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Fury Unleashed (Plattformer) – Ein Comic-Held sieht rot

Gut gemachtes Ballern ist bekanntlich ein nie versiegender Spielspaß-Quell: Fury Unleashed verbindet 2D-Action in Rambo-Manier mit Comic-Optik und zufallsgenerierten Levels – das Konzept geht auf.

© Awesome Games Studio / Awesome Games Studio

Comix Zone

 

1995 sorgte der Mega-Drive-Klopper Comix Zone für Aufsehen – dort konnte man buchstäblich von einem interaktiven Comic-Bild zum nächsten klettern und Bösewichte vermöbeln. 25 Jahre später setzt das polnische Indiespiel Fury Unleashed auf ein ähnliches Konzept, tauscht die Fäuste aber durch MG und Raketenwerfer aus. Zudem wird die Daueraction mit einer überraschenden Meta-Ebene unterfüttert: Immer wieder erfährt man kleine Details zum Zeichner des spielbaren Comcis. Der erhält Leserbriefe, erntet üble Kritiken und hinterfragt sogar, ob er die Comicbuch-Reihe überhaupt fortsetzen soll – das kulminiert in einem optisch sehr überraschenden Schlusskapitel…

 

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Boss-Duell: Die Endgegner-Gefechte sind zwar von Bullet Hell ein Stück entfernt, aber trotzdem eine Herausforderung. © 4P/Screenshot

Generell besticht Fury Unleashed aber durch sein Tempo und seine schnörkellose Spielbarkeit: Der Held tigert in 2D durch überschaubar große Level-Labyrinthe und metzelt alles digitale Leben ins Jenseits – zu meiner Überraschung sorgt das auch für ein USK-18-Logo in den Download-Stores. Ja, Fury Unleashed ist rabiate Baller-Action mit ordentlich Blut, aber wegen der Comic-Optik hätte ich mit einer 16er-Einstufung gerechnet. Der Held kann nicht nur Blei verspritzen, sondern auch mit Machete, Baseballschläger oder Keule in den Nahkampf gehen. Der Schlüssel zum Erfolg ist die rasante Verbindung von Springen, Ballern und Schnetzeln: Held „The Fury“ prescht auf Knopfdruck durch die Welt, übersprintet sogar Abgründe und hält den Kombo-Zähler konstant hoch. Ein bisschen wie in den letzten beiden Doom-Titeln ist Angriff Trumpf – nur wer frontal in den Gegner geht und Nahkampf mit Ballern verbindet, bleibt am Leben.

 

Ein bisschen Rogue gefällig?

 

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Gutes Paket: Fury Unleashed sieht hübsch aus, spielt sich flott und die Waffen haben Druck. © 4P/Screenshot

Beißt man in Fury Unleashed ins Gras, muss man das Spiel von vorne beginnen – und sich erneut durch die verschiedenen Comic-Bände kämpfen. Allerdings ist das Spiel zuvorkommend in puncto Upgrades: Mit der aufgesammelten Tinte kann man seinen Aushilfs-Rambo stetig verbessern und damit die Chancen bei jedem Versuch erhöhen. Zudem findet man in den Levels immer wieder Upgrade-Optionen, die über den Game-Over-Screen bleiben. Die aus etlichen Comic-Panelen zusammengesetzten Levels präsentieren sich hinsichtlich Aufbau bei jedem Anlauf ein bisschen anders – der Ausgang ist zwar stets rechts unten, aber wie man dorthin gelangt, ist immer eine kleine Herausforderung. Die wenig kreative Platzierung von Plattformen (das bloße Hüpfen ist nie fordernd) wird durch ein paar Kniffe aufgepeppt: Alle paar Räume warten neue Waffen oder Mini-Challenges à la „Erledige die nächsten fünf Feinde mit Nahkampfwaffen“. Zudem tauchen Mini-Bosse überraschend und spontan auf. Daneben bieten diverse Händler immer wieder temporäre oder dauerhafte Verbesserungen an: Opfert ihr 50 eurer 100 Lebenspunkte, um künftig mit jedem gekillten Gegner die maximale Energieleiste zu verlängern? Auch dass man gefundene Waffen, die einem nicht in den Kram passen, spontan in die Spielwährung umwandeln kann, passt zum technisch wie spielerisch klasse funktionierenden Gesamtkonzept.

 

Fury Unleashed macht von Anfang an klar: Der Schwierigkeitsgrad „normal“ ist beinhart. Das heißt: Es braucht viele neue Versuche, bis man sich durch alle vier virtuellen Comics gekämpft hat. Wer diese Mühen scheut und einfach eine flotte Ballerei im Metal Slug– oder Guns, Gore & Cannoli-Stil bevorzugt, dreht den Schwierigkeitsgrad in zig Parametern runter – ein sehr komfortabler Service. Auch bei der Steuerung haben die Entwickler mitgedacht: Der Nahkampf-Schlag liegt auf einem der vier frontalen Controller-Buttons, gehüpft und geballert wird aber per Schultertasten – damit man per rechtem Analogstick immer schön den Feind ins Visier nehmen kann. Dazu gesellt sich übrigens eine abschaltbare Zielhilfe. Granatenwurf, Gadgets wie ein Geschützturm und ein eisiger Einfrier-Special-Move komplettieren das Angriffs-Arsenal von The Fury.


Sauber gemacht

 

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Was ist denn hier passiert? Die Entwickler haben sich ein paar Überraschungen in puncto Präsentation überlegt. © 4P/Screenshot

Wie es sich für eine 2D-Schießbude gehört, ist Fury Unleashed auch zu zweit kooperativ spielbar – selbst mit zwei Rabauken läuft das Spiel, auch auf Switch, stets wunderbar sauber. Generell überraschen die technische Finesse und der Detailgrad der Menüs für ein Indieprojekt – man merkt, dass das Team während der letzten fünf Jahre verdammt viel Arbeit investiert und sich zudem die Early-Access-Phase via Steam ausgezahlt hat. Es gibt Kostüme für die Helden, Galerien aller Knarren, Items und Feinde, einen umfangreiche Auflevel-Baum (samt der Option, Käufe rückgängig zu machen) plus den eingangs erwähnten Kniff der Meta-Ebene mit Comic-Zeichner und immer wieder kurzen Abschnitten in Bleistift-Optik.

 

  1. Wieso "Contra Konkurrent"? Contra ist seit den 90ern tot, das hat keine Konkurrenz mehr :)
    Spiel wird gemerkt, finde ich gut das du hier solche Spiele testest, da war schon einiges dabei was ich cool finde und so nicht auf dem Radar gehabt hätte.
    Weiter so!

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