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Disco Elysium (Rollenspiel) – The Final Cut

Im Oktober 2019 sorgte Disco Elysium auf dem PC für sehr gute Rollenspiel-Unterhaltung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das erzählerisch komplexe Abenteuer wurde von einer Vielzahl an Dialogen und Entscheidungen geprägt. Dafür hat das Spiel des estnischen Teams ZA/UM im Test satte 87% erreicht, wurde weltweit gefeiert und mittlerweile als TV-Serie konzipert. Noch wichtiger: Es wurde endlich auch für Konsolen sowie Stadia mit deutschen Texten veröffentlicht. Was dieser Final Cut zu bieten hat, verrät der Test.

© ZA/UM / Humble Bundle / iam8bit

Was ganz klassisch beginnt…

Disco Elysium beginnt zunächst wie ein klassisches Rollenspiel: In der Charakterwahl kann man sich für einen kontaktscheuen Denker, einen sensiblen Fühler oder einen körperbetonten Arbeiter entscheiden – oder sich was ganz eigenes aus den vier Werten Intelligenz, Psyche, Konstitution sowie Motorik bauen. Mit ihnen verknüpft sind 24 Fähigkeiten, die man steigern kann – so weit, so bekannt. Aber kaum bewegt man seinen Helden in isometrischer Perspektive durch eine impressionistisch illustrierte, retrofuturistische Kulisse, wird es ungewöhnlicher.

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Sehr schön: Man kann die deutschen Texte auch vergrößern. Ansonsten gibt es komplette englische Sprachausgabe. © 4P/Screenshot

Nachdem man mit einem schlimmen Kater ahnungslos in seinem Apartment erwacht, fühlt man sich fast wie ein Kind, das beim Spielen mit neuen Dingen ins Staunen gerät. Nicht etwa weil man zunächst nackt wie ein Idiot ohne Gedächtnis umher stolziert, um seinen Schuh zu suchen. Oder weil man angeblich ein Polizist ist, wovon man nichts mehr weiß. Kaum erkundet man seine versiffte Absteige trifft man auf eine Lady, die einen für einen Cop hält. Weiter unten wartet der Kollege Kim vom anderen Revier, der was über eine Leiche und einen Mordfall erzählt.

..sorgt für Neugier und Staunen

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Böses Erwachen mit einem Kater XXL im Apartment. Und warum hat man den Schuh da rausgeworfen? Auf der PlayStation 5 läuft das Spiel theoretisch in 4K bei 60fps, allerdings praktisch nicht immer flüssig. Auch am PC werden jetzt gängige Gamepads unterstützt. © 4P/Screenshot

Ins Staunen gerät man allerdings, weil zum einen diese ungewöhnliche Mischung aus Pen&Paper- und Adventure-Elementen spürbar wird: Man kann sich Dinge wie in einem Point&Click anzeigen lassen, genauer ansehen und sein Inventar mit Gegenständen füllen. Rüstet man die Brechstange aus, kann man z.B. verschlossene Kisten öffnen. Hinzu kommt Ausrüstung von Kopf bis Fuß, die man anlegen kann und die einzelne Fähigkeiten verbessern.

Zusammen mit der textlichen Inszenierung entsteht auch das Flair eines Abenteuer-Spielbuchs. Denn wer sich falsch entscheidet oder Pech beim Würfeln hat, kann hier also ebenso schnell sterben wie beim Umblättern im Hexenmeister vom Flammenden Berg. Das hemmt zwar den Spielfluss, zumal es auch auf PlayStation 5 einige Ladezeiten beim Betreten neuer Gebiete gibt, aber erhöht die situative Spannung – man überlegt sich genau, ob man etwas riskiert.