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Disgaea 5: Alliance of Vengeance (Taktik & Strategie) – Komplettes Taktik-Highlight für überall

An Disgaea scheiden sich seit dem ersten Teil aus dem Jahr 2003 die Geister. Für die einen sind Nippon Ichis Taktik-Rollenspiele mit ihren rundenbasierten Kämpfen zu überladen mit Optionen und dazu auch noch technisch veraltet. Und die anderen schwören auf die immensen Möglichkeiten, die ihnen auf und abseits der Schlachtfelder zur Verfügung stehen. Nach einem erfolgreichen PS4-Auftritt vor gut eineinhalb Jahren möchte Disgaea 5 nun als Complete Edition die Switch-Spieler begeistern.

© Nippon Ichi Software / NIS America / Flashpoint

Spielsysteme bis zum Abwinken

Natürlich muss man nicht alle zur Verfügung stehenden Systeme verinnerlichen oder nutzen. Doch je mehr man sie verwendet und durchschaut, wie sie einem helfen können, umso mehr Zeit verbringt man mit diesem rundentaktischen Schwergewicht. Zumal auch Veteranen sich über kleine Veränderungen und Optimierungen vieler dieser Systeme freuen können. Die Gegenstandswelt z.B., in der man gezielt versuchen kann, die von den Figuren getragene Ausrüstung unabhängig vom Charakter zu verbessern, bietet nicht nur mehr Optionen, sondern auch zufällige Ereignisse. Die Erstellung neuer Kämpfer ist umfangreicher denn je und profitiert von zahlreichen frische Klassen. Die Chara World, das Gegenstück zur Gegenstandswelt, mit dem man versuchen kann, einzelne Figuren abseits der Schlachten zu verbessern, wurde im Vergleich zu Disgaea 4 ebenfalls überarbeitet und erinnert mittlerweile an eine Mischung aus Mario Party und dem Sphärenbrett aus Final Fantasy 10.

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Es gibt haufenweise Möglichkeiten, die Spielwelt zu beeinflussen. Nicht immer werden die Vorschläge durchgewunken… © 4P/Screenshot

Es gibt ein neues Questsystem, das die Erfüllung bestimmter oberflächlicher sowie von der Hauptmission unabhängiger Aufgaben mit Freischaltungen von z.B. neuen Figurenklassen usw. belohnt. Mit den „Rache-Aktionen“, die unter bestimmten Voraussetzungen aktiviert werden, hat man auf dem Schlachtfeld ebenso zusätzliche Optionen bzw. temporäre Fähigkeiten oder Wertverbesserungen zur Verfügung wie mit den Overload-Fähigkeiten, die nur den Overlords zur Verfügung stehen und innerhalb weniger Züge das Blatt in einem verloren scheinenden Kampf wenden können – als ob das, was die Serie in der Vergangenheit aufgebaut hat, nicht ausreicht. Es gibt so viel zu tun (einiges davon komplett optional), das in irgendeiner  Form den Figurenaufstieg, die Rekrutierung neuer Einheiten, das Inventar oder das Kampfgeschehen beeinflusst, dass es einem schwindlig werden kann. Der Tiefgang ist (wie immer) enorm, wobei man auch Spaß haben kann, wenn man nicht alles ausnutzt, was einem angeboten wird.

Neues und Altes


Das Magichange-System, mit dem man Monster vorübergehend in eine Waffe umwandeln kann, die von humanoiden Figuren genutzt werden kann, kehrt nach seiner Disgaea-D2-Auszeit leicht überarbeitet zurück. Natürlich bekommt man nach den Schlachten immer noch Belohnungen, die proportional zur Effektivät bzw. dem ausgeteilten Schaden besser werden. Man kann nach wie vor Fähigkeiten nicht nur lernen, sondern auch kaufen oder über zufällig verteilte Schriftrollen lernen. Ebenfalls sehr interessant ist das „Squad“-System, das als Evolution des Club-Systems aus Teil 3 interpretiert werden kann. Im Laufe der Kampagne werden zunehmend mehr Spezialtrupps („Squads“) freigeschaltet, auf die man seine Einheiten verteilen kann und die je nach Squad andere Vorteile oder erweiterte Mechaniken wie z.B.

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Disgaea 5 Complete sieht vielleicht nicht immer schick aus, ist aber ein Inhaltsmonster. © 4P/Screenshot

Gefangennahme oder Verhöre gegnerischer Einheiten ermöglichen – natürlich mit dem Ziel, sie den eigenen Reihen hinzuzufügen. Man kann sich wirklich unheimlich lange beschäftigen – was allerdings noch motivierender wäre, wenn die Geschichte besser und vor allem die Kulisse ansehnlicher wäre.

Schon die PS4-Premiere sah besser aus als alle Vorgänger zusammengenommen. Und das kommt auch der Switch-Version zu Gute: Die Farben leuchten, die Sprites fransen nicht mehr an den Rändern aus, die Spezialeffekte bei Kombo- oder Spezialattacken sind aufwändig wie nie zuvor. Nur: Das hätte man mit viel gutem Willen auch aus der Wii und ohne Probleme aus einer Wii U herausholen können. Es bleibt, wie es war: Wer Disgaea spielt, macht dies nicht wegen des Grafikpomps und Polygon-Protzerei, sondern wegen der enormen Möglichkeiten, die man in allen mechanischen Belangen zur Verfügung hat. Und wer auf Switch spielt, hat zwar keine Berührungs-Unterstützung im Mobilbetrieb, darf sich aber dafür vom Start weg ohne weitere Zusatzkosten an einem breiten Spektrum neuer Missionen erfreuen. Hier ist man teilweise mit Figuren und Geschichten beschäftigt, die nicht nur aus den Vorgängern, sondern auch anderen Taktik-Klassikern aus dem Hause Nippon Ichi wie Phantom Brave stammen. Neue Elemente lernt man dabei zwar nicht kennen, doch die ohnehin schon üppige Spielzeit wird dadurch nochmals gesteigert.