Hat man sich damit abgefunden, dass es keine visuelle Qualität gibt und darüber hinaus kein Problem mit der abgefahrenen Story sowie dem nicht minder gewöhnungsbedürftigen Humor, kann das taktische Vergnügen losgehen. Und das hat es wahrlich in sich.
Dabei hält man zwar auch in dieser Hinsicht an dem fest, was man in den Vorgängern gemacht hat, baut dies aber noch
gewaltig aus. Wer glaubt, dass es einfach reicht, seine Figuren auf dem isometrischen Schlachtfeld zu platzieren und nacheinander mit Standardangriffen und ohne Ausnutzung der komplexeren Mechanismen zu agieren, wird zwar auch
Erfolge feiern können, aber irgendwann auf Granit beißen. Spätestens hier sei geraten, sich in die verschiedenen sorgsam ineinander greifenden Elemente einzuarbeiten, die einem nicht nur Dutzende und Aberdutzende von Stunden rauben werden, sondern schließlich bei Erfolg mit einer enormen Glückseligkeit erfüllt vor dem Fernseher zurücklassen.Sobald die farbigen Felder und die Geoblocks ins Spiel kommen, öffnet sich eine neue taktische Ebene – und wahrlich nicht die letzte…
Dabei ist zusätzlich die Position eurer und der gegnerischen Figuren zu beachten. Dass Attacken von der Seite und vor allem von hinten sowie aus einer erhöhten Position mehr Schaden versprechen, ist fast selbsterklärend. Je nachdem, mit wem ihr zusammensteht, kann eine Kombo entstehen, die die Lebensenergie der Gegner schnell gegen Null bringt. Die Kombochance kann zusätzlich beeinflusst werden, wenn ihr im Klassenzimmer die Sitzordnung vernünftig gestaltet. Denn wer in der Klasse in unmittelbarer Nähe zueinander sitzt, hat auch größere Chancen, im Kampf eine der unter Umständen alles entscheidenden Kombos abrufen zu können.
Dass es nun auch zusätzlich möglich ist, zeitlich begrenzt Monster aus der eigenen Party mit den Hauptcharakteren quasi zu verschmelzen und so Zugriff auf ganz neue Fähigkeiten zu haben, vergrößert die taktische Komponente nochmals erheblich.
Trotz aller Einsteigerfreundlichkeit und obgleich Nippon Ichi sich bemüht, das Konzept auch Anfängern schmackhaft zu machen, dürften aber nur Hardcore-Fans alle sich bietenden Möglichkeiten nutzen und ausschöpfen können.
Zu viel, zu verzweigt und zu umfangreich sind die Möglichkeiten, die D3 bietet und die selbst hier nur vergleichsweise umfangreich angekratzt werden können.
Von der Möglichkeit, als Kunde bei den Shops durch Kauf und Verkauf im Level aufzusteigen und so Zugriff auf bessere Ware zu bekommen, will ich auch gar nicht erst anfangen…
Der Weg ist das Ziel
Um eure Figuren und vor allem deren ausgerüstete Gegenstände weiter zu verbessern, empfiehlt sich auch ein Abstecher in die beliebte „Item-World“. Hier kann man nicht nur gezielt über Dutzende von zufällig generierten Levels den Gegenstand in seinen Eigenschaften verbessern, sondern auch ggf. die ihm innewohnenden Meister gefügig machen. Bedingt durch die Möglichkeit, diese Meister zwischen Waffen, Rüstungen etc. hin und her schieben zu können, eröffnen sich enorme Perspektiven hinsichtlich Charakter-Optimierung und Langzeitmotivation.
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Spartanisch, praktisch, charmant, aber mittlerweile veraltet: Auch die Zwischensequenzen beschränken sich auf ein Minimum an visueller Pracht. |
Und es geht noch weiter: In vielen der Kampfarenen und vor allem auch in der Gegenstandwelt warten farbige Felder auf euch. Und die machen das Bild nicht nur schön bunt, sondern haben auch einen spielerischen Wert, der sich allerdings sowohl positiv als auch negativ auswirken kann. So könnt ihr auf Felder treffen, die euch unbesiegbar machen oder euch mit einem gewaltigen Erfahrungsanstieg segnen. Doch es gibt auch Felder, auf denen die Gegner schier unbesiegbar werden oder die euch verwundbarer machen. Kenner wissen, worum es sich handelt: Die so genannten Geo-Blöcke.
Häufig hat man nun die Möglichkeit, die so genannten Geo-Symbole, die für die verschiedenen Wirkungen zuständig sind, zu zerstören. Dabei ist folgendes zu beachten: Zerstört ihr z.B. ein blaues Symbol auf rotem Grund, werden alle roten Felder nun blau gefärbt. Sollten auf den Rotsteinen noch weitere Geo-Symbole liegen, wird eine Kettenreaktion in Gang gesetzt. Je mehr Ketten ihr aufbauen könnt (und eventuell sogar das Spielfeld leeren), desto größer wird der Kombo-Zähler, der sich auch rapide füllt, wenn ihr die Feinde mit spektakulären Spezialbewungen oder Team-Angriffen erledigt.
Seit Beginn der Serie ist ein weiterer grundlegender Disgaea-Mechanismus die Möglichkeit, in einer spielinternen Versammlung über Änderungen und Fortschritte abstimmen zu lassen. Dazu gehört teurere und damit bessere Ausrüstung im Shop, zusätzliche Gegenstände und nicht zuletzt die Erlaubnis, neue Charaktere aus dem immer größer werdenden Pool in eure Gruppe aufzunehmen.
In den alten Disgaeas war dies die „Dark Assembly“, in der Dämonenuni tagt der Klassenrat und entscheidet, ob der Antrag bewilligt wird. Und natürlich gibt es nach wie vor die Möglichkeit, die potenziellen Nein-Sager durch Geschenke auf eure Seite zu ziehen. Optionen über Optionen, die aus dem Vorhaben „nur ein Stündchen“ zu spielen, ganz schnell eine weitere Nacht machen, in der man sich nicht von Disgaea 3 losreißen kann – ungeachtet der visuellen Mankos…