Mist – jetzt haben mich die Räuber schon wieder am Wickel! Dieses Mal knöpft mir der Wegelagerer 3.500 Goldstücke und zwei Brote ab. Das ist um so ärgerlicher, weil ich gerade auf dem besten Wege war, die rund 37.000 Gulden für ein neues
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Nur für Geübte! Wer auf einen Räuber trifft, sollte sich nicht aufs Kämpfen allein verlassen, da es einfachere Methoden gibt. |
Kontor zusammen zu sparen. Doch nun wurde ich zurück geworfen, so dass ich weiter Geld verdienen muss, bis es wieder reicht. Fast scheint es so, als würden die Räuber reiche Säcke eher überfallen, denn sie kommen immer genau dann, wenn man schwer beladen ist. Leider ist es nicht möglich, das eigene Geld sicher in einer Bank zu deponieren, da es keine gibt, was im Mittelalter aber durchaus der Fall war. Wenn nicht – dann doch zumindest eine Geldkassette im heimischen Sitz des Kaufmanns, die hier auch vermisst wird. So schleppt man seine Gulden stets mit sich rum und die Diebe freuen sich.
Man kann wenig gegen die Räuber unternehmen, denn dauerhaft sind sie nicht in die Schranken zu weisen. Ich kann zwar flüchten, verhandeln oder kämpfen, aber all die Mini-Spiele sind mit einem gewissen Risiko verbunden. Die Flucht gelingt nicht immer, weshalb das Verspotten die zweitbeste Möglichkeit ist, denn gelingt es, komme ich wie beim Fliehen ungeschoren davon. Das Feilschen wiederum führt nur dazu, dass der Räuber weniger mitnimmt. Und das Kämpfen ist nicht in den Griff zu bekommen, da es in ein hektisches Geklicke ausartet. Treffer sind dabei fast Glückssache, weshalb es zur effektiven Verteidigung ausfällt. Auch das Beschimpfen will gelernt sein, denn man braucht flinke Finger, um die Wortfetzen flugs zusammen zu puzzeln. Zusätzlich soll der Spruch noch treffend sein, was allerdings nicht immer gelingt: Wer nur über die Frisur des Kontrahenten lästert, macht hier keinen Stich.
Reich trotz Überfälle
Doch man kann auch versuchen, die Räuber auf die Gegner zu hetzen und sie damit zu persönlichen Zwecken auszunutzen: Zwar kann ich nicht wie bei JoWoods Die Gilde 2 aufrüsten, eine Schutztruppe anheuern oder besser kämpfen lernen, aber ich kann die Banditen anheuern. Dazu muss ich mich in die Höhle des Löwen begeben – in eines der großen Lager auf der schmucken Karte. Der Tod lauert dort zwar nicht, aber für 1.000 Gulden überfallen die Typen einen der vier Gegenspieler. Außerdem gibt es weniger Überfälle, wenn man sich dort aufhält, wo die anderen Händler sich tummeln; sie trifft es nämlich genauso. Weiterhin sollte man kurze Wege gehen, so dass man nicht auf der Straße übernachten muss, sondern sich innerhalb der schützenden Stadtmauern befindet, wenn die Runde zu Ende ist.
So viel Ärger die Räuber einem auch bereiten, schaffen sie es nicht, einen dauerhaft zu schwächen. Nach meinem obigen Zusammentreffen hat es nur ein paar Minuten gedauert, bis ich den Verlust wieder drin hatte. Runde für Runde wird man reicher, denn das Geldverdienen geht, obwohl man die ganze Zeit nur begrenze Kapazitäten hat, flott vonstatten. Es gibt nur wenig, was einen in dieser Hinsicht stoppen könnte. Wer die Orte von Kehlstadt bis Prahlheim kennt und weiß, auf welchem Markt man was billig erhält und wo es sich teuer verkaufen lässt, lässt sich durch nichts vom Aufstieg abhalten. Auch wenn die Räuber bisweilen geballt kommen und weder Flucht, Bestechung noch Beschimpfungen helfen, ärgern einen die virtuellen Gesellen zum Glück nie bis aufs Blut.
Drei Siegoptionen
Es gibt drei Sieg-Bedingungen, die sich vor allem gegen Spielende unterscheiden. Der Spieler kann die Händlervereinigungen in den zehn fiktiven Städten von sich überzeugen, Kurfürst werden oder alle virtuellen Gegner im Kampf besiegen. Da das mit dem Fechten so eine Sache ist, habe ich in der Vorschau versucht, den höchsten Titel zu kassieren. Ein paar Stunden braucht man schon, bis man den ersten Adelstitel eingeheimst hat, so dass es nichts für ungeduldige Naturen ist. Dieses Mal kümmere ich mich eher um die Überzeugung der Gilden, was im Grunde ähnlich beginnt: Bis ich nicht mindestens Graf bin, verhandelt niemand mit mir. Danach geht’s dann wie beim Verspotten weiter, bis alle auf meiner Seite stehen. Leider gibt es keinen Mehrspieler-Modus, denn gerade hier würde das an ein Bettspiel erinnernde Spielprinzip zusätzlichen Reiz und weitere Langzeitmotivation spendieren.
Zwar läuft jede Partie etwas anders, aber der Beginn bleibt zumeist ähnlich. Mein Vater segnet das Zeitliche und ich als Erbe muss nun ohne großes Vorwissen in seine Fußstapfen treten. Ich werde Kaufmann, habe aber noch wenig Geld und keinerlei Landbesitz wie Kontore oder Produktionsstätten. Das Tutorial hilft mir, meinen Weg zu finden. Der Aufstieg ist verzahnt, so dass man ohne Kontore keine Titel bekommt und umgekehrt. Das sorgt dafür, dass man auch fremde Städte bereist, um dort weitere Kontore zu kaufen. Die Titel entsprechen in etwa dem, was man noch vom Ur-Gilde kennt. Für den Stadtherrn braucht man ein Kontor und einen Betrieb sowie 6.000 Gulden. Darüber hinaus gibt es zwölf Szenarien, in denen man innerhalb einer festen Zahl von Runden ein Ziel erreichen muss.