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Fantasian (Rollenspiel) – Final Fantasy lässt grüßen

Wenn Hironobu Sakaguchi, der Schöpfer von Final Fantasy, und Nobuo Uematsu, der überragende Komponist der 1987 geborenen Reihe, ein exklusives Abenteuer für Apple Arcade entwickeln, wird man als Rollenspieler neugierig  – zumal die Inszenierung mit den Dioramen schon auf den ersten Blick etwas Besonderes ist. Kann das erfahrene Team von Mistwalker auf dem iPad überzeugen?

© Mistwalker / Mistwalker

Adventure-Flair im Rollenspiel

Mich stört zwar so manche Inkonsequenz in der Spielwelt, dass man etwa vor den Augen der Bewohner alles mitgehen lassen kann, oder dass die Kisten einfach so wie Kamelle in der Spielwelt liegen – und dass man die Schlüssel dafür in Kämpfen bekommt. Aber diese unrealistischen Sammelreize werden durch nette Adventure-Elemente wieder kompensiert, die manchmal an Point&Click-Mechaniken erinnern: Es gibt neben den eingangs erwähnten Umgebungsrätseln, die das Erkunden von allen Winkeln belohnen, einige Situationen, in denen man bestimmte Gegenstände finden muss, hinzu kommen kleine Logikrätsel, wenn man etwa einen Text richten deuten muss, um einen Geheimgang zu öffnen, oder ein Gespräch mit Auswahl korrekt führen muss, damit man jemanden überzeugen kann. Das alles ist nicht besonders anspruchsvoll, zumal man alles wiederholen kann, aber es sorgt für eine frische Komponente abseits der Kämpfe.

Rundengefechte mit Dungeonbeutel

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Die Dialoge wurden nicht auf Deutsch übersetzt. © 4P/Screenshot

Diese Rundengefechte werden hübsch inszeniert, bieten coole elementare Effekte, aber sind zu Beginn viel zu leicht, zumal man sich nicht um die korrekte Position seiner Helden kümmern muss. Es geht lediglich darum, die richtigen Attacken bzw. Zauber zu wählen. Da diese meist in einer Linie, als runder Bereich oder elegant als Kurve wie beim Baseball mehrere Feinde treffen, man sich zwischendurch auch heilen kann, besiegt man die Zufallsgegner recht einfach. Aber als sich gerade ein Gähnen angesichts all des schnell vernichteten Kroppzeugs einstellt, wird das „Dimengeon“ eingeführt: Wer das aktiviert, kann alle Feinde, die er schon einmal besiegt hat, automatisch in eine separate Dungeon-Dimension teleportieren – bis zu einem Maximum von 30. Das ist eine gute Idee, die das Spielerlebnis flüssiger gestaltet.

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Die Rundengefechte sind nie knifflig, aber manchmal zumindest etwas anspruchsvoller. © 4P/Screenshot

So kann man einmal erkundete Gebiete – oder neue mit gleichen Feindtypen – ohne Gefechte durchstreifen. Allerdings geht das nur bis zu einem Limit und man muss sich entscheiden, wann man gegen die Gefangenen antritt – was jederzeit auf Knopfdruck möglich ist. Je mehr Feinde es werden, desto kniffliger kann es dann theoretisch werden. In der Praxis wird man zwar tatsächlich mehr gefordert, weil die Reihen immer aufgefüllt werden, aber da man in diesen Dungeons auch Boosts für stärkere Angriffe oder doppelte Züge aktivieren kann, erreicht die Schwierigkeit höchstens mal moderate Züge. Erst wenn man im weiteren Verlauf spezialisierte Feinde mit Elementar-, Gift- oder Schlafzaubern sowie Bosse trifft, muss man ein ideales Timing aus Attacke sowie Heilung bzw. Mana-Auffrischung finden. Diese Gefechte sind dann auch wesentlich unterhaltsamer, zumal man auch endlich mal effizienter mit all den Tränken und Artefakten hantieren muss. Dann wird es auch nützlicher, dass man seine Feinde analysieren kann, um mehr über ihre Widerstände zu erfahren.

Automatische Charakterentwicklung

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Was hat es mit dieser Mechteria-Seuche auf sich, die das ganze Land befällt? © 4P/Screenshot

Aber reine Kampftaktiker werden in Fantasian ebenso komplexe Manöver vermissen wie Hardcore-Rollenspieler ihre beeinflussbaren Talentbäume. Man kann seine Charaktere, neben Leo kommen weitere hinzu, nicht frei entwickeln: Nach einem Aufstieg werden sowohl die Werte wie Leben, Mana, Genauigkeit etc. als auch die Fähigkeiten und Zauber automatisch erhöht bzw. um neue ergänzt.

Eine Spezialisierung ist lediglich über die Ausrüstung möglich, die auf die drei Bereichen Waffe, Rüstung und Gegenstand beschränkt ist. Immerhin kann man da eine Fülle an Beute finden oder Dinge handeln, außerdem sind sowohl das Menüdesign als auch die automatischen Vergleiche vorbildlich, so dass das Management der Figuren keine Zeit frisst.

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Die Helden, wie hier Leo, steigen in ihren Werten und Fähigkeiten automatisch auf. © 4P/Screenshot

Überhaupt ist die Steuerung vorbildlich, zumal man wie immer über Apple Arcade die Wahl, ob man per Gamepad oder Touch spielen will. Ich hab mich für Letzteres entschieden, denn das funktioniert wunderbar, da man nichts hektisch in Echtzeit steuern muss.

Öffnet man die hübsch designten Karten eines Teilbereichs, kann man dort z.B. über einen Klick auf ein vormarkiertes Ziel sofort automatisch dorthin laufen und muss nicht ständig auf den Bildschirm tippen. Auch die visuelle Darstellung von Charakteren, Ausrüstung sowie Karten verdient nochmal ein Extralob: es macht einfach Spaß, durch diese edel designte Spiel zu navigieren.