Veröffentlicht inTests

Disgaea 3: Absence of Justice (Taktik & Strategie) – Disgaea 3: Absence of Justice

Taktik-Rollenspiele sind eine Konsolendomäne. Und wie kaum ein anderer Publisher/Entwickler hat sich Nippon Ichi diesem Genre verschrieben. Der große Durchbruch gelang den Japanern international schließlich 2004 mit Disgaea: Hour of Darkness – das allerdings schon damals technisch veraltet war. Und obwohl mit Titeln wie Phantom Brave oder Makai Kingdom interessante Artgenossen folgten, ist und bleibt die Disgaea-Serie das Zugpferd für Nippon Ichi. Auf der PlayStation 3 ist der dritte Teil der Vorzeige-Rundenstrategie endlich in Europa erhältlich. Und er wirft erneut die Frage auf, was wichtiger ist: Inhaltliche oder visuelle Qualität?

© Nippon Ichi Software / Koch Media

Fazit

Bislang fiel mir das Faust’sche Zitat „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“ im Zusammenhang mit der Disgaea-Serie leicht. Doch in diesem Jahr ist die Diskrepanz zwischen inhaltlichen Vorzügen und visueller Steinzeit so groß wie nie zuvor und letztlich trotz allen Charmes dafür verantwortlich, den sicher geglaubten Award zu verlieren. Auf der einen Seite genieße ich das wohl umfangreichste rundentaktische Strategie-Erlebnis mit Rollenspieleinschlag, das derzeit weit und breit zu haben ist, das die besten Elemente der Vorgänger sogar konsequent weiter entwickelt und auf eine neue Stufe hebt. Die verschiedenen Ebenen greifen nach wie mit nahezu unheimlicher Zielsicherheit ineinander, die Gefechte sind fordernd und der Charakteraufstieg ist enorm facettenreich. Und im Vergleich zu den bisherigen Ablegern der Serie gibt sich Disgaea 3 sogar Mühe, Anfänger mit ins Boot zu holen und nicht gleich zu verschrecken – was aber mit dem gewählten Erzähl- und Grafikstil nur leidlich gelingt. Profis werden sich nach wie vor an den zusätzlichen Ebenen wie z.B. der Gegenstands-Welt, der perfekten Kombo für die Geoblöcke sowie der Zusammenstellung der besten Gruppe die Zähne ausbeißen, während sich Einsteiger ungeachtet aller Finessen auf die Basiselemente konzentrieren können und damit sogar relativ lang erfolgreich sind. Aber abseits des immensen Tiefgangs und des Hunderte Stunden langen Spaßes kann ich die technische Seite nicht mehr geflissentlich übersehen und beiseite wischen. Wir schreiben das Jahr 2009. Und auch wenn ich eigentlich ein Verfechter des Grundsatzes „Innere Werte sind bei einem Spiel mehr Wert als das Äußere“ bin, ist die Visualiserung dieses wahr gewordenen Taktiktraums ein Schlag ins Gesicht. Zu sagen, die PS3 sei mit der farbenfrohen, aber simplen Kulisse, den Sprites sowie den netten bis niedlichen Effekten massiv unterfordert, ist eine maßlose Untertreibung. Das hat jedoch auch einen Vorteil: Da hier vermutlich alles aus der PSone-Emulation gespeist wird, dürfte sich der Energieverbauch während der weit jenseits der 100er-Marke liegenden Spielspaßstunden in sehr überschaubaren Grenzen halten. Kurzum (und vollkommen ohne Zynismus): Disgaea 3 stellt inhaltlich die Weichen für die Zukunft des Taktik-Rollenspiels, doch technisch bleibt Nippon Ichi in der Konsolen-Steinzeit stecken.

Wertung

PS3
PS3

Inhatlich ein Garant für Hunderte von Stunden exzellenten Taktik-Rollenspiels – wenn man über die vorsintflutliche Kulisse hinwegsehen kann…