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Elven Legacy (Taktik & Strategie) – Elven Legacy

Eigentlich hätte Elven Legacy auch gleich Fantasy Wars 2 heißen können: Erstens ist es der offizielle Nachfolger und zweitens gibt es ohnehin keine größeren Veränderungen am Spielablauf. Das haben scheinbar auch die Handbuch-Drucker gemerkt und Teile der Anleitung des Vorgängers gleich kopiert: So werden Menschen- und Ork-Kampagnen vorgestellt, die es gar nicht gibt, da sich jetzt alles um die Elfen dreht…

© 1C:Ino-Co / Paradox Interactive

An allen Ecken und Enden aufpassen

Eine geschickt geplante Aufstellung ist die halbe Miete, nicht nur zum Schutz der hinteren Reihen: Manche Einheiten üben in ihrer Nähe eine verstärkende Präsenz aus und wird beispielsweise ein Nahkämpfer angegriffen, schlägt er nicht alleine zurück, sondern die angrenzenden Bogenschützen antworten

In der Nahansicht sieht man, dass die Truppen aus vielen Einzeleinheiten bestehen.

gemeinsam mit einem Pfeilhagel. Solch eine Planung der Aufstellung ist einfacher gesagt als getan, denn pro Hexfeld (Sechseck auf der Karte) ist nur eine Einheit erlaubt und deswegen müsst ihr vorab abschätzen, wer wo angreifen soll, wer sich wohin sinnvoll bewegen kann und wo der Gegner lauern könnte.

Gezogen wird rundenweise, wobei sich jede Einheit einmal bewegen (außer sie hat die mächtige Fertigkeit „segmentierte Bewegung“) und im Prinzip einmal angreifen kann – also ganz im Gegensatz zu Heroes of Might and Magic oder Kings Bounty laufen die Gefechte einzeln Einheit gegen Einheit ab und verschiedene Armeeteile lassen sich nicht kombinieren. Darüber hinaus darf der Geländetyp nicht außer Acht gelassen werden: Einheiten im Bergland erhalten einen großen Verteidigungsbonus, während Truppen, die gerade eine Flussfurt durchqueren, ein dankbares Ziel mit Bonusschaden abgeben.

Verluste solltet man tunlichst vermeiden, da die Recken mit der Zeit an Erfahrung gewinnen, Stufenaufstiege verzeichnen sowie individuelle Spezialfähigkeiten erhalten und immer mächtiger werden. Da man Kämpfer von Mission zu Mission mitnehmen kann, solltet man auf die erfahrenen Recken setzen und diese nicht verheizen. Es formiert sich mit der Zeit eine feste Kerntruppe, die im Notfall durch Bonuseinheiten verstärkt werden kann. Wie in Fantasy Wars können „normale“ Einheiten bis auf Stufe 5 aufsteigen und Helden bis 10. Da gerade die Positionierung der Truppen im Gelände so wichtig ist, lassen sich zusätzliche Fertigkeiten wie Tarnung, schnelle Bewegung über Flüsse oder besserer Schutz im Wald bei Level-Ups auswählen, was die taktischen Möglichkeiten trotz der sehr überschaubaren Truppenanzahl ordentlich in die Höhe treibt.

Diese garstigen Gegner bewachen das Missionsziel (siehe Pfeil).


Wenig Einsatzvielfalt und die Überraschungen

Obwohl die Missionsziele in der Kampagne so formuliert sind, dass sie Abwechslung suggerieren, müsst ihr meist einen Bereich auf der Karte 

erreichen und euch bis dahin durchkämpfen – egal, ob ihr ein Dorf erreichen, die Besatzung eines abgestürzten Luftschiffes befreien oder mit der Hilfe eines „freiwillig mitgenommenen“ Ork-Schamanen verschlossene Tore zum Hinterland öffnen sollt.

Die Platzierung der Gegner und gewisse (per Trigger ausgelöste) Hinterhalte sorgen für Überraschungen und da der Computergegner sogar auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe vermeintliche Schwachstellen erbarmungslos nutzt, kann es in vielen Einsätzen zu wahren Laden/Speichern-Orgien kommen. Hierzu fällt mir wieder die Mission mit dem Ork-Schamanen ein, der die Tore öffnen sollte: Die derzeit erreichbare Karte war von Gegnern geputzt, meine fast vollständig regenerierte Armee stand vorbereitet in den Startlöchern und dann öffnete der Ork die markierte Tür. Überraschung! Es öffnete sich nicht das erwartete Tor an der Markierung, sondern drei andere Pforten gingen auf und aus diesen ergossen sich Ork-Fontänen und zermalmten innerhalb einer Runde meinen Helden, was mit dem „Game Over“ quittiert wurde.

Orks kesseln die Armee ein. Vor dem Angriff wird übrigens angezeigt, mit welchem Ergebnis zu rechnen ist.
Großartig! Beim nächsten Versuch habe ich mich in eines der just geöffneten Lager vorgearbeitet und im sofortigen Gegenangriff versucht, was die Entwickler offenbar im Sinn haben, denn es gibt sogar Belohungen, wenn die Missionen innerhalb einer bestimmten Zeit geschafft werden.

Anstatt in Ruhe zu taktieren, Feinde möglichst effektiv auszuschalten und die Karte nach weiterem Gold oder Artefakten abzusuchen, sollen die Einsätze in einem Runden-Limit geschafft werden, um die Medaillen „Gold“ oder „Silber“ und etwas Gold oder gar Bonusmissionen als Belohnung zu erhalten. Silber ist ohne Entdeckungstouren in den meisten Fälle durchaus machbar und für goldige Aussichten seid ihr gezwungen mit eurer Armee voranzupreschen, ohne Taktiküberlegungen geht jedoch nichts. Ein Medaillensystem basierend auf Effektivität im Kampf (wenig Verluste, etc.) wäre in meinen Augen wesentlich sinniger gewesen als auf Zeit. Zumindest kommt man mit der Bronze- Medaille weiter, aber ohne Bonus…

Sonstiges Schlachten

Abgesehen von dem Elfen-Feldzug, dem Herzstück des Spiels, gibt es sieben Einzel-Einsätze, in denen ihr auch mit Orks oder Menschen unterwegs seid (Fantasy Wars lässt grüßen). Jedoch fehlt bei den Solo-Szenarien logischerweise der Reiz die eigenen Truppen missionsübergreifend weiterentwickeln zu können. Last but not least gibt es einen Mehrspieler-Modus mit 16 Karten, spielbar im Hotseat (abwechselnd an einem Rechner), LAN oder Online. Hier treten die Spieler abwechselnd und mit dazugehörenden Wartezeiten gegeneinander an.