Veröffentlicht inTests

Driver: San Francisco (Rennspiel) – Driver: San Francisco

In Driver: San Francisco bekommt der Begriff Geisterfahrer eine völlig neue Bedeutung: Während Undercover-Cop Tanner nach einem schweren Unfall im Koma liegt, schlüpft er in einer Art Parallelwelt in jeden beliebigen Körper, um die Jagd auf seinen Erzrivalen Jericho mit übernatürlichen Fahndungsmethoden fortzusetzen. Klingt abgedreht? Ist es auch!

© Ubisoft Reflections / Ubisoft

Furchtbares Gummiband

Eigentlich macht Driver so viel richtig, was Missionsdesign und Abwechslungsreichtum angeht. Leider trübt aber die KI immer wieder den Spielspaß: Zum einen ist der Gummibandeffekt hier so stark wie in kaum einem anderen Rennspiel. Liegt man zurück, fahren die

Die KI ist zu sehr an einem Gummiband festgebunden.

Die KI ist zu sehr an einem Gummiband festgebunden.

Gegner in einem solchen Schneckentempo weiter, dass man eigentlich gar nicht mehr von einem echten Rennen sprechen kann und es auch nicht als ein solches empfindet. Es wirkt einfach nur lächerlich. Zum anderen scheinen die KI-Piloten offensichtlich nicht sonderlich helle zu sein, denn ich konnte öfters beobachten, wie sie z.B.  beim Überqueren von übersichtlichen Kreuzungen wie Blindfische in einen riesigen Bus reingerast sind oder sich anderweitig verheddern. Ein ganz anderes Bild ergibt sich in den Missionen, in denen die Aufgabe der KI in erster Linie darin besteht,mich zu attackieren: Hier gehen die Schergen oft eine Spur zu aggressiv ans Werk, so dass man kaum mehr einige Meter am Stück fahren kann, ohne schon wieder von allen Seiten mit voller Wucht gerammt zu werden. In diesen Momenten büßt Driver viel von seiner Faszination ein.

Unausgewogenes Balancing


Hinzu kommen Probleme beim Balancing: Schafft man die meisten Missionen schon beim ersten Anlauf, steigen die Anforderungen manchmal sprunghaft an. Den traurigen Tiefpunkt markiert dabei ein Abschnitt gegen Ende der Kampagne, der bei mir für den einen oder anderen Frustanfall gesorgt hat. Insgesamt wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, dem Spieler die Wahl zwischen unterschiedlichen Schwierigkeiten zu geben und / oder bei Nebenmissionen auf ein Medaillensystem zu setzen, das sowohl Anfänger als auch Profis entsprechend fordert. So aber bleibt es bei dem Hin- und Her, das für geübte Fahrer oft zu einfach, manchmal aber eben auch abartig schwer (und unfair) ausfällt.

Tolles Fahrgefühl

Das ist bedauerlich, da neben dem variationsreichen Missionsdesign auch das zentrale Element stimmt: das Fahren. Die Entwickler von Reflections liefern genau die richtige Mischung aus Anspruch und Spaß, wenn man mit gezogener Handbremse lässig durch die Kurven driftet, reaktionsschnell dem Verkehr ausweicht oder einfach
Egal ob Bus, Last- oder Sportwagen: Driver fühlt sich toll an.

Egal ob Bus, Last- oder Sportwagen: Driver fühlt sich toll an.

nur mit dem Bleifuß durch die Straßen der Stadt heizt, die mit ihren vielen Hügeln geradezu prädestiniert ist für spektakuläre Verfolgungsjagden und deshalb auch nicht selten als Schauplatz in der Filmwelt dient – man denke z.B. an The Rock. Etwas aufgesetzt wirken dagegen Funktionen wie Nitro und Rammen. Während der regenerative Geschwindigkeitsschub noch in Ordnung geht (aber mit dem linken Analogstick etwas umständlich aktiviert wird), ist die Rammattacke auf Knopfdruck sowohl fummelig als auch überflüssig. Beide Aktionen verbrauchen übrigens Energie, die sich automatisch wieder auflädt. Um den Speicher zu vergrößern, kann man in der Werkstatt neben Tools wie einem Symbolfinder und anderen Spielereien auch Upgrades kaufen. Klassisches Tuning ist jedoch nicht möglich.

Trotzdem: Das Fahren in Driver macht einfach Spaß! Das gilt nicht nur für die Missionen, sondern auch das freie Cruisen durch San Francisco, wo man nicht nur neue Nebenaufträge entdecken, sondern auch einfach mal abschalten kann. Ich habe mir zwischendurch immer wieder eine kleine Auszeit gegönnt, mir einen Wagen geschnappt und die Stadt erkundet. Allerdings sind einige Gebiete zunächst noch gesperrt und auch die Fähigkeit, aus dem Geschehen heraus zu zoomen und die Stadt von oben zu betrachten, nimmt erst mit der Zeit zu, wenn weitere „Shift-Ebenen“ freigeschaltet werden.