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Donkey Kong Country Returns (Plattformer) – Donkey Kong Country Returns

Passt der Jugendschutz überhaupt noch auf? Warum gibt es keine geschnittene Version von Donkey Kong: Country? Eigentlich müsste man es indizieren. Vielleicht sogar beschlagnahmen. Es macht aggressiv und gewalttätig, man schreit und brüllt wie ein Affe, es geht um Drogenmissbrauch und Tierquälerei. Jedenfalls gehört es nicht in Kinderhände! Auch Greise werden akut gefährdet, denn die Herzen werden hier im Sekundentakt vernichtet.

© Retro Studios / Nintendo

Multiple-Choice-Sadismus

Die Bosskämpfe verlangen gute Reflexe und die richtige Taktik.

Hier wurden gute Männer, die ich seit Jahren kenne, unerhörter Spannung und perfidem Druck ausgesetzt. Das war ein tödlicher Grabenkampf, gegen den Verdun ein Witz ist. Da fallen dann natürlich auch deutliche Worte wie „Scheißvogelvieh!“ oder gar „Fuckbitchturkeyshit!“ – ist sich Nintendo dessen bewusst? Aber das ist ja nur die Spitze eines Eisbergers, denn noch bevor es zu diesen gnadenlosen Bosskämpfen kommt, die teilweise in Taktik und Timing ausarten, müssen die Affen um ihr Leben rennen, rollen, springen, klettern, reiten und fliegen. Da wird ihnen im Jahr 2010 alles abverlangt, was ein Jump’n Run der Steinzeit ausmachte! Warum gibt es dann nicht auch konsequenter Weise die Unterstützung des Classic-Controllers?

Das geht ja so weit, dass man mit den armen Affen in explosive Tonnen gesetzt wird, die sich schnell drehen und nur zu einem perfekten Zeitpunkt in die Freiheit geschossen werden – und das immer wieder. Hat man aus der grausamen Geschichte von Donkey Kong Country nichts gelernt? Nein! Denn sie werden wieder, sechzehn Jahre nach dem Continuecaust ohne Bremsfunktion oder Cockpitansicht (!) in Loren gesetzt, die im Höllentempo teilweise zerstörte Schienenstränge hinab rasen, die sich auch noch teilen (!) – das ist nichts anderes als übler Multiple-Choice-Sadismus, damit das Herz rast! Und im Gegensatz zum Klassiker setzt man diesmal zwei Spieler gleichzeitig diesem Terror aus: Dann muss der eine mit Donkey, der andere mit Diddy Kong durchhalten.

Kranke Bonitaktik

Im Mehrspielermodus ist man gleichzeitig unterwegs: Einer als Diddy mit Peanutswurf, der andere als Donkey mit Trommelwirbel.

Richtig krank wird es dann, wenn es um die Boni geht. Die Entwickler haben tatsächlich die Chuzpe besessen, diese tödlichen Level auch noch mit schwer erreichbaren Ködern zu schmücken, damit man sie mehrmals spielt. Da sind zum einen die vier goldenen Buchstaben, die ein KONG ergeben; zum anderen diverse Puzzleteile. Beide liegen entweder irgendwo versteckt, so dass man erst Wände aufbrechen oder geheime Kammern finden muss, oder so gefährlich, dass man auf dem Weg zum Ziel sein Leben verliert. Nur wer die Level perfekt kennt, wird sie alle ergattern – soll das motivierend sein? Ich sage, das ist Bonimasochismus für psychisch kranke Perfektionisten!

Dass ich dieses Spiel nicht in Den Haag verpetze, liegt nur daran, dass es sich beim Speichersystem an einige Menschenrechte hält. Ja, man erreicht regelmäßig Checkpoints. Ja, man kann in einem Shop auch Continues kaufen, die allerdings als rote Ballone getarnt sind – über die gefährliche politische Symbolik muss ich an dieser Stelle wohl nichts sagen. Und ja, selbst Kinder und Rentner werden einigermaßen aufgefangen, wenn sie nach dem totalen Verlust ihrer Leben nochmal mit vier Continues gelockt oder gar auf den optionalen Super-Assistenten verwiesen werden. Ich frage mich: Warum wird diese Hilfe nicht von Anfang an allen Spielern ohne Wenn und Aber zur aufgezwungenen Verfügung gestellt? Was ist mit den Leuten, die sie vielleicht zu spät oder gar nicht entdecken? Hier werden ganze soziale Spielergruppen erst schikaniert und unnötig diskriminiert!