Die Werkstatt als Ruheort
Sollte eurer Gesicht trotzdem mal ganz oben auf der Fahndungsliste der Gesetzeshüter stehen, lohnt sich ein Abstecher in eine der Werkstätten eures Kumpels Ray, denn hier füllt ihr nicht nur eure Lebensenergie wieder auf, sondern werdet –
warum auch immer – von all euren Delikten freigesprochen. Daneben dienen die Werkstätten auch als Tuning-Shops, in denen ihr mit dem passenden Kleingeld eure Boliden kräftig aufmotzen lasst. Dabei habt ihr nicht eine so breite Auswahl wie in Gran Turismo, sondern kauft Tuning-Pakete im Stil von Need for Speed Underground, was aber auch vollkommen ausreicht. Seid ihr zufrieden, speichert ihr den Wagen einfach ab und könnt ihn anschließend jederzeit bei einem Besuch in einer von Rays Werkstätten anwählen, zwischen denen ihr einfach auf Knopfdruck hin und her springen könnt. Dies erspart euch zwar lange Fahrwege durch das virtuelle New York, allerdings seid ihr dennoch oft sehr lange unterwegs, bis ihr die Missionspunkte erreicht. Zumindest habt ihr in der Regel aber die Freiheit zu entscheiden, in welcher Reihenfolge ihr die Missionen in Angriff nehmen wollt.
Studio 54 – ich komme!
Gerade die coolen Lizenztracks aus den 70ern mit Hits von Blondie, David Bowie & Co versüßen die Fahrten durch die Metropole, die zwar stellenweise etwas schwach texturiert ist und mit vielen Pop-Ups sowie einigen Rucklern in Szene gesetzt wird, aber New York sowohl in den 70ern als auch 2006 glaubhaft und mit ansehnlichen Tag-/Nachtwechseln darstellt. Auf einem normalen 4:3-TV wird der Spielspaß allerdings schnell dadurch getrübt, dass Parallel Lines vollkommen für das 16:9-Format optimiert wurde. Die Folge: Auf alten 4:3-Glotzen wird das Bild oben und unten mit extrem dicken Balken umrandet, die in dieser Form eigentlich nicht sein müssten, wenn sich Reflections die Mühe gemacht hätte, dem Titel auch eine ordentliche 4:3-Anpassung zu spendieren.
Grausame Spaziergänge
Ob Balken oder nicht: Die Missionen, in denen ihr auch zu Fuß unterwegs seid, sind verglichen mit den Fahraufträgen erneut furchtbar ausgefallen und ich frage mich, warum die Entwickler nicht einfach ganz auf dieses Mittel verzichtet haben. Das Zielsystem wirkt mit der unzuverlässigen Autolock-Funktion einfach zu unausgereift, um für Spielspaß zu sorgen. Zudem
sind die Schießereien öde inszeniert, wenn nur mäßig animierte Schergen nach eurem Leben trachten und ihr mehr mit dem Zielsystem zu kämpfen habt als mit euren Gegnern. Dummerweise rückt gerade der zweite Teil der Story, der in der Gegenwart spielt, die bleihaltigen Auseinandersetzungen in den Vordergrund, da es hier primär um eine blutige Rachegeschichte im Stil von Kill Bill geht. Auch musikalisch hinkt 2006 den guten, alten Seventies deutlich hinterher, weshalb die zweite Hälfte des Spiels insgesamt weniger gelungen erscheint. Durchweg schwach präsentiert sich die deutsche Synchronisierung, bei der die Sprecher ihre Texte nur gelangweilt herunter lallen und merklich auf die Atmosphäre drücken. Die englische Spur ist zwar nicht viel besser, doch da ihr die Wahl habt, solltet ihr diese dennoch der deutschen Fassung vorziehen. Nichts geworden ist aus dem Multiplayer-Modus, den Reflections ursprünglich noch für das Spiel angedacht hatte. In dieser Hinsicht bietet Midways L.A. Rush mehr.