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Final Fantasy 16 (Rollenspiel) – Wie ein Phönix aus der Asche

Final Fantasy 16 hatte es im Vorfeld nicht gerade leicht: Zu tief sitzt der Stachel des zum Release unfertigen Vorgängers, zu stark scheint die Abneigung vieler Fans gegen das nun vollständig in Echtzeit ablaufende Kampfsystem. Um etwaige Zweifel mit Garudas Schwingen davon zu pusten, veröffentlichte Square Enix vergangene Woche eine Demo, die bereits ein starkes Bild zeichnen konnte. Mit dem Intro-Spektakel, bei dem sich politische Intrigen, explosionsartige Esper-Eskalation und das Kampfsystem die Klinke in die Hand geben, scheint sich der mittlerweile sechzehnte nummerierte Ableger der alteingesessenen Rollenspielreihe wieder einmal neu zu erfinden und wie ein Phönix aus der Asche von Final Fantasy 15 zu steigen. Wir haben rund 65 Stunden lang die Welt von Valisthea bereist und verraten im großen Test, ob wir auf einen prachtvollen Feuervogel oder ein verbranntes Küken gestoßen sind.

© Square Enix / Square Enix

Final Fantasy 16: Ein atemberaubender Auftakt
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In dunklen Farben ist die Truppe vom Anfang des Spiels zwar auch gekleidet, an eine Boyband erinnern ihre Outfits im Gegensatz zu den Figuren aus Final Fantasy 15 aber nicht. © 4P/Screenshot

Final Fantasy 16 fackelt nicht lange, sondern beginnt mit seiner größten Stärke: Den bildgewaltigen Esper-Kämpfen. Nach ein paar bedeutungsschwangeren Worten aus dem Off sehe ich zu, wie die beiden Kaiju-Monster Phönix und Ifrit sich mit Klauen und Krallen bekämpfen und bekomme nach ein paar Partikelexplosionen im Flammenregen auch gleich selbst die Zügel in die Hand, um Ifrit mit einem Dauerfeuer aus Phönixfedern auf Abstand zu halten und auszuweichen, wenn er mir zu nahe kommt. Es folgt ein extremer Szenenwechsel zu Clive samt Söldnerkollegen am Lagerfeuer und die Information, dass ich mich gerade im Jahr 873 und in der felsbehangenen Nysa-Schlucht in der Republik Dhalmekia befinde.

 

 

Zwei Namen, mit denen ich nach wenigen Minuten Spielzeit natürlich noch nichts anfangen kann – sie sind ein gutes Beispiel dafür, was mich mit der komplexen Geschichte erwartet, die, was die Anzahl der Charaktere und Fraktionen angeht, keinen Hehl daraus macht, mit Fantasy-Epen wie Game of Thrones konkurrieren zu wollen. Während die Namen der Entwickler über den Bildschirm flimmern, bleiben die meiner Mitstreiter zunächst ein Geheimnis, doch mit den Worten „Shiva“ und „Dominus“ ist wenigstens das Ziel der kleinen Elitetruppe klar. Shiva ist mir als Final Fantasy-Fan natürlich bekannt – die elegante Eishexe vergisst man nicht so leicht –, doch den Dominus kenne ich nur, weil ich mich mit dem bisherigen Marketing auseinandergesetzt habe.

Der Zweikampf zwischen Shiva und Titan zu Beginn des Spiels ist ein guter Vorgeschmack auf die intensiven Gefechte, die mich im Rest des Spiels erwarten.

Ohne mir zu erklären, wer oder was Shivas Dominus ist und wie ich die in Leder und Eisen gekleideten Mitglieder meiner weniger Emo-Gothic-Punk-anmutenden Boyband als im Vorgänger ansprechen soll, steuere ich auch schon den gut gestylten Protagonisten, der mir später als Clive Rosfield vorgestellt wird. Es ist ein unmittelbarer Einstieg, frei nach der Devise: Bevor wir dich mit World Building, Namen und Konzepten zukleistern, mach doch erstmal deine ersten Schritte in Valisthea. Kommt Zeit, kommen auch Erklärungen. Entsprechend habe ich auch keine Ahnung, welche beiden Parteien sich in der staubigen Schlacht, der ich kurz darauf als passiver Zuschauer beiwohne, die Köpfe mit bluttriefenden Äxten und blau glühenden Magiebällen einschlagen.

 

 

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Mithilfe des Kompendiums kann ich jederzeit Figuren oder Fraktionen nachschlagen, falls ich mal nicht aufgepasst habe oder mir das Erzähltempo der Geschichte zu schnell werden sollte. © 4P/Screenshot

Es folgt ein Wechsel zu politischen Verhandlungen, bei denen Krieg nicht mehr mit Waffen, sondern mit Worten geführt wird, und wo das bereits im Vorfeld beworbene Kompendium (im Original: Active Time Lore) das erste Mal zum Einsatz kommt: Ein Feature, das mir in Zwischensequenzen auf Knopfdruck Kontext für Charaktere, Orte und Fraktionen liefert und das, zumindest abseits der Einführung, nie nötig, aber immer hilfreich ist. Hier erfahre ich nun auch, dass es sich bei einem Dominus um eine Person handelt, die eine Esper beherbergt – also eines der gottgleichen Wesen wie die eingangs erwähnte Shiva oder der brachiale Titan, dessen Dominus in Form des bulligen Kupka gerade vor mir steht. Wie genau die hier gezeigten Ereignisse in das große Ganze von Final Fantasy 16 passen, wird sich erst später zeigen – fürs Erste hat mich das Spiel mit seinem atemberaubenden Auftakt aber auch ohne Kontext voll am Haken.

 

 

Game of Thrones lässt grüßen

Aus meinen ersten Absätzen lässt sich sicher schon erahnen, dass Final Fantasy 16 in Sachen Story und Worldbuilding große Ambitionen hat: Es gibt jede Menge politische Parteien, die jeweils noch deutlich mehr Charaktere beherbergen und alle von ihnen haben unterschiedliche Träume und Motivationen. Auch wenn der Einstieg unmittelbar ist und mir wenig mehr erzählt, als dass sich zwei Fraktionen im Krieg befinden und die eine die Unterstützung einer dritten ersucht, funktioniert diese zunächst nur oberflächliche Einführung und macht Lust auf mehr. Glücklicherweise gibt es davon jede Menge: Die angekündigten „mehr als 10 Stunden Zwischensequenzen“ waren jedenfalls kein leeres Versprechen und sorgen dafür, dass auftretende Figuren und politische Ereignisse im Verlauf der Geschichte genug Luft zum Atmen bekommen.

 

 

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Rosalith, die Hauptstadt Rosarias, ist ein beschaulicher Ort zum Aufsaugen der mittelalterlichen Atmosphäre. Hier hat Clive sein bisheriges Leben verbracht. © 4P/Screenshot

Bevor mich das Spiel tiefer in die Irrungen und Wirrungen der Politik von Valisthea stürzt, folgt aber erst einmal ein Zeitsprung in die Vergangenheit, wo ich einen jugendlichen Clive samt adligem Umfeld kennenlerne. Aufgewachsen in Rosalith, der Haupstadt vom Großherzogtum Rosaria und als Sohn von Großherzog Elwin Rosfield sowie Herzogin Annabella Rosfield, lebt der aufstrebende Recke hier zusammen mit seinem jüngeren Bruder Joshua, dem Kriegsmündel Jill Warrick und dem knuffigen Welpen Torgal. Obwohl Clive der erstgeborene der beiden Brüder ist, wurde sein jüngeres Geschwisterkind Joshua vom Phönix als Dominus auserwählt, was unserem Helden die geballte Verachtung seiner Mutter einbringt. Um die zunächst fehlenden Esper-Fähigkeiten auszugleichen und seinen schwächlichen, aber geliebten Bruder zu schützen, mausert sich Clive zum fähigen Schwertkämpfer und ersten Schilds Rosarias und bekommt für diese Aufgabe von Joshua zumindest einen Teil der Phönix-Kräfte geschenkt.

 

 

 

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Großherzog Elwin und seine Familie wird mit Pauken und Trompeten eingeführt. Der Herrscher Rosarias ist seinem Sohn Clive deutlich zugewandter als seine Ehefrau Annabella. © 4P/Screenshot

Als solcher wird er auch im Umgang mit den sogenannten Trägern als gütig dargestellt: Die als Sklaven gehaltenen Menschen, die neben den Domini die einzigen sind, die in Valisthea ohne Kristalle Magie wirken können, werden von den meisten Bewohner des Reiches für ihre Gabe verachtet. Dass ausgerechnet diejenigen, die mit besonderen Kräften zur Welt kommen, nicht angebetet, sondern ausgebeutet werden, schafft ein spannendes Konzept für den übergreifenden Konflikt von Gut und Böse, von Ober- und Unterschicht – auch, wenn die Domini eine Ausnahme bilden. Die von den Esper gesegneten sind nicht nur auf dem Schlachtfeld gefährlich, sondern üben durch ihre Zerstörungskraft auch politischen Druck aus. Eine Zerstörungskraft, die ich bereits in der bildgewaltigen ersten halben Stunde von Final Fantasy 16 zu spüren bekomme, wenn Shiva und Titan mit den Soldaten spielen, als wären es Ameisen, und die den Domini Macht und Einfluss beschert. Dass der Machtkampf um den Status Quo dabei größtenteils schwarz-weiß über den Bildschirm flimmert und nur wenige den Trägern wohlgesonnene Adlige für moralische Grautupfer sorgen – geschenkt.

 

 

Damit werden neben den familiären Spannungen am Hof schon früh nationenübergreifende Probleme eingeführt. Neben den Träger-Sklaven erzählt mir das Flashback nämlich auch von den Mutterkristallen: Als eine von fünf herrschenden Fraktionen in Valisthea kämpft Rosaria genau wie die verbleibenden vier um die begehrte Ressource, die die letzte Bastion gegen die sogenannte Fäule darstellt. Überall dort, wo der Äther versiegt, verschwindet auch die Überlebensgrundlage für Mensch und Natur. Weil Rosaria keinen eigenen Mutterkristall besitzt, befindet sich das Herzogtum im Krieg mit dem eisernen Königreich in der siedenden See, wo der als Drachenhauch betitelte Kristall in die Höhe ragt.

  1. 89 Bewertung nun ja, ich muss es nicht verstehen. Gamer die schlauchige Level, Entdeckung Null, Automatisierungen lieben, zusätzlich schhlechte Synchronstimmen von NPC's uns schlechte Lippensynchronisation .... also wer das liebt dem nehme ich diese Bewertung ab. Nur kenne ich niemand, aber da habe ich wahrscheinlich zu wenig recherchiert?
    Ich gehöre nicht dazu und ich bedanke mich dafür, dass all diese Dinge nicht erwähnt worden sind.
    Danke 👏

  2. Da war ich auch verwundert, weil das nahezu keine Presse bekommen hat, aber zumindest bei Steam ziemlich gute Reviews.
    Hab mich trotzdem noch nicht getraut. Sah mir einfach zu billig aus.

  3. ray2077 hat geschrieben: 18.12.2023 19:51man hat nie das Gefühl selber zu kämpfen, zuviel BlingBling, alles halbautomatisiert und da liegt der Haken.
    Die Figur bückt sich automatisch, springt automatisch, klettert automatisch, eine Videosequenz jagt die andere, das ist für mich kein Gamen mehr - man hat nichts zu tun und sitzt nur da und sieht sich Videos an und zwischendurch darf man Spielen (betreutes Spielen), also nein, das ist nichts für mich.
    Hm erinnerst du dich noch an dieses Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin vom letzten Jahr? Also diesem FF Soulslike von Team Ninja?
    Das hat zwar einige Probleme, die Story und Dialoge reichen von albern bis trashig, und man merkt auch, dass deren Budget sicherlich nicht ansatzweise so hoch war wie das hier von FF16, aber das Kampfsystem dort ist meiner Meinung nach echt toll mit den zig verschiedenen Waffen und Klassen mit eigenen Skills, da gibt's auch kein solches Automatisierungs-Gedöns, keine ewig langen Cutscenes oder Quicktime-Sequenzen, man muss schon selber mit richtigem Timing in die Tasten hauen, kann Zauber vom Gegner abfangen und dann selber einsetzen usw. usf.
    Ging 2022 quasi komplett unter, aber ist imho nen Blick wert. Dort am besten auch den Schwierigkeitsgrad von Beginn an direkt auf 'Schwer' stellen.

  4. ray2077 hat geschrieben: 18.12.2023 19:51 Ja und die Welt ist einfach nur ein linearer Schlauch, das kann ich nicht mehr haben. Da ist kein Platz für Erkundung, mit all diesen vordefinierten Pfaden (betreutes Gaming).
    Der Witz ist ja, es gibt auch die größeren offenen Areale, aber da gibts halt nix. Kisten und erst recht diese Glitzerdinger sind zu 99% Müll den man nicht braucht. Erkundung macht einfach keinen Sinn.

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