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Disco Elysium (Rollenspiel) – The Final Cut

Im Oktober 2019 sorgte Disco Elysium auf dem PC für sehr gute Rollenspiel-Unterhaltung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das erzählerisch komplexe Abenteuer wurde von einer Vielzahl an Dialogen und Entscheidungen geprägt. Dafür hat das Spiel des estnischen Teams ZA/UM im Test satte 87% erreicht, wurde weltweit gefeiert und mittlerweile als TV-Serie konzipert. Noch wichtiger: Es wurde endlich auch für Konsolen sowie Stadia mit deutschen Texten veröffentlicht. Was dieser Final Cut zu bieten hat, verrät der Test.

© ZA/UM / Humble Bundle / iam8bit

Neue Quests vertiefen Ideologien

Was ist sonst noch neu? Im Zentrum stehen vier Nebenquests samt frischer Schauplätze und Zwischensequenzen. Sie beeinflussen zwar die Haupthandlung nicht wesentlich, aber vertiefen das Verständnis der politischen Zusammenhänge. Es geht dort u.a. um Kommunismus, Faschismus, Moralismus und Ultraliberalismus. Und Vorsicht: Die Texte dazu dürften selbst so manchen Politologen-Kopf zum Rauchen – oder zumindest Schmunzeln – bringen. Da sie sich gegenseitig ausschließen und man sich für einen Weg entscheiden muss, kann man also eine spezielle Ideologie vertiefen.

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Es gibt viele süffisante, wunderbar geschriebene Dialoge. © 4P/Screenshot

Abseits des Schicksals des Helden waren es ja diese gesellschaftspolitischen Themen, die nicht nur der Welt, sondern auch den Gesprächen sowie der Charakterentwicklung ihre ebenso interessante wie brisante Würze verliehen. Innerhalb dieser Quests trifft man u.a. auf neue Figuren, kann weitere Gegenstände finden und sogar dauerhaft das Menüdesign ändern. Gerade diese ungewöhnlichen bis subtilen Konsequenzen machen trotz der vielleicht etwas monotonen Abläufe den Charme des Abenteuers aus.

Statische Erkundung, audiovisuelles Feintuning

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Falls ihr ein Denker seid, könnt ihr Tatorte besser analysieren. © 4P/Screenshot

Man kämpft nämlich weiterhin weder aktiv noch knackt man in Minispielen Schlösser oder interagiert physikalisch mit der Umgebung, so dass die Illusion einer wirklich lebendigen offenen Spielwelt auch in 4K auf PlayStation 5 genauso brüchig ist wie Ben das schon im Test analysierte – zumal die Bildrate beim Scrollen nicht stabil bei 60fps liegt. Aber das ist bei so einem langsamen Spielablauf nicht tragisch.  Man bleibt auch schonmal an Kanten hängen, muss genauer hinsehen oder mehrmals Dinge anwählen, damit etwas passiert. Manchmal fühlt sich das Erkunden also recht zäh an, zumal man auch mal hin und her spazieren muss.

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Würfelproben bestimmen über Erfolg oder Fehlschlag. © 4P/Screenshot

Trotzdem ist die Gamepad-Steuerung mit dem Zoom sowie der Anwahl über Analogstick oder Schultertasten gelungen; man kann sich auch wie in einem Adventure alle „Hotspots“, also interaktiven Punkte, anzeigen lassen. Zudem haben die britischen Entwickler einige Kleinigkeiten verbessert: Es gibt z.B. neue Kleidung, dazu akustische und grafische Polituren sowohl für Portraits der Charaktere als auch verbesserte Animationen sowie Lichteffekte an einigen groben Stellen – wer das Original kennt, wird also durchaus audiovisuelles Feintuning entdecken.

Falls ihr neu einsteigt, müsst ihr knapp 40 Euro in diese Reise investieren, alle anderen können ihre Version vom PC kostenlos aufrüsten. Die Versionen für Xbox und Switch sind bereits für den Sommer in Entwicklung.