Angriff aus der Vergangenheit
Ende 1998 enterte Falcon 4.0 den Luftraum und überzeugte mit einer dynamischen Kampagne sowie beeindruckender Flugphysik. Da das Spiel aber unter Zeitdruck fertig gestellt wurde, störten Bugs und Fehler den Flugspaß. Einige Patches später löste sich das Entwickler-Team im Jahre 1999 auf und fortan kümmerten sich Modder und Fans um ihr Schätzchen. Zu diesen Falcon-Fans gehört auch der multinationale Entwickler Lead Pursuit, der mit Allied Force nun ein Revival versucht.
Dynamik im Balkan
Schon im Urspiel waren die dynamischen Kampagnen unschlagbar und in der Neuauflage stehen sie ebenfalls an oberster Stelle: Nur wenige Klicks im wesentlich übersichtlicheren Menü sind nötig, und schon seid ihr mittendrin im virtuellen Feldzug. Entweder
verschlägt es euch in das bekannte Korea oder in den brandneuen Balkan – natürlich mit aktualisierten Geländeinfos, Technologie-Daten und Missionen ohne Ende. Jetzt heißt es nur noch Einstiegszeit (legt die zur Verfügung stehenden Flugzeuge fest) und Startflughafen wählen. Anschließend geht es richtig los: Auf der Karte seht ihr zahlreiche Einheiten der verfeindeten Parteien in Echtzeit sowie einen auf der aktuellen Lage berechneten Frontverlauf. Währenddessen erstellt der Computer stetig Missionen für die eigene Armee und koordiniert gleichzeitig die Feindbewegungen zu Land, zu Wasser und in der Luft. Bislang ist der Spieler zwar noch nicht ins Flugzeug gestiegen, aber das ändert sich schnell, denn jede Mission kann von euch geflogen werden, solange das Hauptziel des Einsatzes nicht abgeschlossen wurde und eine der drei verschiedenen Falcon-Maschinen teilnimmt. Solltet ihr nicht die Federführung übernehmen, wird der Auftrag automatisch von den computergesteuerten Staffeln ausgeführt. Ein voll bewaffneter Falcon unterwegs zum nächsten Brennpunkt.
Die Missionen folgen dabei einer logischen Reihenfolge: So muss in der Regel zunächst die Luftabwehr außer Gefecht gesetzt werden, bevor weitere Angriffe auf Stützpunkte oder sonstige Bodenziele geflogen werden. Legt ihr dann mal einen Flughafen in Schutt und Asche, werden dort in Zukunft keine gegnerischen Flugzeuge mehr starten. Je nach Ausgang eures Einsatzes verändert sich also direkt der Frontverlauf, während Hunderte anderer computergesteuerter Einheiten (Flugzeuge, Bodentruppen, etc.) das virtuelle Schlachtfeld lebendig machen und ebenfalls die Front verschieben – genau dieses Element macht die Kampagnen so einzigartig, da der Konfliktverlauf quasi in jeder Partie unterschiedlich ist. Schade ist allerdings, dass es keine Storyelemente oder Zwischensequenzen gibt. Dafür ist nebenher in den Missionen viel los: Eure Truppen jagen gegnerische Panzer in die Luft, während die Flügelmänner sich um ankommende Feindflugzeuge kümmern. Dies klappt dank der KI ziemlich gut, da sowohl Freund und Feind ziemlich clever und meist logisch agieren. Weiteren Realismus bringt das ständig in der Luft liegende Funkgeplapper mit sich.
Ein Schock für Einsteiger
Im Cockpit angekommen werdet ihr trotz Maussteuerung mit Anzeigen, Instrumenten, Warntönen, Knöpfen und Schaltern erschlagen – ein Schock für Einsteiger! Glücklicherweise könnt ihr eine ausführliche Kampf-Hilfe oder den Autopiloten aktivieren oder gleich die Realismus-Features minimieren, während Profis vollends auf ihre Kosten kommen – sollte dennoch eine Funktion unklar sein, hilft ein Blick in das 716 Seiten starke englische Handbuch. Nein, der
mehrere Abende füllende Roman liegt nicht in gedruckter Form bei, sondern als PDF-Datei. Trotzdem seien Fluggrünschnäbel gewarnt, da die annähernde Kontrolle über den Falken locker mehr als ein Dutzend Flugstunden mit vielen Frustrationsmomenten erfordert – das mag ebenfalls daran liegen, dass das gesamte Spiel in englischer Sprache vorliegt inkl. Abkürzungen und Fachwörter aus dem Luftfahrt-Metier. Seid ihr dann irgendwann auf Du-und-Du mit dem Kampfjet, dürft ihr euch in Einzeleinsätzen oder den eben angesprochenen Kampagnen austoben. Im Tiefflug wird der verwaschene und extrem flache Boden sichtbar.
Grafischer Tiefflieger
So lobenswert die neuen Kampagnen (besonders der Balkan) sind, so schwach präsentiert sich die Kulisse: Die Landschaften sind zwar anhand von Satelliten-Daten gestaltet, dennoch solltet ihr euch das Geschehen nicht im Tiefflug angucken. Dann werden nämlich hässliche Texturnähte, 2D-Soldaten und extrem eckige Truppen sowie Feindflugzeuge sichtbar. Auch die als neu angepriesenen Shader- und Beleuchtungs-Effekte bringen kaum Licht in die mehr als sieben Jahre alte Grafik-Engine. Lediglich die F16 und die MiGs überzeugen vollends.