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Evercade (Hardware) – Neues Handheld mit alten Spielen

Es gibt eine neue Handheld-Konsole, mit Retro-Modulen: Die Evercade überzeugt im Test mit guter Verarbeitung und spannendem Konzept für Sammler. Was sind die Schwachstellen, worauf müssen Käufer achten, wie schlägt sich die Software-Bibliothek?

© Evercade / PQube

Zocken!

 

Keine Sorge, ich werde nicht die insgesamt 122 auf den zehn Cartridges enthaltenen Spiele en Detail besprechen – ein paar Worte zu den einzelnen Sammlungen müssen aber sein: Die beiden Atari-Collections sind mit je 20 Titeln zahlenmäßig gut bestückt. Zwar finden sich hier einige namhafte Klassiker – darunter Centipede, Adventure, Gravitar, Tempest, Yars’ Revenge oder Asteroids -, nicht mit an Bord sind jedoch die bekannten Titel von Activision. Außerdem sind die Titel zwar spielehistorisch interessant, aber aus heutiger Sicht nur noch schwer zu ertragen. Besser machen das die beiden Namco-Sammlungen mit jeweils elf Titeln: Neben deutlich gealterten, großen Namen (Pac-Man, Galaxian, Dig Dug, Xevious) sind auch spannende Titel der 8- und 16-Bit-Zeit am Start: Zum Beispiel der Klingen-Klopper Weapon Lord, zwei blutrünstige Splatterhouse-Teile oder das coole Shoot’em-Up Dragon Spirit.

 

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Monster mit dem Kantholz effektvoll an die Wand matschen – das sieht nach Splatterhouse 2 aus. © 4P/Screenshot

Weiter geht es mit den Interplay-Collections – der Name steht nämlich nicht nur für große PC-Rollenspiele, sondern war auch auf Konsolen präsent. Die auf zwei Module verteilten zwölf Spiele sind teils spaßig und spielerisch gut gealtert (Earthworm Jim 1&2, Prehistorik Man), teils immerhin witzig (Boogerman, Rad Gravity), teils aber auch ziemlicher Schrott (Clayfighter). Richtig japanisch wird es mit der Technos Collection 1 und der Data East Collection 1: Auf ersterer balgt und sportelt sich die ikonische Kunio-kun-Truppe durch immer noch überraschend launige 8-Bit-Titel wie River City Ransom, Double Dragon und Super Dodgeball. Auf zweiterer bietet Data East ein Feuerwerk aus Trash, Spaß und Kult: In Bad Dudes und Two Crude Dudes werden Backpfeifen verteilt, in Joe & Mac 2 klopft man Dinos auf den Kopf und in Burger Time werden klassische Arcade-Brötchen belegt.

 

Noch mehr Spiele

 

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Tänzer: Das 2D-Actionspiel wurde via Kickstarter finanziert und erschien 2019 als Modul für Mega Drive – und jetzt als Teil der Mega Cat Collection 1 auf Evercade. © 4P/Screenshot

Zwei Module stechen heraus, tragen sie doch weniger bekannte Namen: Die Mega Cat Studios Collection 1 beinhaltet recht neue Titel in oller Pixelgrafik, darunter der Klopper Coffee Crisis oder der Puzzler Little Medusa. Highlight ist das 2019er Mega-Drive-Spiel Tänzer, das mit beinharter Action im Stile von Strider punktet. Die Piko Interactive Collection wiederum ist so interessant wie qualitativ ambivalent – unter den 20 Spielen sind u.a. der 16-Bit-Hüpfer Radical Rex, das 1985er Kampfspiel Way of the Exploding Fist, der ziemlich neue Mega-Drive-Sidescroll-Klopper Water Margin, das SNES-Rennspiel Top Racer und der 3D-Rollenspiel-Urahn Drakkhen. Spätestens hier wird eine Schwäche der Evercade-Bibliothek deutlich: Es ist von außen meist nicht ersichtlich, welche Version eines Titels es auf das Modul geschafft hat – und weil Versionen für Arcade, Amiga oder NES bekanntlich sehr unterschiedlich war, könnte mancher Retro-Fan enttäuscht sein.

 

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Das bekommt man für 17,99 Euro: Packung, Modul, farbige Anleitung – hier am Beispiel der Data East Collection 1. © 4P/Screenshot

Die Evercade ist ab dem Zeitraum 22. Mai bis 5. Juni erhältlich – aufgrund von Lieferengpässen im Vorfeld entschied sich der Hersteller für dieses Zweiwochen-Fenster statt für einen konkreten Termin. Amazon hat das Gerät im Angebot, nennt aber aktuell den 8. Juni als Release-Termin.

Das Starter-Set (Konsole, Namco Museum Collection 1, USB-Kabel) kostet 69,99 Euro, das Premium Pack (Starter Set, Atari Collection 1, Interplay Collection 1) 89,99 Euro; jedes weitere Modul schlägt mit 17,99 Euro zu Buche.

Kleiner Schönheitsfehler: Obwohl etliche Titel rein nominell einen Mehrspieler-Modus bieten, wird der vom aktuellen Evercade-Modell nicht unterstützt – es gibt weder einen Link-Modus noch die Möglichkeit ein Gamepad anzuschließen.