Fazit
Uff! Ich bin total hin und hergerissen. Einerseits trauere ich als „alter“ Siedler-Veteran den Trägern, Warenstapeln etc. hinterher und versuche mit den ganzen radikalen Änderungen klarzukommen, denn dieses Spiel ist eigentlich kein typisches Siedler mehr. Die Serie hat sich weg von der Aufbau- und Wirtschaftskomplexität hin zu Grafikglanz und Echtzeit-Kampf entwickelt. Man hat fast das Gefühl, eine Mischung aus Age of Empires und Stronghold zu spielen. Aber irgendwie funktioniert diese frische Mixtur auch ganz gut, solange in den Missionen kein Leerlauf aufkommt: Denn müsst ihr in den Einsätzen zu lange warten, wird es schnell öde, weil der Aufbaupart zu wenig Umfang bietet und die hektischen Schlachten eher simpel als fordernd sind. Auch der fesselnde Aquarium-Effekt, bei dem ihr dem bunten Treiben zuschaut, ist zwar vorhanden, aber verkümmert – es gibt zu wenig Betriebe und Handwerker; knuddelige Siedler wurden ebenfalls wegrationalisiert. Die Siedler sind jetzt eindeutig auf den Mainstreammarkt und Einsteigerfreundlichkeit zugeschnitten worden. Wer also kinderleicht in zauberhafter Kulisse planen, bauen und Krieg führen will, wird daher voll auf seine Kosten kommen und kann ruhigen Gewissens bis zu zehn Punkte hinzuzählen. Fans von Siedler 1-4 hingegen werden mit dem neuen Spross eher wenig Freude haben und da mir als Veteran diese neue Siedelei längst nicht mehr so gut gefällt, muss sich das Spiel mit der 75er-Wertung zufrieden geben. Solltet ihr dennoch mit dem Kauf liebäugeln, empfiehlt es sich, vorher die Demo anzuspielen.