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EA Sports UFC 4 (Prügeln & Kämpfen) – Auf der Stelle kämpfen

Ein bisschen wehmütig ist mir bei diesem Test ja schon zumute – nicht wegen des Inhalts, aber weil ich zum ersten Mal eine Art Spiel bespreche, das in den Jahren zuvor stets in Mathias‘ Hand lag. 20 Jahre 4Players bringen eben auch Veränderungen mit sich und immerhin gehört zu diesen Veränderungen, dass die UFC-Simulationen vor etwa zehn Jahren überhaupt erst mein Interesse an Mixed Martial Arts geweckt haben. Nur deshalb bin ich heute Fan des Sports und freue mich daher auf jedes Spiel, das die Faszination daran einfängt. EA fügt seiner Serie ja auch in diesem Jahr interessante Neuheiten hinzu und wirft damit die Frage auf: Ist UFC 4 ein Schritt nach vorne oder nur ein Update?

© EA Canada / Electronic Arts

Nur das Wesentliche

Wer hätte das gedacht: UFC 4 kommt doch tatsächlich ohne Ultimate Team aus. Obwohl der Modus in anderen Sport-Titeln eine wichtige Rolle spielt (hauptsächlich für die Buchhalter der Publisher, versteht sich), verzichtet EA hier darauf. Man trägt einzelne Kämpfe nach verschiedenen und sehr frei konfigurierbaren Regeln (z.B. ohne Bodenkampf) aus, erstellt Turniere, reiht sich per Online-Wettstreit in eine weltweite Rangliste ein oder lädt Freunde ein. Man sammelt aber keine Kämpfer, um ein möglichst starkes Team aufzubauen.

Und man durchlebt natürlich die Karriere, in der man einen Nobody zum Hall of Famer macht. Die ist nach wie vor das Herzstück des Spiels und beginnt mit dem umfangreichen, wahlweise sehr schnellen Erstellen eines entweder weiblichen oder männlichen Alter Ego, bevor man sich im Camp des fiktiven Coach Davis wiederfindet. Der bringt Neulingen die Grundlagen bei, kommentiert das alltägliche Training, ist bei jedem Kampf dabei, liefert also lebendiges Feedback und dient damit auch als eine Art erzählerische Stütze. Schließlich muss man zum Glück keine aufgesetzte Story ertragen, sodass der Fokus auf dem Trainieren der eigenen Fähigkeiten und auf den Fights liegt.

Hype und gute Beziehungen

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Von der WFA über die Contender Series bis zum Hall of Famer der UFC – falls man so weit kommt. © 4P/Screenshot

Der Rhythmus ist immer gleich: Man akzeptiert einen Kampf und entscheidet sich, wie viele Wochen man dafür trainieren möchte. In jeder Woche hat man dann eine begrenzte Menge an Zeit, um im Sparring verschiedene Techniken zu üben, den Hype um das kommende Duell in sozialen Medien anzustacheln (unterhaltsam sind kurze Sparrings, die aussehen, als würden sie von einer 4:3-Kamera gefilmt werden), den kommenden Gegner zu studieren und die Beziehungen zu anderen Kämpfern zu verbessern. Gelegentlich melden die sich auch in einer Art Twitter zu Wort und ja nach Antwort verbessert oder verschlechtert man das Verhältnis zu ihnen.

Das alles ist wichtig, wird im Wesentlichen aber als nüchternes Werteschaufeln präsentiert, denn schlechte Beziehungen zu Kontrahenten führen z.B. nicht zu coolen (oder auch albernen) Rivalitäten, die sich vielleicht beim Weigh-in entladen, sondern erfüllen nur einen kleinen spielerischen Zweck. Genauer gesagt kann man andere Kämpfer einladen, um neue Techniken von ihnen zu erlernen, und je besser man sich mit ihnen versteht, desto weniger Geld kostet die Einladung. Mehr steckt nicht dahinter. Tatsächlich wird das Weigh-in nicht einmal gezeigt. Bilder aus den Kabinen am Veranstaltungsort gibt es schon gar nicht, ein Ring-Interview nach dem Kampf ebenso wenig – nur kurze Pseudo-Instagram-Zusammenschnitte, die aber in keiner Weise das Flair eines UFC-Events einfangen.

UFC 4 – aber kaum UFC

Mikrotransaktionen

beschränken sich in UFC 4 auf so genannte kosmetische Gegenstände, sprich Kleidung oder Handschuhe, die auf das eigentliche Spiel keinerlei Auswirkungen haben.

Man schaltet die Inhalte auch über das Erzielen zahlreicher Meilensteine frei, was allerdings relativ lange dauert. © 4P/Screenshot

Überhaupt ist die Präsentation eine der größten Schwächen in dieser Ausgabe. So hat EA gerade mal drei Ringrichter lizenziert und mir fehlt auch eine glaubwürdige Inszenierung der Pausen zwischen den Runden, denn kurze Einstellungen aus beiden Ecken sind schon das höchste der Gefühle, während man vergeblich auf Kommentare oder gar taktische Hinweise vom Trainer wartet. Dass Joe Rogan keine Lust auf die Aufnahmen im Tonstudio hatte, ist ebenfalls schade, kann man EA aber selbstverständlich nicht vorwerfen, zumal mit Daniel Cormier ein guter Ersatz gefunden wurde. Gemeinsam mit Jon Anik wiederholt sich das Duo zwar schnell und analysiert mitunter komplett falsch, fällt alles in allem aber nicht störend auf.

Bedauerlich sind außerdem Bildrateneinbrüche beim Übergang zwischen verschiedenen Kameraeinstellungen außerhalb des Octagons sowie auch während des Kampfs in einer der Fantasie-Arenen. Dort muss man im Rahmen der Karriere aber nur während des Tutorials antreten, sodass es nicht an der ordentlichen, wenn auch insgesamt nicht mehr beeindruckenden Technik liegt – mir fehlt vielmehr eine Inszenierung, die den UFC-Rummel greifbar macht. Es wird ja nicht einmal der aktuelle Event in irgendeiner Weise hervorgehoben, weshalb man nie weiß, ob man auf der Main oder der Undercard steht und wer sonst noch kämpft. Selbst separate Einspieler, wie es sie im Vorgänger gab, fehlen komplett. Nein, so gut mir Soundtrack und Menügestaltung der vierten UFC-Ausgabe gefallen, so sehr vermisse ich eine treffende Wiedergabe der Zuffa-Veranstaltungen.

  1. sehr guter Test. Ich spiele jetzt schon eine weile auf der PS4 Pro durch EA Early Access und hab einmal die Karriere durchgespielt.
    Selten so ein treffendes Fazit gelesen.
    Falls ihr das Spiel digital kaufen wollt, könnt ihr das Spiel deutlich günstiger bekommen indem ihr EA Acess aktiviert (3,99 im Monat, danach könnt ihr kündigen) dann gibts -10% auf das Spiel. Wenn ihr über EA Acess UFC3 kostenlos runterladet, und über UFC3 dann UFC4 kauft, gibts nochmal -10%.

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