Zudem leidet Dirt Rally 2.0 am gleichen Problem wie sein Vorgänger: Es gibt zu wenige Strecken! Zwar ist es schön, dass man im Gegensatz zum lieblosen Baukasten aus Dirt 4 die Pisten jetzt wieder mit voller Hingabe am Zeichenbrett designt und viele Etappen mit mehr als zehn Kilometern erfreulich lang ausfallen, aber oft werden immer noch Teilstücke recycelt und separat als verkürzte Varianten verwurstet oder man fährt sie einfach umgekehrt. Die überschaubare Auswahl wird zwar mit verschiedenen Tageszeiten und dem gelungenen Wettersystem zunächst gut kaschiert, aber das Déjà-vu kommt oft schneller als es einem lieb ist. Immerhin sorgt die Deformation der Oberfläche für eine Neuerung und gleichzeitig einen Schuss Dynamik: Je nach Startposition wird man nicht nur von der verzweigten Streckenführung gefordert, sondern muss auch ein Auge auf die Furchen und Spurrillen haben, die andere Fahrer hinterlassen haben und sich auf das Fahrverhalten auswirken können. Doch so schön die neuen Schauplätze und Features auch sind, vermisst man nicht selten die alten. Vor allem das Fehlen von Schnee- und Eispisten wird hartgesottene Rallye-Fans schmerzen, weil sie einfach in jeden Rennkalender gehören. Zwar hat Codemasters bereits Nachschub versprochen, aber zumindest ein rutschiger Eis-Ausflug wäre zum Start Pflicht gewesen. Bedauerlich außerdem, dass auch die Bergrennen vorerst verbannt wurden. Bye bye, Pike’s Peak.
Beulen und Frust
Stattdessen wird die Disziplin RallyCross als zweites Standbein gestärkt, bei der bis zu sechs Piloten in direkten Positionsduellen auf kleinen Rundkursen um den Sieg kämpfen. Während Anfänger erste Gehversuche in der S1600-Klasse mit Opel Corsa & Co wagen dürfen, klemmen sich die Profis hinter das Steuer der PS-starken RX Supercars wie Subaru WRX STI oder Audi S1 EKS RX. Dank FIA-Lizenz finden sich nicht nur die offiziellen Strecken, sondern auch echte Teams und Piloten,
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zu denen z.B. auch große Namen wie der WRC-Rekordhalter Sebastien Loeb oder Altmeister Mattias Ekström zählen.
Wie in der Realität geht es auch im Spiel ziemlich ruppig auf den Pisten zu: Es wird erbarmungslos gedrängelt, geschubst und abgedrängt. Schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad agiert die KI vom Start weg äußerst aggressiv und lässt gefühlt keine Gelegenheit aus, um den direkten Kontakt zu suchen. Der Leidtragende ist dabei meist der Spieler, wenn sein Fahrzeug schon kurz nach dem Start durch einen Rempler gedreht oder in den nächsten Betonblock am Straßenrand gedrängt wird. Statt Spaß zu bieten endet das RallyCross-Erlebnis daher meist im Frust, einem kaputten Auto und entweder dem genervten Neustart oder einem entnervten Abbruch. Vielleicht wäre es nicht die schlechteste Idee, diesen Modus in Zukunft in ein komplett eigenes Spiel auszulagern und sich stattdessen voll auf die klassische Rallye zu konzentrieren. Zeit und Ressourcen, die in RallyCross geflossen sind, wären in der Erstellung weiterer Etappen und Schauplätze eventuell besser investiert gewesen. Für Fans der Disziplin ist es natürlich klasse, dass der Modus wieder mit an Bord ist. Doch für andere ist RallyCross nur ein überflüssiges Anhängsel, das man nicht unbedingt gebraucht hätte.