unspektakulären Kampfgebiete von Auftragsziel zu Auftragsziel rollt,

Fliegendes Phantom: Mangels Kollisionsabfrage könnt ihr ganze Wälder wie ein Geist durchpflügen.

gleitet oder stapft, um irgendwelche Gegner auszuschalten oder Verbündete zu beschützen.

Geister aus Stahl

Hin und wieder habt ihr auch ein Rendezvous mit einem Versorgungshubschrauber, der zwar eure Munition aufstockt und eventuelle Schäden repariert, aber ärgerlicherweise immer an Orten auf euch wartet, die völlig abseits eurer Auftragsziele oder in von Gegnern wimmelnden Gebieten liegen – sehr clever… Das ist besonders deshalb ärgerlich, da ihr in manchen Missionen ohne Nachschub völlig aufgeschmissen seid und zudem immer unter Zeitdruck steht, da bei jedem Einsatz ein unerbittlicher Countdown mitläuft, der so gut wie keine Umwege zulässt. Zum Glück stoßt ihr wenigstens kaum auf natürliche Hindernisse: Ihr gleitet nämlich wie ein Geist durch hässliche Bitmap-Zäune, -Büsche und -Bäume ohne dass diese dabei auch nur einen Kratzer davontragen – Kollisionsabfrage, was ist das? Andererseits reicht schon der kleinste Mauervorsprung aus, um selbst ein tonnenschweres Stahlkoloss am Weiterkommen zu hindern – wie realistisch. Noch unrealistischer ist wohl nur, zu erwarten, dass diesen Murks überhaupt wer kauft…