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FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 (Sport) – Vollpreisveranstaltung in Rio

Ist denn schon WM? Nein, die beginnt erst am 12. Juni in Sao Paulo mit dem Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien. Electronic Arts lässt euch schon ab 17. April kicken. Allerdings nicht per Download für alle Plattformen, sondern nur auf Xbox 360 und PlayStation 3 in der Box – und das zum Vollpreis. Ob sich FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 lohnt, klärt der Test.

© EA Sports / Electronic Arts

Etwas anderes Spielgefühl

Wie spielt sich das Ganze? Tatsächlich etwas anders als FIFA 14, aber (Überraschung!) nicht entscheidend genug – zumal es neben Verfeinerungen auch Verschlimmbesserungen gibt und man an die physikalische Authentizität auf PS4 sowie Xbox One nicht herankommt. Man hat quasi eine veraltete Spielmechanik etwas gepudert und poliert. Positiv wirkt zunächst, dass die Stürmer den Ball in brenzligen Situationen nicht nur länger am Fuß halten, sondern auch deutlicher an Tempo gewinnen. So entstehen tatsächlich mehr gefährliche Offensiv-Situationen durch Geschwindigkeitswechsel und schnelle Drehungen. Schön ist auch, dass man bei Ecken über das Steuerkreuz aus vorgefertigten Varianten wählen und Stürmer z.B. zum kurzen oder langen Pfosten schicken kann. Firlefanz ist, dass der Torwart beim Elfmeter gestikulieren, also den Schützen irritieren, und dass man auf neue Art jubeln kann.

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Das Artdesign weiß zu gefallen. Aber unter der Oberfläche enttäuschen vor allem die „zehn neuen exklusiven“ Spielmodi – es fehlt an Regie und Dramaturgie. © 4P/Screenshot

Verschlimmbessert wurde die Ballphysik insofern, dass die Pille jetzt auch dann an den Stürmerfüßen zu kleben scheint, wenn sie von drei, vier Verteidigern wie von Bienen umschwärmt werden. Und das Leder versackt bei langen Pässen auf halbem Wege unnatürlich, obwohl man mit Schmackes den Flankenwechsel forciert – manchmal hat man das Gefühl, es sei mit Eisen gefüllt. Auch bei Pressschlägen, die mit voller Wucht stattfinden, kann das seltsam aussehen, wenn der Ball wie eine träge Bowlingkugel abprallt. Viele Bälle scheinen „zu verhungern“. Es ist ja tendenziell richtig, mehr Schwere in die traditionell zu leichte FIFA-Ballphysik einzubauen – aber es fehlt an der Balance.

Ballphysik von adidas und EA

Trotzdem bauscht man die Technik natürlich auf. Zusammen mit Adidas hat man angeblich „das realistischste Ballphysik-System für Xbox 360 und PlayStation 3“ entwickelt.  Wenn das das Maximum ist, dann sollte man in die Zukunft blicken und sein Geld gleich für FIFA 15 sparen. Der Sportartikelhersteller und EA werden das auf Xbox One und PS4 sicher toppen, vermutlich mit dem „Real Next Gen Evolution Ball Physics System“. Manchmal sind die Wortneubildungen ja spannender als der Inhalt von Sportspielen.

Ärgerlich ist in dieser WM-Edition, dass es altbekannte Clippingfehler in Wiederholungen (Torwart und Pfosten sind scheinbar nicht kollisionsfähig) sowie Ruckler gibt – das Spiel läuft bei uns weder auf PS3 noch 360 komplett flüssig. Unverständlich ist zudem, dass EA nicht mal irgendwo in einem kurzen Video oder Tutorial zusammenfasst, was man tatsächlich an neuen „Finessen“ eingebaut hat. So muss man über das Experimentieren mit dem rechten Analogstick das Wenige selbst herausfinden; dass es z.B. kleinere Steuerungserweiterungen gibt, mit denen man den Ball elegant mitnehmen oder zum Hackentrick ansetzen kann. Warum nicht einfach alles Neue kurz zeigen? Ist doch nicht viel.